Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Luc muß; iedoch ist der Luchs (weiler, wenn er sich einmal gestecket, eher und fester als der Wolff hält) auch ehe zu kreissen, das ist, zu umziehen, und wird mit dem klei- nen Zeuge, gleich jenem, gemei- niglich gefangen. Es formiret derselbe seinen Tritt gleich einer Katzen, nur daß er ungleich grös- ser als ein Katzen-Tritt ist, fast wie eine Wolffs-Spur, schreitet auch so weit weg, er schreitet aber doch accurat wie ein Wolff, und sind in seinen Tritten, wenn er bey wenigem Schnee die Ballen aus- trit, in iedem Tritte die vördere äusserste von beyden mitlern Klau- en iedesmal kürtzer und kleiner als die inwendige. Sonst wol- len einige erfahrne Weid-Leute behaupten, daß es zweyerley Ar- ten der Luchsen gebe, nemlich Ka- tzen-Luchse und Kälber-Luchse. Die Katzen-Luchse sollen meistens in Kälber-Luchse hingegen, welche Lud dienlich: Wenn die Pferde denAug-Stall haben, oder Felle über ihre Augen bekommen, wer- den sie mit grossem Nutzen damit gerissen. Man pflegt sie auch in Silber oder Gold einzufassen, und für den Krampff anzuhen- cken; die gröste Klaue auf dem vordern rechten Fuß soll auch für die fallende Sucht helfen. Sein Balg wird in unsern Ländern für eines von den schönsten und theu- resten Futtern gehalten. Luder, Heißt zwar sonsten insgemein Ludern, Heisset so viel, als etwas starck- Luder-Platz, Jst eine Grube auf einem Hü- Lufft- X x 2
[Spaltenumbruch] Luc muß; iedoch iſt der Luchs (weiler, wenn er ſich einmal geſtecket, eher und feſter als der Wolff haͤlt) auch ehe zu kreiſſen, das iſt, zu umziehen, und wird mit dem klei- nen Zeuge, gleich jenem, gemei- niglich gefangen. Es formiret derſelbe ſeinen Tritt gleich einer Katzen, nur daß er ungleich groͤſ- ſer als ein Katzen-Tritt iſt, faſt wie eine Wolffs-Spur, ſchreitet auch ſo weit weg, er ſchreitet aber doch accurat wie ein Wolff, und ſind in ſeinen Tritten, wenn er bey wenigem Schnee die Ballen aus- trit, in iedem Tritte die voͤrdere aͤuſſerſte von beyden mitlern Klau- en iedesmal kuͤrtzer und kleiner als die inwendige. Sonſt wol- len einige erfahrne Weid-Leute behaupten, daß es zweyerley Ar- ten der Luchſen gebe, nemlich Ka- tzen-Luchſe und Kaͤlber-Luchſe. Die Katzen-Luchſe ſollen meiſtens in Kaͤlber-Luchſe hingegen, welche Lud dienlich: Wenn die Pferde denAug-Stall haben, oder Felle uͤber ihre Augen bekommen, wer- den ſie mit groſſem Nutzen damit geriſſen. Man pflegt ſie auch in Silber oder Gold einzufaſſen, und fuͤr den Krampff anzuhen- cken; die groͤſte Klaue auf dem vordern rechten Fuß ſoll auch fuͤr die fallende Sucht helfen. Sein Balg wird in unſern Laͤndern fuͤr eines von den ſchoͤnſten und theu- reſten Futtern gehalten. Luder, Heißt zwar ſonſten insgemein Ludern, Heiſſet ſo viel, als etwas ſtarck- Luder-Platz, Jſt eine Grube auf einem Huͤ- Lufft- X x 2
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Luc
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er, wenn er ſich einmal geſtecket,
eher und feſter als der Wolff haͤlt)
auch ehe zu kreiſſen, das iſt, zu
umziehen, und wird mit dem klei-
nen Zeuge, gleich jenem, gemei-
niglich gefangen. Es formiret
derſelbe ſeinen Tritt gleich einer
Katzen, nur daß er ungleich groͤſ-
ſer als ein Katzen-Tritt iſt, faſt
wie eine Wolffs-Spur, ſchreitet
auch ſo weit weg, er ſchreitet aber
doch accurat wie ein Wolff, und
ſind in ſeinen Tritten, wenn er bey
wenigem Schnee die Ballen aus-
trit, in iedem Tritte die voͤrdere
aͤuſſerſte von beyden mitlern Klau-
en iedesmal kuͤrtzer und kleiner
als die inwendige. Sonſt wol-
len einige erfahrne Weid-Leute
behaupten, daß es zweyerley Ar-
ten der Luchſen gebe, nemlich Ka-
tzen-Luchſe und Kaͤlber-Luchſe.
