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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Leh

Adelich oder Ritter-Lehen ist ein
solches, bey welchem sich adeliche
Freyheit- und Gerechtigkeiten und
so genannte Regalia minora, als
da ist ein Ritter-Sitz, oder Schloß,
Ober- und Nieder-Gerichtbarkeit,
und dergleichen befinden, und wel-
ches ordentlich einen Edelmann
zum Besitzer hat; so iedoch heut
zu Tage nicht mehr so genau ge-
nommen wird, massen manch
schönes adeliches Lehen und Rit-
ter-Gut, durch schlechte Wirth-
schafft ihrer Besitzere, oder in an-
dere Wege, in bürgerliche Hän-
de gekommen, und von ihnen mit
allen Prärogativen und Freyhei-
ten, wie ehemals von den Ade-
lichen, besessen werden: Nur daß
das Ritter-Lehen den bürgerlichen
Besitzer nicht adelt. Ein
Bürger- oder Bauer-Lehen, wel-
ches man auch, weil es insgemein
mit einem Zins oder Gülte be-
schweret ist, ein Beutel-Lehen zu
nennen pflegt, heißt dasjenige, so
keiner adelichen Freyheiten ge-
niesset und nur von einem Bauer
oder Bürger besessen wird. Ein
Erb Lehen heisset ein Lehen, wel-
ches Mann- und Weiber-Lehen
zugleich ist. Ein
Mann-Lehen heisset, darinne al-
lein die männliche Nachkommen
die Erb-Folge haben. Ein
Weiber- oder Kunckel-Lehen aber,
so auch ein Schleyer-Lehen genen-
net wird, ist, womit ein Weib zu-
erst beliehen worden, und welches
auch auf die Weiber fallen kan.
Ein
Samt-Lehen ist, womit nechst dem
Besitzer, iedoch mit dessen Bewil-
ligung, noch mehrere, sie seyn
gleich seines oder eines andern
oder fremden Geschlechtes, derge-
stalt beliehen sind, daß sie dazu
[Spaltenumbruch]

Lei
gleiches Recht haben, und einer
dem andern in seiner Ordnung
folgen möge. Ein
Schupff-Lehen heisset in Schwa-
ben ein Bauer-Gut, welches nicht
erblich ist, sondern nach Abster-
ben des Besitzers dem Lehen-
Herrn wieder anheim fällt, der es
denn von neuem, einem unter des
vorigen Jnhabers hinterlassenen
Kindern, iedoch nur auf seinen
Leib, hinwieder verkauffet. Den
Nahmen hat es daher, weil die
Erben davon geschüpfft, das
ist, entsetzet werden. Ein
Zins-Lehen ist, davon ein gewis-
ser Zins an Geld, Vieh, Früch-
ten und dergleichen, durch den
Besitzer jährlich zu gewisser Zeit
entrichtet werden muß.

Leib,

Jn der Ring-Kunst werden die
Arme in 3 Theile getheilet, als in
die Stärcke, halbe Stärcke und
in die Schwäche; der Kopff in
2 Theile, als in die Schwäche und
Stärcke; die Füsse aber in drey
Theile, als in die gantze und halbe
Stärcke und in die Schwäche.

Leibes-Geschicklichkeit,

Welche sich ein junger Edel-
mann durch Leibes-Uibungen zu
erwerben suchet, kan eine zwey-
fache Absicht haben, wenn man
entweder solche Stellung und Be-
wegung des Leibes annehmen will,
welche der Wohlanständigkeit ge-
mäß, und einen bey andern ange-
nehm machen kan, welches in-
sonderheit durch das Tantzen ge-
schiehet; oder da man seinen Leib
zu unterschiedenen Bedienungen
geschickt machen will, worzu man
unter andern das Reiten und Fech-
ten gebraucht.

