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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ort, wo er den May hindurch
eine Nachtigal singen gehöret, ge-
hen, mit einem Stock in das dort
herum sich befindende Gebüsche
schlagen, oder gar einen Hund
mit sich lauffen lassen, so wird er
bald hören, daß die alten Nach-
tigalen aus Sorg und Zorn, der
Jungen wegen, sehr hefftig zu
pfeiffen und schnarren anfangen
werden; reget sich nur eine, so ists
ein Zeichen, daß entweder das
Weiblein noch brütet, und er erst
in acht oder zehen Tagen wieder
kommen muß, oder daß er schon
zu spat gekommen, und die Jun-
gen bereits zu starck fliegen kön-
nen; regen sich aber die Alten
beyde, so setze er sich nieder, und
gebe Acht, wo sie mit dem Geäse
hinfliegen, da wird er die Jungen
entweder noch beysammen im Ne-
ste, oder zwar schon aus dem Ne-
ste, eine dort, die andere da, aber
doch alle noch in dem Stande fin-
den, daß er sie mit Händen fangen
kan. Weil sie, wie obgedacht,
das Nest an der Erde haben, als
darff man nur Acht geben, wo
die Alten, wenn sie die Würme
im Schnabel führen, zu schreyen
aufhören: Denn so bald sie nahe
zum Neste kommen, werden sie
still, damit man sie nicht solle se-
hen ätzen; so bald sie aber auch
dasselbe verrichtet haben, schreyen
sie wieder, indem sie andere Wür-
me suchen, und so treiben sie es im-
mer fort, so lange sie iemand se-
hen, und darf man die Jungen
sicher daselbst suchen, wo man in
Acht genommen, daß eine oder
beyde Alte in ein Gebüsch hinein
geflogen, und zu schreyen auf-
gehöret haben. Andere Vögel,
die schon aus ihrem Neste sich be-
geben, lassen sich nicht mit der
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Hand ätzen, aber die jungen Nach-
tigallen nehmen die Speise noch
an, wenn sie gleich schon drey oder
vier Tage aus dem Neste sind,
wofern sie nur nicht schon starck
fliegen können, welche Geschick-
lichkeit sie nicht in dem Nest er-
warten, wie andere Vögel, son-
dern selbiges offt fünff bis sechs
Tage ehe verlassen, und im Ge-
büsche herum hüpffen, ehe sie
Kräffte bekommen recht zu flie-
gen. Wenn man die Jungen ätzet,
muß man etliche frische Ameis-
Eyer zusammen an ein spitziges
Höltzlein anspiessen, und ihnen
also geben, worzu sie anfänglich,
wenn sie etwan schon zu groß wä-
ren, und nicht gerne aufsperren
wolten, durch Voneinanderthun
des Schnabels gar leicht zu zwin-
gen sind, bis sie, wenn dieses nur
etliche mal geschiehet, alsdann in
wenig Stunden selbsten aufsper-
ren, und durch Schreyen ihr Fres-
sen begehren. Will man sie aber
lieber durch ihre eigene Alte auf-
ziehen lassen, so läßt man sie ent-
weder in einem Vogel-Bauer, an
dem Orte, wo man sie gefunden,
stehen, und bedeckt sie mit Gebü-
sche, daß der Regen nicht Scha-
den thun kan, bis sie groß sind,
und selbst fressen können: Oder
man fängt die Alte, und läßt sie
zu Hause aufätzen; und ist am be-
sten, man schneide denen Alten,
man habe gleich einen oder beyde,
die Flügel ab, und lege mitten
in ein helles Zimmer einen abge-
hauenen Schwartz-Dorn oder an-
dern Busch, setze die Jungen hin-
ein, und streue frische Ameis-Eyer
auf der Erde herum, (dabey aber
keine Ameisen mehr seyn müssen,
damit sie die Eyer nicht vertra-
gen,) so wird man bald sehen, wie

die

[Spaltenumbruch]