Die
Katzen-Luchſe ſollen meiſtens in
Stein-felſigten hohen Klippen
und Gebirgen ſich befinden, de-
ren Balg von weichen, gelinden,
licht-gelben Haaren, mit rothen
Flecken und weiſſem Bauch, die
Luchſe ſelbſten aber niedriger vom
Leibe, auch kurtz und dicke ſeyn.
Die
Kaͤlber-Luchſe hingegen, welche
in groſſen ebenen Waͤldern, wo
keine Gebirge ſind, ſich aufhielten,
haͤtten nicht ſo ſchoͤne Farbe, auch
nicht ſo viel Haare als jene,
haͤtten auch, gleich denſelben, Ka-
tzen-Koͤpffe mit hohen ſpitzigen
Ohren, ſehen aber wie erſtgefalle-
ne Kaͤlber, falbicht, Ziegel-roth,
mit weiſſen Flecken, geſchlanck
und hochbeinigt. Die Klauen,
ſonderlich die ihnen, weil ſie noch
leben, abgezwicket werden, ſind
in der Artzney zu vielen Sachen
dienlich: Wenn die Pferde den
Aug-Stall haben, oder Felle
uͤber ihre Augen bekommen, wer-
den ſie mit groſſem Nutzen damit
geriſſen. Man pflegt ſie auch in
Silber oder Gold einzufaſſen,
und fuͤr den Krampff anzuhen-
cken; die groͤſte Klaue auf dem
vordern rechten Fuß ſoll auch fuͤr
die fallende Sucht helfen. Sein
Balg wird in unſern Laͤndern fuͤr
eines von den ſchoͤnſten und theu-
reſten Futtern gehalten.
Luder,
Heißt zwar ſonſten insgemein
das geſtorbene Aas vom Vieh;
bey der Jaͤgerey aber wird inſon-
derheit dasjenige darunter ver-
ſtanden, womit ein wildes reiſ-
ſendes Thier herzu gelocket wird,
damit es deſto beſſer und beqve-
mer gefangen oder geſchoſſen wer-
den moͤge.
Ludern,
Heiſſet ſo viel, als etwas ſtarck-
riechendes an einen gewiſſen Ort
legen, ein wildes Thier damit an-
zulocken und zu fangen. Alſo
wird der Wolff durch das Aas ei-
nes todten Pferdes, der Fuchs
durch weiſſes in Schweins-Fett
geroͤſtetes Brot, oder durch einen
gebratenen Haͤring ꝛc. geludert.
Ludern heiſſet auch inſonderheit
bey der Falcknerey, einen Falcken
mit Werffung des Vorloſes oder
Feder-Spiels, ſo von einigen
Luder genennt wird, oder durch
Schwingung eines Handſchuhes
zu ſich locken.
Luder-Platz,
Jſt eine Grube auf einem Huͤ-
bel, wo man die Fuͤchſe oder
Woͤlffe mit Luder kirret oder lu-
dert, und ſie allda todtſchieſſet.
Lufft-
X x 2
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