Leibes-
[Spaltenumbruch]
Leh

Adelich oder Ritter-Lehen iſt ein
ſolches, bey welchem ſich adeliche
Freyheit- und Gerechtigkeiten und
ſo genannte Regalia minora, als
da iſt ein Ritter-Sitz, oder Schloß,
Ober- und Nieder-Gerichtbarkeit,
und dergleichen befinden, und wel-
ches ordentlich einen Edelmann
zum Beſitzer hat; ſo iedoch heut
zu Tage nicht mehr ſo genau ge-
nommen wird, maſſen manch
ſchoͤnes adeliches Lehen und Rit-
ter-Gut, durch ſchlechte Wirth-
ſchafft ihrer Beſitzere, oder in an-
dere Wege, in buͤrgerliche Haͤn-
de gekommen, und von ihnen mit
allen Praͤrogativen und Freyhei-
ten, wie ehemals von den Ade-
lichen, beſeſſen werden: Nur daß
das Ritter-Lehen den buͤrgerlichen
Beſitzer nicht adelt. Ein
Buͤrger- oder Bauer-Lehen, wel-
ches man auch, weil es insgemein
mit einem Zins oder Guͤlte be-
ſchweret iſt, ein Beutel-Lehen zu
nennen pflegt, heißt dasjenige, ſo
keiner adelichen Freyheiten ge-
nieſſet und nur von einem Bauer
oder Buͤrger beſeſſen wird. Ein
Erb Lehen heiſſet ein Lehen, wel-
ches Mann- und Weiber-Lehen
zugleich iſt. Ein
Mann-Lehen heiſſet, darinne al-
lein die maͤnnliche Nachkommen
die Erb-Folge haben. Ein
Weiber- oder Kunckel-Lehen aber,
ſo auch ein Schleyer-Lehen genen-
net wird, iſt, womit ein Weib zu-
erſt beliehen worden, und welches
auch auf die Weiber fallen kan.
Ein
Samt-Lehen iſt, womit nechſt dem
Beſitzer, iedoch mit deſſen Bewil-
ligung, noch mehrere, ſie ſeyn
gleich ſeines oder eines andern
oder fremden Geſchlechtes, derge-
ſtalt beliehen ſind, daß ſie dazu
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Lei
gleiches Recht haben, und einer
dem andern in ſeiner Ordnung
folgen moͤge. Ein
Schupff-Lehen heiſſet in Schwa-
ben ein Bauer-Gut, welches nicht
erblich iſt, ſondern nach Abſter-
ben des Beſitzers dem Lehen-
Herrn wieder anheim faͤllt, der es
denn von neuem, einem unter des
vorigen Jnhabers hinterlaſſenen
Kindern, iedoch nur auf ſeinen
Leib, hinwieder verkauffet. Den
Nahmen hat es daher, weil die
Erben davon geſchuͤpfft, das
iſt, entſetzet werden. Ein
Zins-Lehen iſt, davon ein gewiſ-
ſer Zins an Geld, Vieh, Fruͤch-
ten und dergleichen, durch den
Beſitzer jaͤhrlich zu gewiſſer Zeit
entrichtet werden muß.

Leib,

Jn der Ring-Kunſt werden die
Arme in 3 Theile getheilet, als in
die Staͤrcke, halbe Staͤrcke und
in die Schwaͤche; der Kopff in
2 Theile, als in die Schwaͤche und
Staͤrcke; die Fuͤſſe aber in drey
Theile, als in die gantze und halbe
Staͤrcke und in die Schwaͤche.

Leibes-Geſchicklichkeit,

Welche ſich ein junger Edel-
mann durch Leibes-Uibungen zu
erwerben ſuchet, kan eine zwey-
fache Abſicht haben, wenn man
entweder ſolche Stellung und Be-
wegung des Leibes annehmen will,
welche der Wohlanſtaͤndigkeit ge-
maͤß, und einen bey andern ange-
nehm machen kan, welches in-
ſonderheit durch das Tantzen ge-
ſchiehet; oder da man ſeinen Leib
zu unterſchiedenen Bedienungen
geſchickt machen will, worzu man
unter andern das Reiten und Fech-
ten gebraucht.

