Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mau soll man täglich vom Antimoniocrudo zu fressen geben, als wel- ches auch inwendig den Fluß ab- führet. Maul, Maul-Esel, Maul- Thier, Jst ein Last-Thier, so entweder Mau man leichte einen mittelmäßigenHengst bekommen, wiewol die da- von gefallene Füllen nicht beson- ders ästimiret werden. Zur Be- leg-Zeit nimmt man gemeiniglich das Mittel des Mertzen, damit die Füllen das folgende Jahr zu einer beqvemen Zeit fallen, nem- lich wenn das junge Gras derge- stalt hervor gewachsen, daß es die Mutter und das Füllen mit ge- niessen kan. Man läst dabey ei- nen Esel zum Bespringen der Stu- ten, weil er sich mehr als ein Hengst angreifft, länger nicht als bis ins zehende Jahr gelten. Die Füllen saugen nicht über sechs oder sieben Monat, und entwehnen sich selbst, werden auch von den Müttern schwerlich länger zuge- lassen. So bald ein Maul-Esel das dritte Jahr seines Alters er- reichet, kan man sehen, wie hoch er wird, denn wenn man die Län- ge eines Fusses mit einem Faden doppelt misset, so findet man sei- ne völlige Höhe. Wenn sie sich gerne beschlagen, satteln und zäu- men lassen, auch nicht scheu noch stetig sind, so werden sie in höherm Werth gehalten, als die, so diese Tugenden nicht an sich haben. Mit den jungen Maul-Eseln muß ein Maul-Thier-Wärter grosse Ge- dult haben, angesehen nicht leicht ein ungehorsamers Thier, als sie sind, und wer was mit ihnen ausrichten will, der muß den Hun- ger zu Hülffe nehmen, ihre wider- spenstige Art zu bändigen und zu zähmen. Die zum Reiten ge- braucht werden sollen, schickt man eher nicht, als wenn sie drey Jahr alt sind, auf die Schule, da wer- den sie mit Seilen gespannt, und einen Zelt zu gehen angewiesen; kan man sie aber ungespannt da- hin
[Spaltenumbruch] Mau ſoll man taͤglich vom Antimoniocrudo zu freſſen geben, als wel- ches auch inwendig den Fluß ab- fuͤhret. Maul, Maul-Eſel, Maul- Thier, Jſt ein Laſt-Thier, ſo entweder Mau man leichte einen mittelmaͤßigenHengſt bekommen, wiewol die da- von gefallene Fuͤllen nicht beſon- ders aͤſtimiret werden. Zur Be- leg-Zeit nimmt man gemeiniglich das Mittel des Mertzen, damit die Fuͤllen das folgende Jahr zu einer beqvemen Zeit fallen, nem- lich wenn das junge Gras derge- ſtalt hervor gewachſen, daß es die Mutter und das Fuͤllen mit ge- nieſſen kan. Man laͤſt dabey ei- nen Eſel zum Beſpringen der Stu- ten, weil er ſich mehr als ein Hengſt angreifft, laͤnger nicht als bis ins zehende Jahr gelten. Die Fuͤllen ſaugen nicht uͤber ſechs oder ſieben Monat, und entwehnen ſich ſelbſt, werden auch von den Muͤttern ſchwerlich laͤnger zuge- laſſen. So bald ein Maul-Eſel das dritte Jahr ſeines Alters er- reichet, kan man ſehen, wie hoch er wird, denn wenn man die Laͤn- ge eines Fuſſes mit einem Faden doppelt miſſet, ſo findet man ſei- ne voͤllige Hoͤhe. Wenn ſie ſich gerne beſchlagen, ſatteln und zaͤu- men laſſen, auch nicht ſcheu noch ſtetig ſind, ſo werden ſie in hoͤherm Werth gehalten, als die, ſo dieſe Tugenden nicht an ſich haben. Mit den jungen Maul-Eſeln muß ein Maul-Thier-Waͤrter groſſe Ge- dult haben, angeſehen nicht leicht ein ungehorſamers Thier, als ſie ſind, und wer was mit ihnen ausrichten will, der muß den Hun- ger zu Huͤlffe nehmen, ihre wider- ſpenſtige Art zu baͤndigen und zu zaͤhmen. Die zum Reiten ge- braucht werden ſollen, ſchickt man eher nicht, als wenn ſie drey Jahr alt ſind, auf die Schule, da wer- den ſie mit Seilen geſpannt, und einen Zelt zu gehen angewieſen; kan man ſie aber ungeſpannt da- hin
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Mau
Mau
ſoll man taͤglich vom Antimonio
crudo zu freſſen geben, als wel-
ches auch inwendig den Fluß ab-
fuͤhret.
