Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mar Sie pflegen den Vögeln in derBrut-Zeit ihre Eyer, ohne solche zu zerbrechen, durch ein kleines darein gebissenes Löch- lein auszusauffen. Jhre Brunst geschiehet im Januario, und se- tzen im Martio, nach neun Wo- chen, drey oder vier Junge auf einmal, welche von denen Alten mit jungen Vögeln auferzogen werden, wobey jene insonderheit wohl wahrzunehmen wissen, daß sie an dem Orte, wo sie ihre jun- ge liegen haben, nicht leichtlich et- was rauben werden, um dadurch sich nicht ausspüren oder mercken zu lassen. Jhre Losung ist wider die Natur aller andern so wilden als zahmen Thiere dem Menschen sonderlich angenehm, und riecht fast wie Bisam. Die Stein-Marder sind etwas kleiner Mar bekommen können, sauffen siedem Geflügel die Eyer aus, und gehen denen Mäusen nach. Sie bleiben nicht allein beständig an der Erde, und lassen sich spüren, fondern sind auch durch weniges Klopffen in Scheunen, Ställen, Häusern, alten Gemäuern, und dergleichen leichtlich rege und flüchtig zu machen. Sie brun- sten auch im Februario, tragen 9 Wochen, und haben im April ihre Jungen. Sowol der Baum-als Stein-Marder pflegen in der Brunst sich einander zu beissen und sehr zu schreyen, daß es bey der Nacht weit zu hören, ihre Junge aber werden blind geboh- ren. Wenn die jungen Baum- Marder bey den Leuten mit Milch erzogen werden, spielen sie gerne, sonderlich wenn man sie mit einem jungen Hunde erziehet; sie wer- den im Spielen nicht leicht böse gemacht, aber, wenn sie fressen oder schlaffen, muß man sie zu frieden lassen. Die Marder wer- den am besten mit denen Fall-Ei- sen, Marder-Fallen, und Mar- der-Garnen gefangen, aber nicht gerne geschossen, weil der Balg durch das Schiessen leichtlich ver- derbet wird. Es giebt aber die- ser Balg ein trefflich Rauchwerck ab, so man entweder gefärbt oder ungefärbt zu Frauenzimmer-Müf- fen, Palatinen und mancherley Gebräme vielfältig verbrauchet. Marder-Falle, Jst entweder einfach oder ge- zusam-
[Spaltenumbruch] Mar Sie pflegen den Voͤgeln in derBrut-Zeit ihre Eyer, ohne ſolche zu zerbrechen, durch ein kleines darein gebiſſenes Loͤch- lein auszuſauffen. Jhre Brunſt geſchiehet im Januario, und ſe- tzen im Martio, nach neun Wo- chen, drey oder vier Junge auf einmal, welche von denen Alten mit jungen Voͤgeln auferzogen werden, wobey jene inſonderheit wohl wahrzunehmen wiſſen, daß ſie an dem Orte, wo ſie ihre jun- ge liegen haben, nicht leichtlich et- was rauben werden, um dadurch ſich nicht ausſpuͤren oder mercken zu laſſen. Jhre Loſung iſt wider die Natur aller andern ſo wilden als zahmen Thiere dem Menſchen ſonderlich angenehm, und riecht faſt wie Biſam. Die Stein-Marder ſind etwas kleiner Mar bekommen koͤnnen, ſauffen ſiedem Gefluͤgel die Eyer aus, und gehen denen Maͤuſen nach. Sie bleiben nicht allein beſtaͤndig an der Erde, und laſſen ſich ſpuͤren, fondern ſind auch durch weniges Klopffen in Scheunen, Staͤllen, Haͤuſern, alten Gemaͤuern, und dergleichen leichtlich rege und fluͤchtig zu machen. Sie brun- ſten auch im Februario, tragen 9 Wochen, und haben im April ihre Jungen. Sowol der Baum-als Stein-Marder pflegen in der Brunſt ſich einander zu beiſſen und ſehr zu ſchreyen, daß es bey der Nacht weit zu hoͤren, ihre Junge aber werden blind geboh- ren. Wenn die jungen Baum- Marder bey den Leuten mit Milch erzogen werden, ſpielen ſie gerne, ſonderlich wenn man ſie mit einem jungen Hunde erziehet; ſie wer- den im Spielen nicht leicht boͤſe gemacht, aber, wenn ſie freſſen oder ſchlaffen, muß man ſie zu frieden laſſen. Die Marder wer- den am beſten mit denen Fall-Ei- ſen, Marder-Fallen, und