Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mau hin bringen, ist es desto besser. Jneben diesem Alter werden sie auch Last zu tragen und andere Arbei- ten zu thun angewöhnet, müssen aber damit nicht auf einmal hart angegriffen, sondern solche soll nach und nach vermehret, und die rechte Maasse darinne gehal- ten werden, damit sie bey Kräf- ten und guter Lust verbleiben, und desto länger dauren mögen. Am gewöhnlichsten wird ihre Last, so sie tragen können, auf 3 Centner ge- rechnet. Wegen ihres sanfften Ganges und gewissen Trittes sind sie an gebirgigen Orten, insonder- heit gut zum Reiten und Last-Tra- gen zu gebrauchen, wiewol sie auch von einigen allein vor Last- Wagen, wie in Spanien vor Kut- schen gespannet werden. Weil sie sehr tückisch sind und gerne um sich beissen, pflegt man ihnen ge- meiniglich einen Maul- oder Beiß- Korb anzuhängen. Wenn ein Maul-Thier schwer Athem holet, so ist das gewöhnlichste Mittel, ihm das Blut zu lassen, oder, welches noch besser, ein gemesse- nes Nössel Wein, in welches Oel und Weyrauch, iedes eines Loths schwer, gethan worden, ihm ein- zuschütten. Wider das Reissen im Leibe soll man ihnen grünen Kohl zu essen geben. So ein Maul- Esel abnimmt, blöde und mager wird, oder auch den Husten oder Bauchwehe bekommt, soll man demselben ein Loth gestossenen Schwefel, ein Qventlein gestos- sene Myrrhen, und ein rohes Ey, durch einander in Wein gemischt, warm eingiessen. Wenn aber ein Maul-Esel sich sehr ermüdet und erhitzet hat, pflegt man ihm einen Einguß von Schmaltz und Wein zu machen, und warm zu geben. [Spaltenumbruch] Mau Jhre übrigen Mängel und Kranck-heiten haben sie sowol als deren Cu- ren mit den Pferden gemein. Maulbeer-Bäume, Morus, Sind wegen der Blätter und tern Z z 3
[Spaltenumbruch] Mau hin bringen, iſt es deſto beſſer. Jneben dieſem Alter werden ſie auch Laſt zu tragen und andere Arbei- ten zu thun angewoͤhnet, muͤſſen aber damit nicht auf einmal hart angegriffen, ſondern ſolche ſoll nach und nach vermehret, und die rechte Maaſſe darinne gehal- ten werden, damit ſie bey Kraͤf- ten und guter Luſt verbleiben, und deſto laͤnger dauren moͤgen. Am gewoͤhnlichſten wird ihre Laſt, ſo ſie tragen koͤnnen, auf 3 Centner ge- rechnet. Wegen ihres ſanfften Ganges und gewiſſen Trittes ſind ſie an gebirgigen Orten, inſonder- heit gut zum Reiten und Laſt-Tra- gen zu gebrauchen, wiewol ſie auch von einigen allein vor Laſt- Wagen, wie in Spanien vor Kut- ſchen geſpannet werden. Weil ſie ſehr tuͤckiſch ſind und gerne um ſich beiſſen, pflegt man ihnen ge- meiniglich einen Maul- oder Beiß- Korb anzuhaͤngen. Wenn ein Maul-Thier ſchwer Athem holet, ſo iſt das gewoͤhnlichſte Mittel, ihm das Blut zu laſſen, oder, welches noch beſſer, ein gemeſſe- nes Noͤſſel Wein, in welches Oel und Weyrauch, iedes eines Loths ſchwer, gethan worden, ihm ein- zuſchuͤtten. Wider das Reiſſen im Leibe ſoll man ihnen gruͤnen Kohl zu eſſen geben. So ein Maul- Eſel abnimmt, bloͤde und mager wird, oder auch den Huſten oder Bauchwehe bekommt, ſoll man demſelben ein Loth geſtoſſenen Schwefel, ein Qventlein geſtoſ- ſene Myrrhen, und ein rohes Ey, durch einander in Wein gemiſcht, warm eingieſſen. Wenn aber ein Maul-Eſel ſich ſehr ermuͤdet und erhitzet hat, pflegt man ihm einen Einguß von Schmaltz und Wein zu machen, und warm zu geben. [Spaltenumbruch] Mau Jhre uͤbrigen Maͤngel und Kranck-heiten haben ſie ſowol als deren Cu- ren mit den Pferden gemein. Maulbeer-Baͤume, Morus, Sind wegen der Blaͤtter und tern Z z 3
