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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Laß-Reisern zu dulten, sondern
besser allein ausser dem Holtze ste-
het, oder mit andern seines glei-
chen, einen besondern Wald for-
miret, oder auch zu Busch- oder
Unter-Holtze gezogen wird, als
worzu die Linde, wegen ihres
mastigen und geschwinden Wuch-
ses, vor vielen andern Bäumen
sehr dienlich ist. Der Stamm
dieses Baumes gelanget zu einer
solchen Stärcke, dergleichen kaum
an einem andern Baume zu fin-
den ist. Unter der äussern harten
und schwärtzlichen Rinde, hat er
ein zähes Bast, welches man vor
Alters, an stat des Papiers, dar-
auf zu schreiben, gebraucht, heut
zu Tage aber Decken oder Mat-
ten, die Kauffmanns-Waaren
darein zu packen, Seile, Bast-
Bänder und andere Sachen dar-
aus verfertiget, wiewol auch man-
cher guter Stamm dadurch ver-
derbet wird. Die Aeste können
durch menschlichen Fleiß derge-
stalt ordentlich und zierlich gezo-
gen werden, daß, wenn sie zu ih-
rer behörigen Stärcke und Weite
gelangt, man gantze Säle von
Holtz darauf bauen kan, unten-
her aber etliche hundert Men-
schen Schatten haben mögen.
Seine Blätter sind breitrundlich,
vornen auf einer Spitze auslauf-
fend und am Rand herum scharff
gekerbt, haben eine schöne grüne
Farbe, und geben einen dichten
und angenehmen Schatten. Die
Blüthe ist erstlich grün und mit
Flügeln bedecket, wenn sie aber
aufgeblühet, ist sie gelblicht, und
bestehet aus fünff Rosen-förmig
zusammengesetzten Blättern, ei-
nes angenehmen Geruchs, wo-
durch die Lufft weit und breit um
dergleichen Bäume erfüllet, und
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die Bienen, die ihren Honig da-
von bereiten, angelocket werden.
Auf die Blüthe folget eine runde
Frucht, in der Grösse und Ge-
stalt eines kleinen Kirsch-Kerns,
daran iedoch die Schale mürber
und leichter zu zerbeissen, auch
der inliegende Kern eines süssern
Geschmacks ist. Diese Kerne sind
der Saamen, wodurch die Fort-
pflantzung und Vermehrung der
Linden geschiehet; sie werden im
Augusto und September zeitig,
welches man erkennen kan, wenn
die Knöpflein oder Hülslein auf-
bersten. Das Holtz, so von den
Würmern nicht leicht angegrif-
fen wird, ist schön weiß, weich und
zähe, und wird daher zu allerhand
Hausrath, sonderlich von den
Bildhauern, Drechslern und Ti-
schern, zu ihrer Arbeit vielfältig
gebrauchet; es giebt auch ein
treffliches Brenn-Holtz, sowol zu
Scheiten zu schlagen, als auch
zu Reißig, nur daß seine Kohle
nicht lange nachhält. Jm Wet-
ter hat es fast die Eigenschafft als
das weidene, und ie mehr man
den Stamm köpffet, ie mehr trei-
bet er in das Holtz oder in die Ae-
ste, dahero dieser Baum sich vor
andern wohl zu Marck- oder
Mahl-Bäumen schickt, weil er
wegen seiner starcken Wurtzel nicht
allein in Winden und Wettern
sehr dauerhafftig, sondern auch
vor der Fäulniß ziemlich sicher
ist. Wegen seines schönen und
schattigten Laubes, und wohlrie-
chenden Blüthe, ist er zu Anle-
gung der Alleen und Spatzier-
Gänge, und in andern Lust-Or-
ten wohl zu gebrauchen, insonder
heit sind die hier und dar dami
besetzte Strassen und gemeine We-
ge, eine trefliche Zierde, einer auch

bis

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Laß-Reiſern zu dulten, ſondern
beſſer allein auſſer dem Holtze ſte-
het, oder mit andern ſeines glei-
chen, einen beſondern Wald for-
miret, oder auch zu Buſch- oder
Unter-Holtze gezogen wird, als
worzu die Linde, wegen ihres
maſtigen und geſchwinden Wuch-
ſes, vor vielen andern Baͤumen
ſehr dienlich iſt. Der Stamm
dieſes Baumes gelanget zu einer
ſolchen Staͤrcke, dergleichen kaum
an einem andern Baume zu fin-
den iſt. Unter der aͤuſſern harten
und ſchwaͤrtzlichen Rinde, hat er
ein zaͤhes Baſt, welches man vor
Alters, an ſtat des Papiers, dar-
auf zu ſchreiben, gebraucht, heut
zu Tage aber Decken oder Mat-
ten, die Kauffmanns-Waaren
darein zu packen, Seile, Baſt-
Baͤnder und andere Sachen dar-
aus verfertiget, wiewol auch man-
cher guter Stamm dadurch ver-
derbet wird. Die Aeſte koͤnnen
durch menſchlichen Fleiß derge-
ſtalt ordentlich und zierlich gezo-
gen werden, daß, wenn ſie zu ih-
rer behoͤrigen Staͤrcke und Weite
gelangt, man gantze Saͤle von
Holtz darauf bauen kan, unten-
her aber etliche hundert Men-
ſchen Schatten haben moͤgen.
