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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Hir
Brunst-Zeit tauget das Hirsch-
Wildpret nicht viel, indem es nicht
nur alsdenn sehr mager ist, son-
dern auch ziemlich bockentzet. Die
Weidmännische Redens-Arten
vom Hirschen sind folgende: Der
Hirsch hat ein Maul, Haut, Ge-
hörn oder Geweih, von zwey
Stangen und vielen Enden, Läuff-
te, Schaalen und Geäfftere.
Wenn der Hirsch durch den natür-
lichen Gang sich erleichtert, so heißt
es, er hat geloset. Der Hirsch ste-
het, nimmt die Weide an oder
zeucht ins Gras, er aaset, zeucht
vom Feld zu Holtz, gehet in sei-
nen Stand, sucht seine Ruhe,
wird gespürt, durch Leit-Hunde
aufgesucht, gefunden, bestätigt,
und verbrochen. Er verfähet,
wird gejagt, fleucht, ist den Hun-
den entlauffen, über den Zeug ge-
fallen, (wenn er über die Tücher
gesprungen) wird zu Holtze ge-
schossen, (wenn er nemlich nicht
gleich fällt, sondern Holtz- ein ge-
het) schweisset, giebt Fährte oder
Gemerck, thut (nicht legt) sich
nieder, wird gepürscht, (nicht ge-
schossen) gefangen (nicht gesto-
chen) und also erlegt und gefällt.
Der Hirsch beschlägt das Wild,
wenn er darauf springt, hat Gei-
len und kurtz Wildpret, das Wild
aber ein Feigblat oder Patente;
wird aufgebrochen und zerwirckt.
Ballen sind das Untertheil der
Füsse, Schalen das Horn oder die
Klauen. Das Hintertheil auf
dem Rücken, davon die Keulen
abgelöset, wird der Zimmel, Zim-
mer, Zämmel oder Ziemer genannt.
Die Seiten am Hirsche, heissen
Krieben, Wümner oder Wände.
Das rohe Hirschhorn geraspelt in
abgek[o]chten Träncken und Auf-
güssen eingenommen, widerstehet
[Spaltenumbruch]
Hir
dem Gifft und aller Fäulung, er-
wecket Schweiß, stärcket den Le-
bens-Balsam, ist gar nützlich in
Masern, Blattern, Fiebern und
andern bösen und gifftigen Kranck-
heiten. Das gebrannte Hirsch-
horn besänfftiget das aufwallende
Geblüte, stillet die Hitze, däm-
pfet die Säure, hemmet den Durch-
bruch, tödtet die Bauchwürm etc.
Das ohne Feuer präparirte Hirsch-
horn, ist ein Schweißtreibendes
und wider gifftige Kranckheiten
herrlich dienendes Mittel, derglei-
chen auch der daraus gezogene
Spiritus, Saltz und Oel sind; es
wird auch eine Gallerte und Ma-
gisterium
daraus gemacht. Aus
dem Hirsch-Hertzen wird mit Zu-
setzung verschiedener Gewürtze und
Kräuter ein Wasser abgezogen, so
eine treffliche Hertzstärckung gie-
bet. Die Ruthe pulverisirt oder
in Decoctis gebraucht, ist gut wi-
der das Seiten-Stechen, Colic
und rothe Ruhr. Die gedörrten
und gepülverten Geilen in Wein
eingenommen, sind eine Stär-
ckung der männlichen Kräffte; der
Schweiß, d. i. das Blut in einer
Pfanne gedörret und pulverisiret,
stillet die rothe Ruhr und andere
Bauchflüsse, ist auch wider den
Gifft, Lenden- und Seiten-Wehe
sehr dienlich. Das Hirsch-Marck
hat vor andern Marcken den Vor-
zug und ist zu alten bösen Schä-
den, zumahlen an Füssen und
Schienbeinen vortrefflich gut.
Das Unschlitt wird vielfältig un-
ter andere Salben und Pflaster
gemischet, oder auch alleine ge-
braucht, indem es die harten Ge-
schwulsten erweichet, die Wunden
zusammen ziehet, und die vom
Frost und Entzündungen an Hän-
den und Füssen entstandene

Schmer-
L l 5

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Hir
Brunſt-Zeit tauget das Hirſch-
Wildpret nicht viel, indem es nicht
nur alsdenn ſehr mager iſt, ſon-
dern auch ziemlich bockentzet. Die
Weidmaͤnniſche Redens-Arten
vom Hirſchen ſind folgende: Der
Hirſch hat ein Maul, Haut, Ge-
hoͤrn oder Geweih, von zwey
Stangen und vielen Enden, Laͤuff-
te, Schaalen und Geaͤfftere.