Mar- der-Garnen gefangen, aber nicht gerne geſchoſſen, weil der Balg durch das Schieſſen leichtlich ver- derbet wird. Es giebt aber die- ſer Balg ein trefflich Rauchwerck ab, ſo man entweder gefaͤrbt oder ungefaͤrbt zu Frauenzimmer-Muͤf- fen, Palatinen und mancherley Gebraͤme vielfaͤltig verbrauchet. Marder-Falle, Jſt entweder einfach oder ge- zuſam-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0735"/><cb n="1429"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mar</hi></hi></fw><lb/> Sie pflegen den Voͤgeln in der<lb/> Brut-Zeit ihre Eyer, ohne<lb/> ſolche zu zerbrechen, durch ein<lb/> kleines darein gebiſſenes Loͤch-<lb/> lein auszuſauffen. Jhre Brunſt<lb/> geſchiehet im Januario, und ſe-<lb/> tzen im Martio, nach neun Wo-<lb/> chen, drey oder vier Junge auf<lb/> einmal, welche von denen Alten<lb/> mit jungen Voͤgeln auferzogen<lb/> werden, wobey jene inſonderheit<lb/> wohl wahrzunehmen wiſſen, daß<lb/> ſie an dem Orte, wo ſie ihre jun-<lb/> ge liegen haben, nicht leichtlich et-<lb/> was rauben werden, um dadurch<lb/> ſich nicht ausſpuͤren oder mercken<lb/> zu laſſen. Jhre Loſung iſt wider<lb/> die Natur aller andern ſo wilden<lb/> als zahmen Thiere dem Menſchen<lb/> ſonderlich angenehm, und riecht<lb/> faſt wie Biſam. Die</p><lb/> <p>Stein-Marder ſind etwas kleiner<lb/> und falbigter, haben eine weiſſe<lb/> Kehle, und halten ſich in Fels-<lb/> Loͤchern und Steinritzen, auch in<lb/> alten Gemaͤuern, und unter den<lb/> Daͤchern der Haͤuſer, Scheunen,<lb/> Staͤlle und anderer Gebaͤude auf.<lb/> Sie ſind ſonderbare Liebhaber von<lb/> jungen Tauben, Huͤnern und an-<lb/> dern Gefluͤgel, welches die Haus-<lb/> Muͤtter oͤffters mit ihrem groͤſten<lb/> Schaden gewahr werden, maſſen<lb/> ſie in den Huͤner-Haͤuſern, wenn<lb/> ſie einmal darein gerathen, derge-<lb/> ſtalt fleißig arbeiten, daß, ſo ſie<lb/> nicht geſchrecket, und davon ge-<lb/> jaget werden, ſelbige vielmal kein<lb/> Hun beym Leben laſſen, ſondern<lb/> ſo lange wuͤrgen, bis ſie alle er-<lb/> legt ſind, und, welches das ver-<lb/> wunderlichſte iſt, ſo beiſſen ſie de-<lb/> nen Huͤnern allen im Genicke die<lb/> Koͤpffe entzwey. Was ſie wuͤr-<lb/> gen, ſchleppen ſie nach ihrem La-<lb/> ger ins Heu, Stroh, oder ſonſten<lb/> in ein Loch. So ſie nichts anders<lb/><cb n="1430"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mar</hi></hi></fw><lb/> bekommen koͤnnen, ſauffen ſie<lb/> dem Gefluͤgel die Eyer aus, und<lb/> gehen denen Maͤuſen nach. Sie<lb/> bleiben nicht allein beſtaͤndig an<lb/> der Erde, und laſſen ſich ſpuͤren,<lb/> fondern ſind auch durch weniges<lb/> Klopffen in Scheunen, Staͤllen,<lb/> Haͤuſern, alten Gemaͤuern, und<lb/> dergleichen leichtlich rege und<lb/> fluͤchtig zu machen. Sie brun-<lb/> ſten auch im Februario, tragen 9<lb/> Wochen, und haben im April ihre<lb/> Jungen. Sowol der Baum-als<lb/> Stein-Marder pflegen in der<lb/> Brunſt ſich einander zu beiſſen<lb/> und ſehr zu ſchreyen, daß es bey<lb/> der Nacht weit zu hoͤren, ihre<lb/> Junge aber werden blind geboh-<lb/> ren. Wenn die jungen Baum-<lb/> Marder bey den Leuten mit Milch<lb/> erzogen werden, ſpielen ſie gerne,<lb/> ſonderlich wenn man ſie mit einem<lb/> jungen Hunde erziehet; ſie wer-<lb/> den im Spielen nicht leicht boͤſe<lb/> gemacht, aber, wenn ſie freſſen<lb/> oder ſchlaffen, muß man ſie zu<lb/> frieden laſſen. Die Marder wer-<lb/> den am beſten mit denen Fall-Ei-<lb/> ſen, Marder-Fallen, und Mar-<lb/> der-Garnen gefangen, aber nicht<lb/> gerne geſchoſſen, weil der Balg<lb/> durch das Schieſſen leichtlich ver-<lb/> derbet wird. Es giebt aber die-<lb/> ſer Balg ein trefflich Rauchwerck<lb/> ab, ſo man entweder gefaͤrbt oder<lb/> ungefaͤrbt zu Frauenzimmer-Muͤf-<lb/> fen, Palatinen und mancherley<lb/> Gebraͤme vielfaͤltig verbrauchet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Marder-Falle,</hi> </head><lb/> <p>Jſt entweder einfach oder ge-<lb/> doppelt. Zur einfachen Marder-<lb/> Falle nimmt man drey Stuͤcken<lb/> Pfoſten, ſo drey oder vier Schuh<lb/> lang, neun bis zehen Zoll breit,<lb/> und drey Zoll dick ſeyn ſollen.