Seine Blaͤtter ſind breitrundlich,
vornen auf einer Spitze auslauf-
fend und am Rand herum ſcharff
gekerbt, haben eine ſchoͤne gruͤne
Farbe, und geben einen dichten
und angenehmen Schatten. Die
Bluͤthe iſt erſtlich gruͤn und mit
Fluͤgeln bedecket, wenn ſie aber
aufgebluͤhet, iſt ſie gelblicht, und
beſtehet aus fuͤnff Roſen-foͤrmig
zuſammengeſetzten Blaͤttern, ei-
nes angenehmen Geruchs, wo-
durch die Lufft weit und breit um
dergleichen Baͤume erfuͤllet, und
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die Bienen, die ihren Honig da-
von bereiten, angelocket werden.
Auf die Bluͤthe folget eine runde
Frucht, in der Groͤſſe und Ge-
ſtalt eines kleinen Kirſch-Kerns,
daran iedoch die Schale muͤrber
und leichter zu zerbeiſſen, auch
der inliegende Kern eines ſuͤſſern
Geſchmacks iſt. Dieſe Kerne ſind
der Saamen, wodurch die Fort-
pflantzung und Vermehrung der
Linden geſchiehet; ſie werden im
Auguſto und September zeitig,
welches man erkennen kan, wenn
die Knoͤpflein oder Huͤlslein auf-
berſten. Das Holtz, ſo von den
Wuͤrmern nicht leicht angegrif-
fen wird, iſt ſchoͤn weiß, weich und
zaͤhe, und wird daher zu allerhand
Hausrath, ſonderlich von den
Bildhauern, Drechslern und Ti-
ſchern, zu ihrer Arbeit vielfaͤltig
gebrauchet; es giebt auch ein
treffliches Brenn-Holtz, ſowol zu
Scheiten zu ſchlagen, als auch
zu Reißig, nur daß ſeine Kohle
nicht lange nachhaͤlt. Jm Wet-
ter hat es faſt die Eigenſchafft als
das weidene, und ie mehr man
den Stamm koͤpffet, ie mehr trei-
bet er in das Holtz oder in die Ae-
ſte, dahero dieſer Baum ſich vor
andern wohl zu Marck- oder
Mahl-Baͤumen ſchickt, weil er
wegen ſeiner ſtarcken Wurtzel nicht
allein in Winden und Wettern
ſehr dauerhafftig, ſondern auch
vor der Faͤulniß ziemlich ſicher
iſt. Wegen ſeines ſchoͤnen und
ſchattigten Laubes, und wohlrie-
chenden Bluͤthe, iſt er zu Anle-
gung der Alleen und Spatzier-
Gaͤnge, und in andern Luſt-Or-
ten wohl zu gebrauchen, inſonder
heit ſind die hier und dar dami
beſetzte Straſſen und gemeine We-
ge, eine trefliche Zierde, einer auch

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[0696] Lin Lin Laß-Reiſern zu dulten, ſondern beſſer allein auſſer dem Holtze ſte- het, oder mit andern ſeines glei- chen, einen beſondern Wald for- miret, oder auch zu Buſch- oder Unter-Holtze gezogen wird, als worzu die Linde, wegen ihres maſtigen und geſchwinden Wuch- ſes, vor vielen andern Baͤumen ſehr dienlich iſt. Der Stamm dieſes Baumes gelanget zu einer ſolchen Staͤrcke, dergleichen kaum an einem andern Baume zu fin- den iſt. Unter der aͤuſſern harten und ſchwaͤrtzlichen Rinde, hat er ein zaͤhes Baſt, welches