Nac
Ort, wo er den May hindurch
eine Nachtigal ſingen gehoͤret, ge-
hen, mit einem Stock in das dort
herum ſich befindende Gebuͤſche
ſchlagen, oder gar einen Hund
mit ſich lauffen laſſen, ſo wird er
bald hoͤren, daß die alten Nach-
tigalen aus Sorg und Zorn, der
Jungen wegen, ſehr hefftig zu
pfeiffen und ſchnarren anfangen
werden; reget ſich nur eine, ſo iſts
ein Zeichen, daß entweder das
Weiblein noch bruͤtet, und er erſt
in acht oder zehen Tagen wieder
kommen muß, oder daß er ſchon
zu ſpat gekommen, und die Jun-
gen bereits zu ſtarck fliegen koͤn-
nen; regen ſich aber die Alten
beyde, ſo ſetze er ſich nieder, und
gebe Acht, wo ſie mit dem Geaͤſe
hinfliegen, da wird er die Jungen
entweder noch beyſammen im Ne-
ſte, oder zwar ſchon aus dem Ne-
ſte, eine dort, die andere da, aber
doch alle noch in dem Stande fin-
den, daß er ſie mit Haͤnden fangen
kan. Weil ſie, wie obgedacht,
das Neſt an der Erde haben, als
darff man nur Acht geben, wo
die Alten, wenn ſie die Wuͤrme
im Schnabel fuͤhren, zu ſchreyen
aufhoͤren: Denn ſo bald ſie nahe
zum Neſte kommen, werden ſie
ſtill, damit man ſie nicht ſolle ſe-
hen aͤtzen; ſo bald ſie aber auch
daſſelbe verrichtet haben, ſchreyen
ſie wieder, indem ſie andere Wuͤr-
me ſuchen, und ſo treiben ſie es im-
mer fort, ſo lange ſie iemand ſe-
hen, und darf man die Jungen
ſicher daſelbſt ſuchen, wo man in
Acht genommen, daß eine oder
beyde Alte in ein Gebuͤſch hinein
geflogen, und zu ſchreyen auf-
gehoͤret haben. Andere Voͤgel,
die ſchon aus ihrem Neſte ſich be-
geben, laſſen ſich nicht mit der
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Nac
Hand aͤtzen, aber die jungen Nach-
tigallen nehmen die Speiſe noch
an, wenn ſie gleich ſchon drey oder
vier Tage aus dem Neſte ſind,
wofern ſie nur nicht ſchon ſtarck
fliegen koͤnnen, welche Geſchick-
lichkeit ſie nicht in dem Neſt er-
warten, wie andere Voͤgel, ſon-
dern ſelbiges offt fuͤnff bis ſechs
Tage ehe verlaſſen, und im Ge-
buͤſche herum huͤpffen, ehe ſie
Kraͤffte bekommen recht zu flie-
gen. Wenn man die Jungen aͤtzet,
muß man etliche friſche Ameis-
Eyer zuſammen an ein ſpitziges
Hoͤltzlein anſpieſſen, und ihnen
alſo geben, worzu ſie anfaͤnglich,
wenn ſie etwan ſchon zu groß waͤ-
ren, und nicht gerne aufſperren
wolten, durch Voneinanderthun
des Schnabels gar leicht zu zwin-
gen ſind, bis ſie, wenn dieſes nur
etliche mal geſchiehet, alsdann in
wenig Stunden ſelbſten aufſper-
ren, und durch Schreyen ihr Freſ-
ſen begehren. Will man ſie aber
lieber durch ihre eigene Alte auf-
ziehen laſſen, ſo laͤßt man ſie ent-
weder in einem Vogel-Bauer, an
dem Orte, wo man ſie gefunden,
ſtehen, und bedeckt ſie mit Gebuͤ-
ſche, daß der Regen nicht Scha-
den thun kan, bis ſie groß ſind,
und ſelbſt freſſen koͤnnen: Oder
man faͤngt die Alte, und laͤßt ſie
zu Hauſe aufaͤtzen; und iſt am be-
ſten, man ſchneide denen Alten,
man habe gleich einen oder beyde,
die Fluͤgel ab, und lege mitten
in ein helles Zimmer einen abge-
hauenen Schwartz-Dorn oder an-
dern Buſch, ſetze die Jungen hin-
ein, und ſtreue friſche Ameis-Eyer
auf der Erde herum, (dabey aber
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damit ſie die Eyer nicht vertra-
gen,) ſo wird man bald ſehen, wie

