Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Auf Aufstößig, Jst, wenn ein Ding seine gute Aufwallung des Geblüts, Das wiederfähret jährlich den Aufzäumen, Den Reit- und Kutsch-Pferden Auge, Soll im Fechten meist auf des Augen-Gebrechen der Pferde, Rühren theils daher, weil sie Aug mahls essen müssen, was ihnenweder annehmlich noch gesund ist. Es sind aber solche: Trübe, flüßi- ge oder trieffende, geschwollene, schwürige, wund-geschlagene oder gestossene, hitzige Augen, Felle in den Augen, Staaren-Felle, Staa- ren-Blinde, Flecken, Blattern in den Augen, der Haug oder Hauck und Mönig, von welchen ins be- sondere an seinem Orte gehandelt, und Mittel dawider angezeiget worden. Augen-Leder, Scheu-Leder, Augen-Deckel, Sind rund-geschnittene steiffe Augen-Sprossen, Nennen die Jäger das unterste Augmentatio, Jst in der Music, wenn die No- Augspurg, Eine berühmte Kayserliche freye daß
[Spaltenumbruch]
Auf Aufſtoͤßig, Jſt, wenn ein Ding ſeine gute Aufwallung des Gebluͤts, Das wiederfaͤhret jaͤhrlich den Aufzaͤumen, Den Reit- und Kutſch-Pferden Auge, Soll im Fechten meiſt auf des Augen-Gebrechen der Pferde, Ruͤhren theils daher, weil ſie Aug mahls eſſen muͤſſen, was ihnenweder annehmlich noch geſund iſt. Es ſind aber ſolche: Truͤbe, fluͤßi- ge oder trieffende, geſchwollene, ſchwuͤrige, wund-geſchlagene oder geſtoſſene, hitzige Augen, Felle in den Augen, Staaren-Felle, Staa- ren-Blinde, Flecken, Blattern in den Augen, der Haug oder Hauck und Moͤnig, von welchen ins be- ſondere an ſeinem Orte gehandelt, und Mittel dawider angezeiget worden. Augen-Leder, Scheu-Leder, Augen-Deckel, Sind rund-geſchnittene ſteiffe Augen-Sproſſen, Nennen die Jaͤger das unterſte Augmentatio, Jſt in der Muſic, wenn die No- Augſpurg, Eine beruͤhmte Kayſerliche freye daß
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Auf
Aug
Aufſtoͤßig,
Jſt, wenn ein Ding ſeine gute
Eigenſchafft und Beſchaffenheit
aͤndert, und ſich zum Verderben
neiget. Wenn ein Pferd aufſtoͤſ-
ſet, oder aufſtoͤßig wird, und nicht
freſſen mag, ſoll man demſelben
alſobald den dritten Kern ſtechen,
und es ziemlich bluten laſſen, auch
das Maul und den Gaumen mit
Saltze und Wohlgemuth wohl
reiben, und endlich ihm in iedes
Naſen-Loch ein Wiſchlein Heu ſte-
cken, damit es brauſend werde.
Man darf auch nur eine Hand voll
Fenugrec, geſtoſſen und in Wein
wohlgeſotten, nehmen, und es dem
Pferde laulicht eingieſſen.
Aufwallung des Gebluͤts,
Das wiederfaͤhret jaͤhrlich den
Pferden im Fruͤhling, den andern
Thieren, wenn ſie in die Brunſt
treten, die Hunde laͤuffig werden,
die Haſen und Katzen rammlen
wollen.
Aufzaͤumen,
Den Reit- und Kutſch-Pferden
den Zaum anlegen.
Auge,
Soll im Fechten meiſt auf des
Gegners Auge gerichtet ſeyn, und
ſogleich nach angebrachtem Hieb
oder Stoß in hurtiger Stellung
ſein Lager wehlen, ſeines Gewehrs
Spitze des Gegners Auge bieten,
und durch ſeine vortheilhaffte Po-
ſitur ſolchen von ſich abhalten.
Augen-Gebrechen der
Pferde,
Ruͤhren theils daher, weil ſie
oͤffters in kalten und uͤbelriechen-
den Stallungen ſtehen, theils weil
ſie ſich uͤber ihr Vermoͤgen muͤſſen
abtreiben und ausmergeln laſſen,
theils weil ſie aus Hunger viel-
mahls eſſen muͤſſen, was ihnen
weder annehmlich noch geſund iſt.
Es ſind aber ſolche: Truͤbe, fluͤßi-
ge oder trieffende, geſchwollene,
ſchwuͤrige, wund-geſchlagene oder
geſtoſſene, hitzige Augen, Felle in
den Augen, Staaren-Felle, Staa-
ren-Blinde, Flecken, Blattern in
den Augen, der Haug oder Hauck
und Moͤnig, von welchen ins be-
ſondere an ſeinem Orte gehandelt,
und Mittel dawider angezeiget
worden.
Augen-Leder, Scheu-Leder,
Augen-Deckel,
Sind rund-geſchnittene ſteiffe
Stuͤcklein Leder, welche an die
Zaͤume der ſcheuen Kutſch- und
Zug-Pferde um die Gegend der
Augen eingenehet werden, damit
die Pferde nicht auf die Seite ſe-
hen koͤnnen. Man pfleget auch
einem beißigen Pferde, und das
nicht gerne aufſitzen und ſich be-
ſchlagen laͤſſet, Augendeckel von
Filtz, ſo rund und hohl gemacht
ſind, vor die Augen zu binden.
Augen-Sproſſen,
Nennen die Jaͤger das unterſte
erſte Ende an einer Hirſch-Stan-
ge, welches naͤchſt uͤber dem Au-
ge iſt; derjenige Hirſch nun, wel-
cher dieſe nebſt den Spieſſen aus-
gewachſen und keine Enden mehr
hat, wird ein Gabel-Hirſch ge-
nennet.
Augmentatio,
Jſt in der Muſic, wenn die No-
ten und Pauſen an ihrer ſonſt ge-
woͤhnlichen Geltung zunehmen ſol-
len.
Augſpurg,
Eine beruͤhmte Kayſerliche freye
Reichs-Stadt, deren Erdreich
die ſonderbare Eigenſchafft hat,
daß
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