Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Huf macht; den Reit-Pferden aberlegt man auch zuweilen, iedoch nur Sommers-Zeit glatte Eisen auf. Es sollen diese Eisen nicht zu schwach, noch zu schwer und starck, auch, wie obgedacht, nach dem Huf des Pferdes eingerich- tet, gleich, und keiner von den an der Unter-Fläche des Eisens be- findlichen Stollen grösser oder hö- her als der andere seyn. Die Tür- ckischen Huf-Eisen sind inwendig nicht offen, wie die unsern, da der gantze Strahl bloß und offen liegt, sondern in der Mitten fast geschlossen, also daß die Füsse auf harten und steinigten Wegen nicht so bald beschädiget und ver- letzet werden. Die Huf-Eisen sol- len einem ieden Pferde, wenn es auch schon vollhüfig ist, gleich eben und nicht hohl gerichtet wer- den, damit ihm die Wände fein starck und wohl wachsen können; sie sollen auch an den Vörder- Füssen vorn dem Horn gleich seyn, und nicht vor dem Huf hinaus gehen, es sey denn, daß der Fuß vertreten oder zerbrochen wäre; hinten an den Strahlen aber soll das Eisen mit beyden Stollen vorgehen, doch daß sie nicht zu lang seyn, damit das Pferd nicht mit den Hinter-Füssen darein greiffe, einreiche, und das Eisen abreisse; desgleichen sollen sie auch nicht zu kurtz seyn, daß es sich auf der Fersen oder Ballen nicht ver- belle. Die Huf-Eisen müssen auch nicht zu breit noch gerade, inglei- chen gegen den Stollen zu nicht zu dicke seyn, und sonsten überall wohl auf dem Huf anliegen. Wenn ein Pferd auf der Reise ein Ei- sen verlohren, und man sobald kei- ne Schmiede erreichen kan, soll man mit einem scharffen Messer [Spaltenumbruch] Huf das Horn um und um beschnei-den, und alles unebene und schie- ferichte gleich und glatt machen, so wird es dem Pferde nicht scha- den, es wird auch den Huf nicht vertreten, bis ihme das Eisen wie- der aufgeschlagen werden kan. Wenn man bey weichem Schnee- Wetter weit reisen muß, und der Schnee sich in die Pferde-Hüfe einbället, welches auf einer Reise grosse Verhinderung verursachet, soll man Unschlitt zwischen das Eisen und die Hüfe einräumen, oder dem Pferde die Füsse oder Hufe inwendig und auswendig mit schwartzer Seiffe wohl reiben, so wird sich desselbigen Tages kein Schnee einballen. s. Scheer-Eisen. Huf-Nagel, Heisset ein solcher Nagel, da- Huf-Salbe, s. Horn-Salbe. Huf-Schlag, Hat zweyerley Bedeutung. 1) halb
[Spaltenumbruch] Huf macht; den Reit-Pferden aberlegt man auch zuweilen, iedoch nur Sommers-Zeit glatte Eiſen auf. Es ſollen dieſe Eiſen nicht zu ſchwach, noch zu ſchwer und ſtarck, auch, wie obgedacht, nach dem Huf des Pferdes eingerich- tet, gleich, und keiner von den an der Unter-Flaͤche des Eiſens be- findlichen Stollen groͤſſer oder hoͤ- her als der andere ſeyn. Die Tuͤr- ckiſchen Huf-Eiſen ſind inwendig nicht offen, wie die unſern, da der gantze Strahl bloß und offen liegt, ſondern in der Mitten faſt geſchloſſen, alſo daß die Fuͤſſe auf harten und ſteinigten Wegen nicht ſo bald beſchaͤdiget und ver- letzet werden. Die Huf-Eiſen ſol- len einem ieden Pferde, wenn es auch ſchon vollhuͤfig iſt, gleich eben und nicht hohl gerichtet wer- den, damit ihm die Waͤnde fein ſtarck und wohl wachſen koͤnnen; ſie ſollen auch an den Voͤrder- Fuͤſſen vorn dem Horn gleich ſeyn, und nicht vor dem Huf hinaus gehen, es ſey denn, daß der Fuß vertreten oder zerbrochen waͤre; hinten an den Strahlen aber ſoll das Eiſen mit beyden Stollen vorgehen, doch daß ſie nicht zu lang ſeyn, damit das Pferd nicht mit den Hinter-Fuͤſſen darein greiffe, einreiche, und das Eiſen abreiſſe; desgleichen ſollen ſie auch nicht zu kurtz ſeyn, daß es ſich auf der Ferſen oder Ballen nicht ver- belle. Die Huf-Eiſen muͤſſen auch nicht zu breit noch gerade, inglei- chen gegen den Stollen zu nicht zu dicke ſeyn, und ſonſten uͤberall wohl auf dem Huf anliegen. Wenn ein Pferd auf der Reiſe ein Ei- ſen verlohren, und man ſobald kei- ne Schmiede erreichen kan, ſoll man mit einem ſcharffen Meſſer [Spaltenumbruch] Huf das Horn um und um beſchnei-den, und alles unebene und ſchie- ferichte gleich und glatt machen, ſo wird es dem Pferde nicht ſcha- den, es wird auch den Huf nicht vertreten, bis ihme das Eiſen wie- der aufgeſchlagen werden kan. Wenn man bey weichem Schnee- Wetter weit reiſen muß, und der Schnee ſich in die Pferde-Huͤfe einbaͤllet, welches auf einer Reiſe groſſe Verhinderung verurſachet, ſoll man Unſchlitt zwiſchen das Eiſen und die Huͤfe einraͤumen, oder dem Pferde die Fuͤſſe oder Hufe inwendig und auswendig mit ſchwartzer Seiffe wohl reiben, ſo wird ſich deſſelbigen Tages kein Schnee einballen. ſ. Scheer-Eiſen. Huf-Nagel, Heiſſet ein ſolcher Nagel, da- Huf-Salbe, ſ. Horn-Salbe. Huf-Schlag, Hat zweyerley Bedeutung. 1) halb
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Huf
Huf
macht; den Reit-Pferden aber
legt man auch zuweilen, iedoch
nur Sommers-Zeit glatte Eiſen
auf. Es ſollen dieſe Eiſen nicht
zu ſchwach, noch zu ſchwer und
ſtarck, auch, wie obgedacht, nach
dem Huf des Pferdes eingerich-
tet, gleich, und keiner von den an
der Unter-Flaͤche des Eiſens be-
findlichen Stollen groͤſſer oder hoͤ-
her als der andere ſeyn. Die Tuͤr-
ckiſchen Huf-Eiſen ſind inwendig
nicht offen, wie die unſern, da
der gantze Strahl bloß und offen
liegt, ſondern in der Mitten faſt
geſchloſſen, alſo daß die Fuͤſſe
auf harten und ſteinigten Wegen
nicht ſo bald beſchaͤdiget und ver-
letzet werden. Die Huf-Eiſen ſol-
len einem ieden Pferde, wenn es
auch ſchon vollhuͤfig iſt, gleich
eben und nicht hohl gerichtet wer-
den, damit ihm die Waͤnde fein
ſtarck und wohl wachſen koͤnnen;
ſie ſollen auch an den Voͤrder-
Fuͤſſen vorn dem Horn gleich ſeyn,
und nicht vor dem Huf hinaus
gehen, es ſey denn, daß der Fuß
vertreten oder zerbrochen waͤre;
hinten an den Strahlen aber ſoll
das Eiſen mit beyden Stollen
vorgehen, doch daß ſie nicht zu
lang ſeyn, damit das Pferd nicht
mit den Hinter-Fuͤſſen darein
greiffe, einreiche, und das Eiſen
abreiſſe; desgleichen ſollen ſie auch
nicht zu kurtz ſeyn, daß es ſich auf
der Ferſen oder Ballen nicht ver-
belle. Die Huf-Eiſen muͤſſen auch
nicht zu breit noch gerade, inglei-
chen gegen den Stollen zu nicht
zu dicke ſeyn, und ſonſten uͤberall
wohl auf dem Huf anliegen. Wenn
ein Pferd auf der Reiſe ein Ei-
ſen verlohren, und man ſobald kei-
ne Schmiede erreichen kan, ſoll
man mit einem ſcharffen Meſſer
das Horn um und um beſchnei-
den, und alles unebene und ſchie-
ferichte gleich und glatt machen,
ſo wird es dem Pferde nicht ſcha-
den, es wird auch den Huf nicht
vertreten, bis ihme das Eiſen wie-
der aufgeſchlagen werden kan.
Wenn man bey weichem Schnee-
Wetter weit reiſen muß, und der
Schnee ſich in die Pferde-Huͤfe
einbaͤllet, welches auf einer Reiſe
groſſe Verhinderung verurſachet,
ſoll man Unſchlitt zwiſchen das
Eiſen und die Huͤfe einraͤumen,
oder dem Pferde die Fuͤſſe oder
Hufe inwendig und auswendig
mit ſchwartzer Seiffe wohl reiben,
ſo wird ſich deſſelbigen Tages kein
Schnee einballen. ſ. Scheer-Eiſen.
Huf-Nagel,
Heiſſet ein ſolcher Nagel, da-
mit man das Huf-Eiſen, auf den
Huf eines Pferdes hefftet und be-
feſtiget. Sie muͤſſen nicht zu
ſchwach, noch auch zu plump, ſon-
dern in ihrer gehoͤrigen Propor-
tion, und um ein ziemliches brei-
ter als dick ſeyn, damit ſie um ſo
mehr Staͤrcke haben, und deſto
beſſer in den Huf faſſen koͤnnen.
Man muß ſie nicht zu ſeichte, weil
ſie ſonſten leichtlich ausreiſſen,
doch auch nicht zu tieff ſchlagen,
damit ſie das Leben nicht beruͤh-
ren, und die Pferde dadurch ver-
nagelt werden.
Huf-Salbe, ſ. Horn-Salbe.
Huf-Schlag,
Hat zweyerley Bedeutung. 1)
Bedeutet es das Beſchlagen derer
Pferde mit Huf-Eiſen, da denn
gemeiniglich auf den Huffſchlag
zweyer Pferde jaͤhrlich viertehal-
ben bis vier Gulden Meißniſcher
Waͤhrung, oder drey bis vierte-
halb
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