<lb/> Dieſe drey Stuͤcken werden alſo<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zuſam-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0735]
Mar
Mar
Sie pflegen den Voͤgeln in der
Brut-Zeit ihre Eyer, ohne
ſolche zu zerbrechen, durch ein
kleines darein gebiſſenes Loͤch-
lein auszuſauffen. Jhre Brunſt
geſchiehet im Januario, und ſe-
tzen im Martio, nach neun Wo-
chen, drey oder vier Junge auf
einmal, welche von denen Alten
mit jungen Voͤgeln auferzogen
werden, wobey jene inſonderheit
wohl wahrzunehmen wiſſen, daß
ſie an dem Orte, wo ſie ihre jun-
ge liegen haben, nicht leichtlich et-
was rauben werden, um dadurch
ſich nicht ausſpuͤren oder mercken
zu laſſen. Jhre Loſung iſt wider
die Natur aller andern ſo wilden
als zahmen Thiere dem Menſchen
ſonderlich angenehm, und riecht
faſt wie Biſam. Die
Stein-Marder ſind etwas kleiner
und falbigter, haben eine weiſſe
Kehle, und halten ſich in Fels-
Loͤchern und Steinritzen, auch in
alten Gemaͤuern, und unter den
Daͤchern der Haͤuſer, Scheunen,
Staͤlle und anderer Gebaͤude auf.
Sie ſind ſonderbare Liebhaber von
jungen Tauben, Huͤnern und an-
dern Gefluͤgel, welches die Haus-
Muͤtter oͤffters mit ihrem groͤſten
Schaden gewahr werden, maſſen
ſie in den Huͤner-Haͤuſern, wenn
ſie einmal darein gerathen, derge-
ſtalt fleißig arbeiten, daß, ſo ſie
nicht geſchrecket, und davon ge-
jaget werden, ſelbige vielmal kein
Hun beym Leben laſſen, ſondern
ſo lange wuͤrgen, bis ſie alle er-
legt ſind, und, welches das ver-
wunderlichſte iſt, ſo beiſſen ſie de-
nen Huͤnern allen im Genicke die
Koͤpffe entzwey. Was ſie wuͤr-
gen, ſchleppen ſie nach ihrem La-
ger ins Heu, Stroh, oder ſonſten
in ein Loch. So ſie nichts anders
bekommen koͤnnen, ſauffen ſie
dem Gefluͤgel die Eyer aus, und
gehen denen Maͤuſen nach. Sie
bleiben nicht allein beſtaͤndig an
der Erde, und laſſen ſich ſpuͤren,
fondern ſind auch durch weniges
Klopffen in Scheunen, Staͤllen,
Haͤuſern, alten Gemaͤuern, und
dergleichen leichtlich rege und
fluͤchtig zu machen. Sie brun-
ſten auch im Februario, tragen 9
Wochen, und haben im April ihre
Jungen. Sowol der Baum-als
Stein-Marder pflegen in der
Brunſt ſich einander zu beiſſen
und ſehr zu ſchreyen, daß es bey
der Nacht weit zu hoͤren, ihre
Junge aber werden blind geboh-
ren. Wenn die jungen Baum-
Marder bey den Leuten mit Milch
erzogen werden, ſpielen ſie gerne,
ſonderlich wenn man ſie mit einem
jungen Hunde erziehet; ſie wer-
den im Spielen nicht leicht boͤſe
gemacht, aber, wenn ſie freſſen
oder ſchlaffen, muß man ſie zu
frieden laſſen. Die Marder wer-
den am beſten mit denen Fall-Ei-
ſen, Marder-Fallen, und Mar-
der-Garnen gefangen, aber nicht
gerne geſchoſſen, weil der Balg
durch das Schieſſen leichtlich ver-
derbet wird. Es giebt aber die-
ſer Balg ein trefflich Rauchwerck
ab, ſo man entweder gefaͤrbt oder
ungefaͤrbt zu Frauenzimmer-Muͤf-
fen, Palatinen und mancherley
Gebraͤme vielfaͤltig verbrauchet.
Marder-Falle,
Jſt entweder einfach oder ge-
doppelt. Zur einfachen Marder-
Falle nimmt man drey Stuͤcken
Pfoſten, ſo drey oder vier Schuh
lang, neun bis zehen Zoll breit,
und drey Zoll dick ſeyn ſollen.
Dieſe drey Stuͤcken werden alſo
zuſam-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |