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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Org
estehen, und andern soll unter
Orgel noch ein und anders beyge-
[b]racht werden; unterdessen wird
nicht unangenehm seyn, von de-
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]en Erfindung etwas zu geden-
[c]ken. Es ist sehr glaubwürdig,
daß die Orgeln eine sehr alte In-
vention
sind, und wollen die in
den Orientalischen Sprachen Er-
fahrne das Wort Ugabh oder
Uggaff, so an verschiedenen Orten
in Heil. Schrifft, sonderlich von
Jubal, dem Pfeiffen-Erfinder,
und bey dem Hiob gedacht wird,
Orgeln oder Orgel-Pfeiffen ver-
deutschen. Die heutigen Juden,
wie Praetorius in Organograph.
erzehlet, geben vor, es habe Kö-
nig Salomon, in dem herrlichen
Tempel zu Jerusalem, eine Orgel
aus eigener Erfindung bauen
lassen, welche die unserigen weit
übertroffen, so wir aber zu dero
Beweis anheim stellen. Ge-
wiß ist es, daß bereits bey den
Griechen einige Arten der Orgeln
bekannt gewesen, vor deren Er-
finder etliche mit Tertulliano den
Archimedem, andere aber mit Pli-
nio, Vitruvio
und Athenaeo, den
Ctesibium halten, welche Art der
Orgeln Hydraulae genennet wor-
den, darum, daß man deren
Blas-Bälge nicht nach heutiger
Art getreten oder gezogen, son-
dern durch gewisse Leitungen des
Wassers getrieben hat. Porphy-
rius
hat in Lateinischen, und Ju-
lianus Parabates,
in Griechischen
Versen die Orgeln der Alten be-
schrieben, aus welchen man sich
verwundern muß, wie nahe jene
alte Invention der unsrigen heut zu
Tage verwandt seye; und ist nicht
zu zweiffeln, daß sie von gantz ge-
ringer Erfindung immer zu mehr
und mehrerer perfection und Voll-
[Spaltenumbruch]
Org
kommenheit gelanget seyn. Der
Anfang ist sehr gering und schlecht
gewesen, und sollen die ersten Or-
geln mehr nicht als funffzehen
Pfeiffen gehabt haben, zu welchen
man iedesmal, wenn sie geschla-
gen werden sollen, zwölff Blase-
Bälge aus den Schmied-Essen
entlehnet hat, die den benöthig-
ten Wind gegeben, wie Aventi-
nus
berichtet. Das Pedal hat
Anno 1480 der Deutsche Bern-
hard erfunden. Der heilige Hie-
ronymus
hat zu seiner Zeit, nem-
lich um das Jahr nach Christi Ge-
burt 400, ein solch Orgel-Werck zu
Jerusalem gefunden, welches ie-
doch, wie er schreibet, einen so
lauten Schall von sich gegeben,
daß es bis nach dem Oelberg er-
klungen. Jm Jahr Christi 753,
oder wie andere wollen 757, als
in welchem die Orgeln in bessern
Stand gebracht worden, verehr-
te der Constantinopolitanische
Kayser Constantinus, mit dem
Zunahmen Copronymus, dem
neu gekrönten König in Franck-
reich, und Vater Kayser Carls
des Grossen, Pipino, unter an-
dern ansehnlichen Präsenten, auch
eine künstliche Orgel, welche die er-
ste gewesen, so man im Occident
gesehen, wovon einige sinnreiche
Meister in Nürnberg die Anlei-
tung genommen, Positive und
andere Orgelwercke nachzuma-
chen. Wiewol Salomon van
Till berichtet, es wären im Jah-
re 660 in Engelland schon Orgeln
bekannt gewesen.

Organum portatile,

Eine kleine Orgel, welche man
forttragen und hinsetzen kan, wo-
hin man will; ein Positiv.

