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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Lan
Gestalt seiner Person wohl pro-
portioni
rt seyn.

Lance, le coup de Lance,

Jst ein Zeichen, welches am
Hals oder an der Schulter einiger
ausländischer Pferde hervor kommt,
solchergestalt, als wenn die Schul-
ter oder Hals mit einer Lantze wä-
re durchstochen worden; dieser
formirte Lantzen-Stich ist ein un-
betrieglich Merckmal eines gar
herrlichen Pferds.

Lancerotte,

Eine von den Canarischen Jn-
seln, gegen die Africanischen Kü-
sten, auf dem Atlantischen Mee-
re. Die Pferde, so allhier gezeu-
get werden, hält man für die ge-
schwindesten Läuffer.

Landshut,

Eine statliche und berühmte
Festung fast mitten in Bayern,
am Wasser Jser gelegen, hat an-
sehnliche Häuser und Gebäue.
Unter den Kirchen ist die vornehm-
ste die zu S. Martin, so ein Stifft,
und daran ein zierlicher Thurm,
welchen man unter die höchsten in
Deutschland zehlet, hat bey 560
Treppen oder Staffeln, die grö-
ste Glocke darinnen soll 90 Cent-
ner wägen, das Wahrzeichen ist
ein Todten-Kopf über der Thür.
Jtem, ein statliches Jungfrauen-
Kloster, darinne die Fürstlichen
und Adelichen Begräbnisse zu se-
hen. Absonderlich aber ist zu be-
sichtigen das prächtige auf Jta-
lienische Manier erbaute Schloß,
welches überaus schöne Zimmer
und Lust-Gärten hat. Das um-
liegende Land ist sehr fruchtbar,
hat auch ziemlichen Weinwachs.
Von Pfaltzgraf Ludewig zu Lands-
[Spaltenumbruch]

Lan
hut in Bayern ward Anno 1439
der sieben und zwantzigste Turnier
an dessen Beylager gehalten, wo-
bey 6 Fürsten, als Pfaltzgraf Lu-
dewig, Pfaltzgraf Albrecht am
Rhein, Marckgraf Carl zu Ba-
den, Pfaltzgraf Ludewig in Bay-
ern, Hertzog Ulrich zu Würtem-
berg, und der Marckgraf von Rötel,
28 Grafen, 100 Freyherren und
Ritter und 150 Edle sich befun-
den.

Langage d' un cheval,

Die Sprache oder Geschrey des
Pferdes ist eine besondere Eigen-
schafft, welche Gott selber dem
Pferde zuschreibet, da er spricht:
Kanst du dem Roß seinen Hals
zieren mit seinem Geschrey? wo-
mit Gott die Lieblichkeit seiner
Stimme oder Sprache beschrei-
ben will. Wie hoch solche vor Al-
ters bey vielerley Völckern geach-
tet worden, ist nicht gnug zu be-
wundern, indem sie denselben die
Erwehlung und Publication ihrer
Monarchen und Könige anver-
trauet, wie die Historien zur
Gnüge bezeugen.

Langage entendre,

Sprache verstehen. Daß die
Pferde ihrer Nation Sprache ver-
stehen, auch (wo sie aus einem
Lande in ein anderes gebracht wer-
den) wol mehr als nur eine
verstehen lernen können und müs-
sen, siehet man an den Schul-
Pferden, welche in Spanien,
Jtalien und Franckreich auf ihre
Sprache unterwiesen, in Deutsch-
land aber auf unsere Sprache her-
genommen und geübet werden,
welche sie auch nach und nach so
gut verstehen lernen, als ihre Na-
tional-Sprache. So ist noch mit

grös-

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Lan
Geſtalt ſeiner Perſon wohl pro-
portioni
rt ſeyn.