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Mau
Mau
hin bringen, iſt es deſto beſſer. Jn
eben dieſem Alter werden ſie auch
Laſt zu tragen und andere Arbei-
ten zu thun angewoͤhnet, muͤſſen
aber damit nicht auf einmal hart
angegriffen, ſondern ſolche ſoll
nach und nach vermehret, und
die rechte Maaſſe darinne gehal-
ten werden, damit ſie bey Kraͤf-
ten und guter Luſt verbleiben, und
deſto laͤnger dauren moͤgen. Am
gewoͤhnlichſten wird ihre Laſt, ſo ſie
tragen koͤnnen, auf 3 Centner ge-
rechnet. Wegen ihres ſanfften
Ganges und gewiſſen Trittes ſind
ſie an gebirgigen Orten, inſonder-
heit gut zum Reiten und Laſt-Tra-
gen zu gebrauchen, wiewol ſie
auch von einigen allein vor Laſt-
Wagen, wie in Spanien vor Kut-
ſchen geſpannet werden. Weil
ſie ſehr tuͤckiſch ſind und gerne um
ſich beiſſen, pflegt man ihnen ge-
meiniglich einen Maul- oder Beiß-
Korb anzuhaͤngen. Wenn ein
Maul-Thier ſchwer Athem holet,
ſo iſt das gewoͤhnlichſte Mittel,
ihm das Blut zu laſſen, oder,
welches noch beſſer, ein gemeſſe-
nes Noͤſſel Wein, in welches Oel
und Weyrauch, iedes eines Loths
ſchwer, gethan worden, ihm ein-
zuſchuͤtten. Wider das Reiſſen
im Leibe ſoll man ihnen gruͤnen
Kohl zu eſſen geben. So ein Maul-
Eſel abnimmt, bloͤde und mager
wird, oder auch den Huſten oder
Bauchwehe bekommt, ſoll man
demſelben ein Loth geſtoſſenen
Schwefel, ein Qventlein geſtoſ-
ſene Myrrhen, und ein rohes Ey,
durch einander in Wein gemiſcht,
warm eingieſſen. Wenn aber ein
Maul-Eſel ſich ſehr ermuͤdet und
erhitzet hat, pflegt man ihm einen
Einguß von Schmaltz und Wein
zu machen, und warm zu geben.
Jhre uͤbrigen Maͤngel und Kranck-
heiten haben ſie ſowol als deren Cu-
ren mit den Pferden gemein.
Maulbeer-Baͤume, Morus,
Sind wegen der Blaͤtter und
Frucht ſehr nuͤtzlich zu gebrauchen,
nemlich die Blaͤtter fuͤr die Sei-
den-Wuͤrmer zu ihrer Nahrung;
und iſt genung zu bedauren, daß
das Pflantzen der Maulbeer-Baͤu-
me in Deutſchland ſo gar hintan
geſetzet wird, da doch dieſer Baum
in unſer Clima ſich uͤberaus wohl
ſchicket, indem er nicht eher
ausſchlaͤgt, als bis keine Kaͤlte
mehr zu beſorgen iſt, wie er denn
auch derſelben ſehr widerſtehet,
und in dem harten Winter 1709
wol 10 Nuß-Baͤume, ehe als ein
Maulbeer-Baum, erfroren. Es
will aber der Maulbeer-Baum
ein mittelmaͤßiges Erdreich haben,
die Pflantzen ſchieſſen ihre Wur-
tzel ſehr tieff, perpendiculariter
in die Erde; die rechte Zeit, ſol-
che zu verſetzen, iſt im Fruͤh-Jahr.
So etwan ein alter abgehender
Baum vorhanden, ſo haue man
denſelben nicht allzuhoch von
Grund ab, ſo werden von ſol-
chem uͤbergebliebenen Stamm viel
junge Sproͤßlinge ausſchieſſen, die
man entweder mit gutem Grund
bedecken, und alſo wurtzeln laſ-
ſen, oder eingraben und pflantzen
kan, wie man mit den Wein-Re-
ben thut; it. man ziehe einen
Maulbeer-Baums-Aſt durch ein
Geſchirr, fuͤlle das mit guter Er-
de an, mache es an dem Baum fe-
ſte, daß es nicht koͤnne beweget
werden, ſo wird dieſer Aſt in dem
Geſchirr Wurtzel ſchlagen, daß er
hernach leichtlich kan verſetzet wer-
den. Eine ſtatliche Land-Poli-
cey waͤre es, wenn in allen Aem-
tern
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