Orga-

[Spaltenumbruch]

Org
eſtehen, und andern ſoll unter
Orgel noch ein und anders beyge-
[b]racht werden; unterdeſſen wird
nicht unangenehm ſeyn, von de-
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]en Erfindung etwas zu geden-
[c]ken. Es iſt ſehr glaubwuͤrdig,
daß die Orgeln eine ſehr alte In-
vention
ſind, und wollen die in
den Orientaliſchen Sprachen Er-
fahrne das Wort Ugabh oder
Uggaff, ſo an verſchiedenen Orten
in Heil. Schrifft, ſonderlich von
Jubal, dem Pfeiffen-Erfinder,
und bey dem Hiob gedacht wird,
Orgeln oder Orgel-Pfeiffen ver-
deutſchen. Die heutigen Juden,
wie Prætorius in Organograph.
erzehlet, geben vor, es habe Koͤ-
nig Salomon, in dem herrlichen
Tempel zu Jeruſalem, eine Orgel
aus eigener Erfindung bauen
laſſen, welche die unſerigen weit
uͤbertroffen, ſo wir aber zu dero
Beweis anheim ſtellen. Ge-
wiß iſt es, daß bereits bey den
Griechen einige Arten der Orgeln
bekannt geweſen, vor deren Er-
finder etliche mit Tertulliano den
Archimedem, andere aber mit Pli-
nio, Vitruvio
und Athenæo, den
Cteſibium halten, welche Art der
Orgeln Hydraulæ genennet wor-
den, darum, daß man deren
Blas-Baͤlge nicht nach heutiger
Art getreten oder gezogen, ſon-
dern durch gewiſſe Leitungen des
Waſſers getrieben hat. Porphy-
rius
hat in Lateiniſchen, und Ju-
lianus Parabates,
in Griechiſchen
Verſen die Orgeln der Alten be-
ſchrieben, aus welchen man ſich
verwundern muß, wie nahe jene
alte Invention der unſrigen heut zu
Tage verwandt ſeye; und iſt nicht
zu zweiffeln, daß ſie von gantz ge-
ringer Erfindung immer zu mehr
und mehrerer perfection und Voll-
[Spaltenumbruch]
Org
kommenheit gelanget ſeyn. Der
Anfang iſt ſehr gering und ſchlecht
geweſen, und ſollen die erſten Or-
geln mehr nicht als funffzehen
Pfeiffen gehabt haben, zu welchen
man iedesmal, wenn ſie geſchla-
gen werden ſollen, zwoͤlff Blaſe-
Baͤlge aus den Schmied-Eſſen
entlehnet hat, die den benoͤthig-
ten Wind gegeben, wie Aventi-
nus
berichtet. Das Pedal hat
Anno 1480 der Deutſche Bern-
hard erfunden. Der heilige Hie-
ronymus
hat zu ſeiner Zeit, nem-
lich um das Jahr nach Chriſti Ge-
burt 400, ein ſolch Orgel-Werck zu
Jeruſalem gefunden, welches ie-
doch, wie er ſchreibet, einen ſo
lauten Schall von ſich gegeben,
daß es bis nach dem Oelberg er-
klungen. Jm Jahr Chriſti 753,
oder wie andere wollen 757, als
in welchem die Orgeln in beſſern
Stand gebracht worden, verehr-
te der Conſtantinopolitaniſche
Kayſer Conſtantinus, mit dem
Zunahmen Copronymus, dem
neu gekroͤnten Koͤnig in Franck-
reich, und Vater Kayſer Carls
des Groſſen, Pipino, unter an-
dern anſehnlichen Praͤſenten, auch
eine kuͤnſtliche Orgel, welche die er-
ſte geweſen, ſo man im Occident
geſehen, wovon einige ſinnreiche
Meiſter in Nuͤrnberg die Anlei-
tung genommen, Poſitive und
andere Orgelwercke nachzuma-
chen. Wiewol Salomon van
Till berichtet, es waͤren im Jah-
re 660 in Engelland ſchon Orgeln
bekannt geweſen.

Organum portatile,

Eine kleine Orgel, welche man
forttragen und hinſetzen kan, wo-
hin man will; ein Poſitiv.