Lance, le coup de Lance,

Jſt ein Zeichen, welches am
Hals oder an der Schulter einiger
auslaͤndiſcher Pferde hervor kom̃t,
ſolchergeſtalt, als wenn die Schul-
ter oder Hals mit einer Lantze waͤ-
re durchſtochen worden; dieſer
formirte Lantzen-Stich iſt ein un-
betrieglich Merckmal eines gar
herrlichen Pferds.

Lancerotte,

Eine von den Canariſchen Jn-
ſeln, gegen die Africaniſchen Kuͤ-
ſten, auf dem Atlantiſchen Mee-
re. Die Pferde, ſo allhier gezeu-
get werden, haͤlt man fuͤr die ge-
ſchwindeſten Laͤuffer.

Landshut,

Eine ſtatliche und beruͤhmte
Feſtung faſt mitten in Bayern,
am Waſſer Jſer gelegen, hat an-
ſehnliche Haͤuſer und Gebaͤue.
Unter den Kirchen iſt die vornehm-
ſte die zu S. Martin, ſo ein Stifft,
und daran ein zierlicher Thurm,
welchen man unter die hoͤchſten in
Deutſchland zehlet, hat bey 560
Treppen oder Staffeln, die groͤ-
ſte Glocke darinnen ſoll 90 Cent-
ner waͤgen, das Wahrzeichen iſt
ein Todten-Kopf uͤber der Thuͤr.
Jtem, ein ſtatliches Jungfrauen-
Kloſter, darinne die Fuͤrſtlichen
und Adelichen Begraͤbniſſe zu ſe-
hen. Abſonderlich aber iſt zu be-
ſichtigen das praͤchtige auf Jta-
lieniſche Manier erbaute Schloß,
welches uͤberaus ſchoͤne Zimmer
und Luſt-Gaͤrten hat. Das um-
liegende Land iſt ſehr fruchtbar,
hat auch ziemlichen Weinwachs.
Von Pfaltzgraf Ludewig zu Lands-
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Lan
hut in Bayern ward Anno 1439
der ſieben und zwantzigſte Turnier
an deſſen Beylager gehalten, wo-
bey 6 Fuͤrſten, als Pfaltzgraf Lu-
dewig, Pfaltzgraf Albrecht am
Rhein, Marckgraf Carl zu Ba-
den, Pfaltzgraf Ludewig in Bay-
ern, Hertzog Ulrich zu Wuͤrtem-
berg, und der Marckgraf von Roͤtel,
28 Grafen, 100 Freyherren und
Ritter und 150 Edle ſich befun-
den.

Langage d’ un cheval,

Die Sprache oder Geſchrey des
Pferdes iſt eine beſondere Eigen-
ſchafft, welche Gott ſelber dem
Pferde zuſchreibet, da er ſpricht:
Kanſt du dem Roß ſeinen Hals
zieren mit ſeinem Geſchrey? wo-
mit Gott die Lieblichkeit ſeiner
Stimme oder Sprache beſchrei-
ben will. Wie hoch ſolche vor Al-
ters bey vielerley Voͤlckern geach-
tet worden, iſt nicht gnug zu be-
wundern, indem ſie denſelben die
Erwehlung und Publication ihrer
Monarchen und Koͤnige anver-
trauet, wie die Hiſtorien zur
Gnuͤge bezeugen.

Langage entendre,

Sprache verſtehen. Daß die
Pferde ihrer Nation Sprache ver-
ſtehen, auch (wo ſie aus einem
Lande in ein anderes gebracht wer-
den) wol mehr als nur eine
verſtehen lernen koͤnnen und muͤſ-
ſen, ſiehet man an den Schul-
Pferden, welche in Spanien,
Jtalien und Franckreich auf ihre
Sprache unterwieſen, in Deutſch-
land aber auf unſere Sprache her-
genommen und geuͤbet werden,
welche ſie auch nach und nach ſo
gut verſtehen lernen, als ihre Na-
tional-Sprache. So iſt noch mit