Maul, Maul-Eſel, Maul-
Thier,
Jſt ein Laſt-Thier, ſo entweder
von einem Eſel-Heugſt und einem
Mutter-Pferd oder von einer Eſe-
lin und Pferde-Hengſt gefallen,
und zum Tragen und Ziehen ge-
brauchet wird; dieweil, welches
merckwuͤrdig, dieſes Thier nicht
vermoͤgend ſein Geſchlecht fortzu-
pflantzen, deswegen es fuͤr ein
Wunder zu halten, wenn derglei-
chen ſich etwa auch an einem Or-
te zutragen ſolte. Die man von
einem groſſen Muͤller-Eſel und ei-
ner Stuten erzielet, ſind die be-
ſten und ſtaͤrckſten, haben von der
Mutter die Groͤſſe, und von dem
Vater die Ohren, den Schwantz,
die Stimme im Schreyen, das
Creutz auf den Ruͤcken, tragen den
Hals gegen der Erde gebuͤcket, und
haben wie die Eſel 36 Zaͤhne, ſehen
aber uͤbrigens einem Pferde aͤhnli-
cher. Die Eſel-Hengſte, ſo man
zum Belegen brauchen will, ſind
die ſchoͤnſten, welche licht-brauner
Farbe mit weiſſen Maͤulern. Die
allerſchoͤnſten aber ſind die ſchwar-
tzen mit gleichfalls ſchwartzen
Baͤuchen und einer ſchwaͤrtzlich-
ten Zunge, von welchen beyden
Sorten die beſten Maul-Thiere
zu fallen pflegen; nicht weniger
ſoll das Mutter-Pferd groß vom
Leibe, ſtarck von Knochen, ſchoͤn
von Statur, und nicht gar zu alt
ſeyn. Diejenigen, die von einer
Eſelin und von einem Pferde fal-
fen, und beſonders Hinni genen-
net werden, bleiben etwas kleiner.
Zum Belegen einer Eſelin kan
man leichte einen mittelmaͤßigen
Hengſt bekommen, wiewol die da-
von gefallene Fuͤllen nicht beſon-
ders aͤſtimiret werden. Zur Be-
leg-Zeit nimmt man gemeiniglich
das Mittel des Mertzen, damit
die Fuͤllen das folgende Jahr zu
einer beqvemen Zeit fallen, nem-
lich wenn das junge Gras derge-
ſtalt hervor gewachſen, daß es die
Mutter und das Fuͤllen mit ge-
nieſſen kan. Man laͤſt dabey ei-
nen Eſel zum Beſpringen der Stu-
ten, weil er ſich mehr als ein
Hengſt angreifft, laͤnger nicht als
bis ins zehende Jahr gelten. Die
Fuͤllen ſaugen nicht uͤber ſechs oder
ſieben Monat, und entwehnen
ſich ſelbſt, werden auch von den
Muͤttern ſchwerlich laͤnger zuge-
laſſen. So bald ein Maul-Eſel
das dritte Jahr ſeines Alters er-
reichet, kan man ſehen, wie hoch
er wird, denn wenn man die Laͤn-
ge eines Fuſſes mit einem Faden
doppelt miſſet, ſo findet man ſei-
ne voͤllige Hoͤhe. Wenn ſie ſich
gerne beſchlagen, ſatteln und zaͤu-
men laſſen, auch nicht ſcheu noch
ſtetig ſind, ſo werden ſie in hoͤherm
Werth gehalten, als die, ſo dieſe
Tugenden nicht an ſich haben. Mit
den jungen Maul-Eſeln muß ein
Maul-Thier-Waͤrter groſſe Ge-
dult haben, angeſehen nicht leicht
ein ungehorſamers Thier, als ſie
ſind, und wer was mit ihnen
ausrichten will, der muß den Hun-
ger zu Huͤlffe nehmen, ihre wider-
ſpenſtige Art zu baͤndigen und zu
zaͤhmen. Die zum Reiten ge-
braucht werden ſollen, ſchickt man
eher nicht, als wenn ſie drey Jahr
alt ſind, auf die Schule, da wer-
den ſie mit Seilen geſpannt, und
einen Zelt zu gehen angewieſen;
kan man ſie aber ungeſpannt da-
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