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[0802] Nac Nac Ort, wo er den May hindurch eine Nachtigal ſingen gehoͤret, ge- hen, mit einem Stock in das dort herum ſich befindende Gebuͤſche ſchlagen, oder gar einen Hund mit ſich lauffen laſſen, ſo wird er bald hoͤren, daß die alten Nach- tigalen aus Sorg und Zorn, der Jungen wegen, ſehr hefftig zu pfeiffen und ſchnarren anfangen werden; reget ſich nur eine, ſo iſts ein Zeichen, daß entweder das Weiblein noch bruͤtet, und er erſt in acht oder zehen Tagen wieder kommen muß, oder daß er ſchon zu ſpat gekommen, und die Jun- gen bereits zu ſtarck fliegen koͤn- nen; regen ſich aber die Alten beyde, ſo ſetze er ſich nieder, und gebe Acht, wo ſie mit dem Geaͤſe hinfliegen, da wird er die Jungen entweder noch beyſammen im Ne- ſte, oder zwar ſchon aus dem Ne- ſte, eine dort, die andere da, aber doch alle noch in dem Stande fin- den, daß er ſie mit Haͤnden fangen kan. Weil ſie, wie obgedacht, das Neſt an der Erde haben, als darff man nur Acht geben, wo die Alten, wenn ſie die Wuͤrme im Schnabel fuͤhren, zu ſchreyen aufhoͤren: Denn ſo bald ſie nahe zum Neſte kommen, werden ſie ſtill, damit man ſie nicht ſolle ſe- hen aͤtzen; ſo bald ſie aber auch daſſelbe verrichtet haben, ſchreyen ſie wieder, indem ſie andere Wuͤr- me ſuchen, und ſo treiben ſie es im- mer fort, ſo lange ſie iemand ſe- hen, und darf man die Jungen ſicher daſelbſt ſuchen, wo man in Acht genommen, daß eine oder beyde Alte in ein Gebuͤſch hinein geflogen, und zu ſchreyen auf- gehoͤret haben. Andere Voͤgel, die ſchon aus ihrem Neſte ſich be- geben, laſſen ſich nicht mit der Hand aͤtzen, aber die jungen Nach- tigallen nehmen die Speiſe noch an, wenn ſie gleich ſchon drey oder vier Tage aus dem Neſte ſind, wofern ſie nur nicht ſchon ſtarck fliegen koͤnnen, welche Geſchick- lichkeit ſie nicht in dem Neſt er- warten, wie andere Voͤgel, ſon- dern ſelbiges offt fuͤnff bis ſechs Tage ehe verlaſſen, und im Ge- buͤſche herum huͤpffen, ehe ſie Kraͤffte bekommen recht zu flie- gen. Wenn man die Jungen aͤtzet, muß man etliche friſche Ameis- Eyer zuſammen an ein ſpitziges Hoͤltzlein anſpieſſen, und ihnen alſo geben, worzu ſie anfaͤnglich, wenn ſie etwan ſchon zu groß waͤ- ren, und nicht gerne aufſperren wolten, durch Voneinanderthun des Schnabels gar leicht zu zwin- gen ſind, bis ſie, wenn dieſes nur etliche mal geſchiehet, alsdann in wenig Stunden ſelbſten aufſper- ren, und durch Schreyen ihr Freſ- ſen begehren. Will man ſie aber lieber durch ihre eigene Alte auf- ziehen laſſen, ſo laͤßt man ſie ent- weder in einem Vogel-Bauer, an dem Orte, wo man ſie gefunden, ſtehen, und bedeckt ſie mit Gebuͤ- ſche, daß der Regen nicht Scha- den thun kan, bis ſie groß ſind, und ſelbſt freſſen koͤnnen: Oder man faͤngt die Alte, und laͤßt ſie zu Hauſe aufaͤtzen; und iſt am be- ſten, man ſchneide denen Alten, man habe gleich einen oder beyde, die Fluͤgel ab, und lege mitten in ein helles Zimmer einen abge- hauenen Schwartz-Dorn oder an- dern Buſch, ſetze die Jungen hin- ein, und ſtreue friſche Ameis-Eyer auf der Erde herum, (dabey aber keine Ameiſen mehr ſeyn muͤſſen, damit ſie die Eyer nicht vertra- gen,) ſo wird man bald ſehen, wie die

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/802>, abgerufen am 22.11.2024.