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[0658] Lan Lan Geſtalt ſeiner Perſon wohl pro- portionirt ſeyn. Lance, le coup de Lance, Jſt ein Zeichen, welches am Hals oder an der Schulter einiger auslaͤndiſcher Pferde hervor kom̃t, ſolchergeſtalt, als wenn die Schul- ter oder Hals mit einer Lantze waͤ- re durchſtochen worden; dieſer formirte Lantzen-Stich iſt ein un- betrieglich Merckmal eines gar herrlichen Pferds. Lancerotte, Eine von den Canariſchen Jn- ſeln, gegen die Africaniſchen Kuͤ- ſten, auf dem Atlantiſchen Mee- re. Die Pferde, ſo allhier gezeu- get werden, haͤlt man fuͤr die ge- ſchwindeſten Laͤuffer. Landshut, Eine ſtatliche und beruͤhmte Feſtung faſt mitten in Bayern, am Waſſer Jſer gelegen, hat an- ſehnliche Haͤuſer und Gebaͤue. Unter den Kirchen iſt die vornehm- ſte die zu S. Martin, ſo ein Stifft, und daran ein zierlicher Thurm, welchen man unter die hoͤchſten in Deutſchland zehlet, hat bey 560 Treppen oder Staffeln, die groͤ- ſte Glocke darinnen ſoll 90 Cent- ner waͤgen, das Wahrzeichen iſt ein Todten-Kopf uͤber der Thuͤr. Jtem, ein ſtatliches Jungfrauen- Kloſter, darinne die Fuͤrſtlichen und Adelichen Begraͤbniſſe zu ſe- hen. Abſonderlich aber iſt zu be- ſichtigen das praͤchtige auf Jta- lieniſche Manier erbaute Schloß, welches uͤberaus ſchoͤne Zimmer und Luſt-Gaͤrten hat. Das um- liegende Land iſt ſehr fruchtbar, hat auch ziemlichen Weinwachs. Von Pfaltzgraf Ludewig zu Lands- hut in Bayern ward Anno 1439 der ſieben und zwantzigſte Turnier an deſſen Beylager gehalten, wo- bey 6 Fuͤrſten, als Pfaltzgraf Lu- dewig, Pfaltzgraf Albrecht am Rhein, Marckgraf Carl zu Ba- den, Pfaltzgraf Ludewig in Bay- ern, Hertzog Ulrich zu Wuͤrtem- berg, und der Marckgraf von Roͤtel, 28 Grafen, 100 Freyherren und Ritter und 150 Edle ſich befun- den. Langage d’ un cheval, Die Sprache oder Geſchrey des Pferdes iſt eine beſondere Eigen- ſchafft, welche Gott ſelber dem Pferde zuſchreibet, da er ſpricht: Kanſt du dem Roß ſeinen Hals zieren mit ſeinem Geſchrey? wo- mit Gott die Lieblichkeit ſeiner Stimme oder Sprache beſchrei- ben will. Wie hoch ſolche vor Al- ters bey vielerley Voͤlckern geach- tet worden, iſt nicht gnug zu be- wundern, indem ſie denſelben die Erwehlung und Publication ihrer Monarchen und Koͤnige anver- trauet, wie die Hiſtorien zur Gnuͤge bezeugen. Langage entendre, Sprache verſtehen. Daß die Pferde ihrer Nation Sprache ver- ſtehen, auch (wo ſie aus einem Lande in ein anderes gebracht wer- den) wol mehr als nur eine verſtehen lernen koͤnnen und muͤſ- ſen, ſiehet man an den Schul- Pferden, welche in Spanien, Jtalien und Franckreich auf ihre Sprache unterwieſen, in Deutſch- land aber auf unſere Sprache her- genommen und geuͤbet werden, welche ſie auch nach und nach ſo gut verſtehen lernen, als ihre Na- tional-Sprache. So iſt noch mit groͤſ-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/658>, abgerufen am 24.11.2024.