Wenn der Hirſch durch den natuͤr-
lichen Gang ſich erleichtert, ſo heißt
es, er hat geloſet. Der Hirſch ſte-
het, nimmt die Weide an oder
zeucht ins Gras, er aaſet, zeucht
vom Feld zu Holtz, gehet in ſei-
nen Stand, ſucht ſeine Ruhe,
wird geſpuͤrt, durch Leit-Hunde
aufgeſucht, gefunden, beſtaͤtigt,
und verbrochen. Er verfaͤhet,
wird gejagt, fleucht, iſt den Hun-
den entlauffen, uͤber den Zeug ge-
fallen, (wenn er uͤber die Tuͤcher
geſprungen) wird zu Holtze ge-
ſchoſſen, (wenn er nemlich nicht
gleich faͤllt, ſondern Holtz- ein ge-
het) ſchweiſſet, giebt Faͤhrte oder
Gemerck, thut (nicht legt) ſich
nieder, wird gepuͤrſcht, (nicht ge-
ſchoſſen) gefangen (nicht geſto-
chen) und alſo erlegt und gefaͤllt.
Der Hirſch beſchlaͤgt das Wild,
wenn er darauf ſpringt, hat Gei-
len und kurtz Wildpret, das Wild
aber ein Feigblat oder Patente;
wird aufgebrochen und zerwirckt.
Ballen ſind das Untertheil der
Fuͤſſe, Schalen das Horn oder die
Klauen. Das Hintertheil auf
dem Ruͤcken, davon die Keulen
abgeloͤſet, wird der Zimmel, Zim-
mer, Zaͤmmel oder Ziemer genannt.
Die Seiten am Hirſche, heiſſen
Krieben, Wuͤmner oder Waͤnde.
Das rohe Hirſchhorn geraſpelt in
abgek[o]chten Traͤncken und Auf-
guͤſſen eingenommen, widerſtehet
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Hir
dem Gifft und aller Faͤulung, er-
wecket Schweiß, ſtaͤrcket den Le-
bens-Balſam, iſt gar nuͤtzlich in
Maſern, Blattern, Fiebern und
andern boͤſen und gifftigen Kranck-
heiten. Das gebrannte Hirſch-
horn beſaͤnfftiget das aufwallende
Gebluͤte, ſtillet die Hitze, daͤm-
pfet die Saͤure, hemmet den Durch-
bruch, toͤdtet die Bauchwuͤrm ꝛc.
Das ohne Feuer praͤparirte Hirſch-
horn, iſt ein Schweißtreibendes
und wider gifftige Kranckheiten
herrlich dienendes Mittel, derglei-
chen auch der daraus gezogene
Spiritus, Saltz und Oel ſind; es
wird auch eine Gallerte und Ma-
giſterium
daraus gemacht. Aus
dem Hirſch-Hertzen wird mit Zu-
ſetzung verſchiedener Gewuͤrtze und
Kraͤuter ein Waſſer abgezogen, ſo
eine treffliche Hertzſtaͤrckung gie-
bet. Die Ruthe pulveriſirt oder
in Decoctis gebraucht, iſt gut wi-
der das Seiten-Stechen, Colic
und rothe Ruhr. Die gedoͤrrten
und gepuͤlverten Geilen in Wein
eingenommen, ſind eine Staͤr-
ckung der maͤnnlichen Kraͤffte; der
Schweiß, d. i. das Blut in einer
Pfanne gedoͤrret und pulveriſiret,
ſtillet die rothe Ruhr und andere
Bauchfluͤſſe, iſt auch wider den
Gifft, Lenden- und Seiten-Wehe
ſehr dienlich. Das Hirſch-Marck
hat vor andern Marcken den Vor-
zug und iſt zu alten boͤſen Schaͤ-
den, zumahlen an Fuͤſſen und
Schienbeinen vortrefflich gut.