Orga-
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[0850] Org Org eſtehen, und andern ſoll unter Orgel noch ein und anders beyge- bracht werden; unterdeſſen wird nicht unangenehm ſeyn, von de- _en Erfindung etwas zu geden- cken. Es iſt ſehr glaubwuͤrdig, daß die Orgeln eine ſehr alte In- vention ſind, und wollen die in den Orientaliſchen Sprachen Er- fahrne das Wort Ugabh oder Uggaff, ſo an verſchiedenen Orten in Heil. Schrifft, ſonderlich von Jubal, dem Pfeiffen-Erfinder, und bey dem Hiob gedacht wird, Orgeln oder Orgel-Pfeiffen ver- deutſchen. Die heutigen Juden, wie Prætorius in Organograph. erzehlet, geben vor, es habe Koͤ- nig Salomon, in dem herrlichen Tempel zu Jeruſalem, eine Orgel aus eigener Erfindung bauen laſſen, welche die unſerigen weit uͤbertroffen, ſo wir aber zu dero Beweis anheim ſtellen. Ge- wiß iſt es, daß bereits bey den Griechen einige Arten der Orgeln bekannt geweſen, vor deren Er- finder etliche mit Tertulliano den Archimedem, andere aber mit Pli- nio, Vitruvio und Athenæo, den Cteſibium halten, welche Art der Orgeln Hydraulæ genennet wor- den, darum, daß man deren Blas-Baͤlge nicht nach heutiger Art getreten oder gezogen, ſon- dern durch gewiſſe Leitungen des Waſſers getrieben hat. Porphy- rius hat in Lateiniſchen, und Ju- lianus Parabates, in Griechiſchen Verſen die Orgeln der Alten be- ſchrieben, aus welchen man ſich verwundern muß, wie nahe jene alte Invention der unſrigen heut zu Tage verwandt ſeye; und iſt nicht zu zweiffeln, daß ſie von gantz ge- ringer Erfindung immer zu mehr und mehrerer perfection und Voll- kommenheit gelanget ſeyn. Der Anfang iſt ſehr gering und ſchlecht geweſen, und ſollen die erſten Or- geln mehr nicht als funffzehen Pfeiffen gehabt haben, zu welchen man iedesmal, wenn ſie geſchla- gen werden ſollen, zwoͤlff Blaſe- Baͤlge aus den Schmied-Eſſen entlehnet hat, die den benoͤthig- ten Wind gegeben, wie Aventi- nus berichtet. Das Pedal hat Anno 1480 der Deutſche Bern- hard erfunden. Der heilige Hie- ronymus hat zu ſeiner Zeit, nem- lich um das Jahr nach Chriſti Ge- burt 400, ein ſolch Orgel-Werck zu Jeruſalem gefunden, welches ie- doch, wie er ſchreibet, einen ſo lauten Schall von ſich gegeben, daß es bis nach dem Oelberg er- klungen. Jm Jahr Chriſti 753, oder wie andere wollen 757, als in welchem die Orgeln in beſſern Stand gebracht worden, verehr- te der Conſtantinopolitaniſche Kayſer Conſtantinus, mit dem Zunahmen Copronymus, dem neu gekroͤnten Koͤnig in Franck- reich, und Vater Kayſer Carls des Groſſen, Pipino, unter an- dern anſehnlichen Praͤſenten, auch eine kuͤnſtliche Orgel, welche die er- ſte geweſen, ſo man im Occident geſehen, wovon einige ſinnreiche Meiſter in Nuͤrnberg die Anlei- tung genommen, Poſitive und andere Orgelwercke nachzuma- chen. Wiewol Salomon van Till berichtet, es waͤren im Jah- re 660 in Engelland ſchon Orgeln bekannt geweſen. Organum portatile, Eine kleine Orgel, welche man forttragen und hinſetzen kan, wo- hin man will; ein Poſitiv. Orga-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/850>, abgerufen am 21.11.2024.