Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Hau ge dazu kommen, reiben sie sichan das Hartz und heilen sich mit der Zeit wieder aus, davon sie eine dicke Haut kriegen, welche als ein Pantzer feste erwächset. So sie aber in währendem Kampff eines Wolffes gewahr werden, vereinigen sie sich beyde, und ver- folgen denselben, als ihren ge- meinen Feind mit grossem Eifer. Jm sechsten und folgenden Jahre werden sie grosse Haupt-Schwei- ne genannt. Hauer, s. Eber. Haug, s. Hauck. Haupt-Baum, Ober- Baum, Jst ein Forst-Terminus, und Haupt-Gestelle, Jst das Riemen-Zeug, so um Haupt-Jagen, Wird ein solches Jagen genen- Hau hörigen und benöthigten Zeugeumstellet, und das Wild darinne auf den Laufft vor den Schirm ge- jagt, und daselbst gefället wird. Dergleichen Jagden werden ge- meiniglich um die Jagd-Hirsch- Feist-Zeit, oder um die Schwein- Hatz, nicht weniger auch bey An- wesenheit fremder Herrschafften, um solche damit zu divertiren, an- gestellet. Wenn ein solches Haupt- Jagen gemacht werden soll, muß der Jäger-Meister vor allen ge- naue Erkundigung einziehen: Was ein ieder Förster in seinem Refier für Behältnisse, und für Dickigte, lichte Plätze und Frucht- Felder, auch was er für Wild- pret an Hirschen und Sauen ha- be? Ob darunter nicht etwan Haupt-Thiere von Hirschen und hauenden Schweinen vorhanden wären, und wo eigentlich der Aufenthalt und Wechsel nach ih- rer Nahrung seyn möchte, und wo sie auslauffen; nach welchen allen er sich mit dem Stellen so- wol, als mit dem Treiben rich- ten muß. Jst nun das Jagen von der Herrschafft resolvirt, muß derselbige des Tages vorher den sämtlichen Jagd-Zeug dahin ab- führen lassen, und dabey densel- ben dergestalt eintheilen, wie viel Fuder Gezeug von den hohen Tü- chern beym Anfange an den Ab- jagens-Flügel zu stellen, und wo die endern, ein iegliches auf sei- ner Post zu warten habe, iedoch daß sie auf beyden Flügeln der Wälder hinfahren, allda warten und stehen bleiben. Darauf hat er einen Uiberschlag nach dem Vorrath seines Jagd-Gezeugs zu machen, und hiervon die Ver- zeichnisse, wie solches zu bestellen, dem Ober-Jäger auszugeben. Nach K k 2
[Spaltenumbruch] Hau ge dazu kommen, reiben ſie ſichan das Hartz und heilen ſich mit der Zeit wieder aus, davon ſie eine dicke Haut kriegen, welche als ein Pantzer feſte erwaͤchſet. So ſie aber in waͤhrendem Kampff eines Wolffes gewahr werden, vereinigen ſie ſich beyde, und ver- folgen denſelben, als ihren ge- meinen Feind mit groſſem Eifer. Jm ſechſten und folgenden Jahre werden ſie groſſe Haupt-Schwei- ne genannt. Hauer, ſ. Eber. Haug, ſ. Hauck. Haupt-Baum, Ober- Baum, Jſt ein Forſt-Terminus, und Haupt-Geſtelle, Jſt das Riemen-Zeug, ſo um Haupt-Jagen, Wird ein ſolches Jagen genen- Hau hoͤrigen und benoͤthigten Zeugeumſtellet, und das Wild darinne auf den Laufft vor den Schirm ge- jagt, und daſelbſt gefaͤllet wird. Dergleichen Jagden werden ge- meiniglich um die Jagd-Hirſch- Feiſt-Zeit, oder um die Schwein- Hatz, nicht weniger auch bey An- weſenheit fremder Herrſchafften, um ſolche damit zu divertiren, an- geſtellet. Wenn ein ſolches Haupt- Jagen gemacht werden ſoll, muß der Jaͤger-Meiſter vor allen ge- naue Erkundigung einziehen: Was ein ieder Foͤrſter in ſeinem Refier fuͤr Behaͤltniſſe, und fuͤr Dickigte, lichte Plaͤtze und Frucht- Felder, auch was er fuͤr Wild- pret an Hirſchen und Sauen ha- be? Ob darunter nicht etwan Haupt-Thiere von Hirſchen und hauenden Schweinen vorhanden waͤren, und wo eigentlich der Aufenthalt und Wechſel nach ih- rer Nahrung ſeyn moͤchte, und wo ſie auslauffen; nach welchen allen er ſich mit dem Stellen ſo- wol, als mit dem Treiben rich- ten muß. Jſt nun das Jagen von der Herrſchafft reſolvirt, muß derſelbige des Tages vorher den ſaͤmtlichen Jagd-Zeug dahin ab- fuͤhren laſſen, und dabey denſel- ben dergeſtalt eintheilen, wie viel Fuder Gezeug von den hohen Tuͤ- chern beym Anfange an den Ab- jagens-Fluͤgel zu ſtellen, und wo die endern, ein iegliches auf ſei- ner Poſt zu warten habe, iedoch daß ſie auf beyden Fluͤgeln der Waͤlder hinfahren, allda warten und ſtehen bleiben. Darauf hat er einen Uiberſchlag nach dem Vorrath ſeines Jagd-Gezeugs zu machen, und hiervon die Ver- zeichniſſe, wie ſolches zu beſtellen, dem Ober-Jaͤger auszugeben. Nach K k 2
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Hau
Hau
ge dazu kommen, reiben ſie ſich
an das Hartz und heilen ſich mit
der Zeit wieder aus, davon ſie
eine dicke Haut kriegen, welche
als ein Pantzer feſte erwaͤchſet.
So ſie aber in waͤhrendem Kampff
eines Wolffes gewahr werden,
vereinigen ſie ſich beyde, und ver-
folgen denſelben, als ihren ge-
meinen Feind mit groſſem Eifer.
Jm ſechſten und folgenden Jahre
werden ſie groſſe Haupt-Schwei-
ne genannt.
Hauer, ſ. Eber.
Haug, ſ. Hauck.
Haupt-Baum, Ober-
Baum,
Jſt ein Forſt-Terminus, und
bedeutet einen vollkommenen aus-
gewachſenen oder uͤberſtaͤndigen
Baum, ſo nach der gewaͤchſigen
oder ungewaͤchſigen Art des Hol-
tzes, funffzig, ſechzig, ſiebenzig,
achzig bis hundert Jahr alt iſt.
Meiſtentheils pflegt man auf ei-
nem gemeinen Acker Holtz, nicht
uͤber acht oder zehen groſſe Eichen
oder andere gute Arten von Haupt-
Baͤumen ſtehen zu laſſen, deren
Stellen, wenn ſie gefaͤllet werden,
die ſogenannten angehenden Baͤu-
me wieder erſetzen.
Haupt-Geſtelle,
Jſt das Riemen-Zeug, ſo um
die Ohren, Backen und Kehle
eines Pferdes gehet, und mit zum
Zaum oder zur Halffter gehoͤret.
Haupt-Jagen,
Wird ein ſolches Jagen genen-
net, da man in einem Wald das
Wildpret an einen gewiſſen Ort
oder Refier zuſammen treibet, wel-
ches hernachmals mit dem dazu ge-
hoͤrigen und benoͤthigten Zeuge
umſtellet, und das Wild darinne
auf den Laufft vor den Schirm ge-
jagt, und daſelbſt gefaͤllet wird.
Dergleichen Jagden werden ge-
meiniglich um die Jagd-Hirſch-
Feiſt-Zeit, oder um die Schwein-
Hatz, nicht weniger auch bey An-
weſenheit fremder Herrſchafften,
um ſolche damit zu divertiren, an-
geſtellet. Wenn ein ſolches Haupt-
Jagen gemacht werden ſoll, muß
der Jaͤger-Meiſter vor allen ge-
naue Erkundigung einziehen:
Was ein ieder Foͤrſter in ſeinem
Refier fuͤr Behaͤltniſſe, und fuͤr
Dickigte, lichte Plaͤtze und Frucht-
Felder, auch was er fuͤr Wild-
pret an Hirſchen und Sauen ha-
be? Ob darunter nicht etwan
Haupt-Thiere von Hirſchen und
hauenden Schweinen vorhanden
waͤren, und wo eigentlich der
Aufenthalt und Wechſel nach ih-
rer Nahrung ſeyn moͤchte, und
wo ſie auslauffen; nach welchen
allen er ſich mit dem Stellen ſo-
wol, als mit dem Treiben rich-
ten muß. Jſt nun das Jagen
von der Herrſchafft reſolvirt, muß
derſelbige des Tages vorher den
ſaͤmtlichen Jagd-Zeug dahin ab-
fuͤhren laſſen, und dabey denſel-
ben dergeſtalt eintheilen, wie viel
Fuder Gezeug von den hohen Tuͤ-
chern beym Anfange an den Ab-
jagens-Fluͤgel zu ſtellen, und wo
die endern, ein iegliches auf ſei-
ner Poſt zu warten habe, iedoch
daß ſie auf beyden Fluͤgeln der
Waͤlder hinfahren, allda warten
und ſtehen bleiben. Darauf hat
er einen Uiberſchlag nach dem
Vorrath ſeines Jagd-Gezeugs zu
machen, und hiervon die Ver-
zeichniſſe, wie ſolches zu beſtellen,
dem Ober-Jaͤger auszugeben.
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