Das Unſchlitt wird vielfaͤltig un-
ter andere Salben und Pflaſter
gemiſchet, oder auch alleine ge-
braucht, indem es die harten Ge-
ſchwulſten erweichet, die Wunden
zuſammen ziehet, und die vom
Froſt und Entzuͤndungen an Haͤn-
den und Fuͤſſen entſtandene

Schmer-
L l 5
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[0557] Hir Hir Brunſt-Zeit tauget das Hirſch- Wildpret nicht viel, indem es nicht nur alsdenn ſehr mager iſt, ſon- dern auch ziemlich bockentzet. Die Weidmaͤnniſche Redens-Arten vom Hirſchen ſind folgende: Der Hirſch hat ein Maul, Haut, Ge- hoͤrn oder Geweih, von zwey Stangen und vielen Enden, Laͤuff- te, Schaalen und Geaͤfftere. Wenn der Hirſch durch den natuͤr- lichen Gang ſich erleichtert, ſo heißt es, er hat geloſet. Der Hirſch ſte- het, nimmt die Weide an oder zeucht ins Gras, er aaſet, zeucht vom Feld zu Holtz, gehet in ſei- nen Stand, ſucht ſeine Ruhe, wird geſpuͤrt, durch Leit-Hunde aufgeſucht, gefunden, beſtaͤtigt, und verbrochen. Er verfaͤhet, wird gejagt, fleucht, iſt den Hun- den entlauffen, uͤber den Zeug ge- fallen, (wenn er uͤber die Tuͤcher geſprungen) wird zu Holtze ge- ſchoſſen, (wenn er nemlich nicht gleich faͤllt, ſondern Holtz- ein ge- het) ſchweiſſet, giebt Faͤhrte oder Gemerck, thut (nicht legt) ſich nieder, wird gepuͤrſcht, (nicht ge- ſchoſſen) gefangen (nicht geſto- chen) und alſo erlegt und gefaͤllt. Der Hirſch beſchlaͤgt das Wild, wenn er darauf ſpringt, hat Gei- len und kurtz Wildpret, das Wild aber ein Feigblat oder Patente; wird aufgebrochen und zerwirckt. Ballen ſind das Untertheil der Fuͤſſe, Schalen das Horn oder die Klauen. Das Hintertheil auf dem Ruͤcken, davon die Keulen abgeloͤſet, wird der Zimmel, Zim- mer, Zaͤmmel oder Ziemer genannt. Die Seiten am Hirſche, heiſſen Krieben, Wuͤmner oder Waͤnde. Das rohe Hirſchhorn geraſpelt in abgekochten Traͤncken und Auf- guͤſſen eingenommen, widerſtehet dem Gifft und aller Faͤulung, er- wecket Schweiß, ſtaͤrcket den Le- bens-Balſam, iſt gar nuͤtzlich in Maſern, Blattern, Fiebern und andern boͤſen und gifftigen Kranck- heiten. Das gebrannte Hirſch- horn beſaͤnfftiget das aufwallende Gebluͤte, ſtillet die Hitze, daͤm- pfet die Saͤure, hemmet den Durch- bruch, toͤdtet die Bauchwuͤrm ꝛc. Das ohne Feuer praͤparirte Hirſch- horn, iſt ein Schweißtreibendes und wider gifftige Kranckheiten herrlich dienendes Mittel, derglei- chen auch der daraus gezogene Spiritus, Saltz und Oel ſind; es wird auch eine Gallerte und Ma- giſterium daraus gemacht. Aus dem Hirſch-Hertzen wird mit Zu- ſetzung verſchiedener Gewuͤrtze und Kraͤuter ein Waſſer abgezogen, ſo eine treffliche Hertzſtaͤrckung gie- bet. Die Ruthe pulveriſirt oder in Decoctis gebraucht, iſt gut wi- der das Seiten-Stechen, Colic und rothe Ruhr. Die gedoͤrrten und gepuͤlverten Geilen in Wein eingenommen, ſind eine Staͤr- ckung der maͤnnlichen Kraͤffte; der Schweiß, d. i. das Blut in einer Pfanne gedoͤrret und pulveriſiret, ſtillet die rothe Ruhr und andere Bauchfluͤſſe, iſt auch wider den Gifft, Lenden- und Seiten-Wehe ſehr dienlich. Das Hirſch-Marck hat vor andern Marcken den Vor- zug und iſt zu alten boͤſen Schaͤ- den, zumahlen an Fuͤſſen und Schienbeinen vortrefflich gut. Das Unſchlitt wird vielfaͤltig un- ter andere Salben und Pflaſter gemiſchet, oder auch alleine ge- braucht, indem es die harten Ge- ſchwulſten erweichet, die Wunden zuſammen ziehet, und die vom Froſt und Entzuͤndungen an Haͤn- den und Fuͤſſen entſtandene Schmer- L l 5

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/557>, abgerufen am 25.11.2024.