man vor Alters, an ſtat des Papiers, dar- auf zu ſchreiben, gebraucht, heut zu Tage aber Decken oder Mat- ten, die Kauffmanns-Waaren darein zu packen, Seile, Baſt- Baͤnder und andere Sachen dar- aus verfertiget, wiewol auch man- cher guter Stamm dadurch ver- derbet wird. Die Aeſte koͤnnen durch menſchlichen Fleiß derge- ſtalt ordentlich und zierlich gezo- gen werden, daß, wenn ſie zu ih- rer behoͤrigen Staͤrcke und Weite gelangt, man gantze Saͤle von Holtz darauf bauen kan, unten- her aber etliche hundert Men- ſchen Schatten haben moͤgen. Seine Blaͤtter ſind breitrundlich, vornen auf einer Spitze auslauf- fend und am Rand herum ſcharff gekerbt, haben eine ſchoͤne gruͤne Farbe, und geben einen dichten und angenehmen Schatten. Die Bluͤthe iſt erſtlich gruͤn und mit Fluͤgeln bedecket, wenn ſie aber aufgebluͤhet, iſt ſie gelblicht, und beſtehet aus fuͤnff Roſen-foͤrmig zuſammengeſetzten Blaͤttern, ei- nes angenehmen Geruchs, wo- durch die Lufft weit und breit um dergleichen Baͤume erfuͤllet, und die Bienen, die ihren Honig da- von bereiten, angelocket werden. Auf die Bluͤthe folget eine runde Frucht, in der Groͤſſe und Ge- ſtalt eines kleinen Kirſch-Kerns, daran iedoch die Schale muͤrber und leichter zu zerbeiſſen, auch der inliegende Kern eines ſuͤſſern Geſchmacks iſt. Dieſe Kerne ſind der Saamen, wodurch die Fort- pflantzung und Vermehrung der Linden geſchiehet; ſie werden im Auguſto und September zeitig, welches man erkennen kan, wenn die Knoͤpflein oder Huͤlslein auf- berſten. Das Holtz, ſo von den Wuͤrmern nicht leicht angegrif- fen wird, iſt ſchoͤn weiß, weich und zaͤhe, und wird daher zu allerhand Hausrath, ſonderlich von den Bildhauern, Drechslern und Ti- ſchern, zu ihrer Arbeit vielfaͤltig gebrauchet; es giebt auch ein treffliches Brenn-Holtz, ſowol zu Scheiten zu ſchlagen, als auch zu Reißig, nur daß ſeine Kohle nicht lange nachhaͤlt. Jm Wet- ter hat es faſt die Eigenſchafft als das weidene, und ie mehr man den Stamm koͤpffet, ie mehr trei- bet er in das Holtz oder in die Ae- ſte, dahero dieſer Baum ſich vor andern wohl zu Marck- oder Mahl-Baͤumen ſchickt, weil er wegen ſeiner ſtarcken Wurtzel nicht allein in Winden und Wettern ſehr dauerhafftig, ſondern auch vor der Faͤulniß ziemlich ſicher iſt. Wegen ſeines ſchoͤnen und ſchattigten Laubes, und wohlrie- chenden Bluͤthe, iſt er zu Anle- gung der Alleen und Spatzier- Gaͤnge, und in andern Luſt-Or- ten wohl zu gebrauchen, inſonder heit ſind die hier und dar dami beſetzte Straſſen und gemeine We- ge, eine trefliche Zierde, einer auch bis

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/696>, abgerufen am 21.11.2024.