Leibes-
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[0670] Leh Lei Adelich oder Ritter-Lehen iſt ein ſolches, bey welchem ſich adeliche Freyheit- und Gerechtigkeiten und ſo genannte Regalia minora, als da iſt ein Ritter-Sitz, oder Schloß, Ober- und Nieder-Gerichtbarkeit, und dergleichen befinden, und wel- ches ordentlich einen Edelmann zum Beſitzer hat; ſo iedoch heut zu Tage nicht mehr ſo genau ge- nommen wird, maſſen manch ſchoͤnes adeliches Lehen und Rit- ter-Gut, durch ſchlechte Wirth- ſchafft ihrer Beſitzere, oder in an- dere Wege, in buͤrgerliche Haͤn- de gekommen, und von ihnen mit allen Praͤrogativen und Freyhei- ten, wie ehemals von den Ade- lichen, beſeſſen werden: Nur daß das Ritter-Lehen den buͤrgerlichen Beſitzer nicht adelt. Ein Buͤrger- oder Bauer-Lehen, wel- ches man auch, weil es insgemein mit einem Zins oder Guͤlte be- ſchweret iſt, ein Beutel-Lehen zu nennen pflegt, heißt dasjenige, ſo keiner adelichen Freyheiten ge- nieſſet und nur von einem Bauer oder Buͤrger beſeſſen wird. Ein Erb Lehen heiſſet ein Lehen, wel- ches Mann- und Weiber-Lehen zugleich iſt. Ein Mann-Lehen heiſſet, darinne al- lein die maͤnnliche Nachkommen die Erb-Folge haben. Ein Weiber- oder Kunckel-Lehen aber, ſo auch ein Schleyer-Lehen genen- net wird, iſt, womit ein Weib zu- erſt beliehen worden, und welches auch auf die Weiber fallen kan. Ein Samt-Lehen iſt, womit nechſt dem Beſitzer, iedoch mit deſſen Bewil- ligung, noch mehrere, ſie ſeyn gleich ſeines oder eines andern oder fremden Geſchlechtes, derge- ſtalt beliehen ſind, daß ſie dazu gleiches Recht haben, und einer dem andern in ſeiner Ordnung folgen moͤge. Ein Schupff-Lehen heiſſet in Schwa- ben ein Bauer-Gut, welches nicht erblich iſt, ſondern nach Abſter- ben des Beſitzers dem Lehen- Herrn wieder anheim faͤllt, der es denn von neuem, einem unter des vorigen Jnhabers hinterlaſſenen Kindern, iedoch nur auf ſeinen Leib, hinwieder verkauffet. Den Nahmen hat es daher, weil die Erben davon geſchuͤpfft, das iſt, entſetzet werden. Ein Zins-Lehen iſt, davon ein gewiſ- ſer Zins an Geld, Vieh, Fruͤch- ten und dergleichen, durch den Beſitzer jaͤhrlich zu gewiſſer Zeit entrichtet werden muß. Leib, Jn der Ring-Kunſt werden die Arme in 3 Theile getheilet, als in die Staͤrcke, halbe Staͤrcke und in die Schwaͤche; der Kopff in 2 Theile, als in die Schwaͤche und Staͤrcke; die Fuͤſſe aber in drey Theile, als in die gantze und halbe Staͤrcke und in die Schwaͤche. Leibes-Geſchicklichkeit, Welche ſich ein junger Edel- mann durch Leibes-Uibungen zu erwerben ſuchet, kan eine zwey- fache Abſicht haben, wenn man entweder ſolche Stellung und Be- wegung des Leibes annehmen will, welche der Wohlanſtaͤndigkeit ge- maͤß, und einen bey andern ange- nehm machen kan, welches in- ſonderheit durch das Tantzen ge- ſchiehet; oder da man ſeinen Leib zu unterſchiedenen Bedienungen geſchickt machen will, worzu man unter andern das Reiten und Fech- ten gebraucht. Leibes-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/670>, abgerufen am 22.11.2024.