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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Has
ein Raub-Vogel. Wenn der
Hase ein Jahr alt worden, ist er
zu seiner Vollkommenheit gelan-
get. Wo er gesetzet worden, blei-
bet er am liebsten; dahero kommen
die Holtz-Hasen, die nemlich in
grossen Waldungen gesetzet wor-
den, gar wenig, oder doch nicht
weit in die Felder, weil sie nechst
demjenigen, was sie zu ihrer Nah-
rung allenfalls auf dem Felde fin-
den, auch Eicheln und allerley
Holtz-Kräuter fressen. Die in
den kleinen Feld-Höltzern gesetzte
aber lauffen alle Nächte nach ih-
rer Nahrung ins Feld, und ge-
hen frühe, zumal wenn es win-
dig, wieder zu Holtze. Diese
Holtz-Hasen sind schon etwas
schwerer zu hetzen, weil sie den
den Jäger mit den Hunden mehr
scheuen, und zum öfftern schon der
Jagd entgangen. Die Feld-Ha-
sen hingegen, das ist, diejenigen,
so in den weiten und flachen Fel-
dern gesetzet worden, bleiben auch
meistens daselbst beständig, än-
dern aber ihr Lager oder Gesässe
im Jahr unterschiedliche mal:
Denn im Früh-Jahr, wenn Frost
und Schnee vorbey, setzen sie sich
gerne an die Ränder in die Mist-
Stücken oder Sturtz-Aecker;
wenn aber die Saat so hoch ge-
wachsen, daß sie sich darinne ber-
gen können, so suchen sie ihre Re-
tirade in derselben, bis zur Ernd-
te-Zeit, da sie sich denn immer
aus einem Stück Getreide in das
andere jagen lassen, bis es alles
geschnitten oder niedergehauen ist:
alsdenn setzen sie sich in das alte
annoch stehende Gras, und in die
Haber-Schwaden, entkommt ih-
nen aber auch dieses, so machen
sie sich in die Korn-Stoppeln,
Flachs-Aecker, Kraut-Stücken
[Spaltenumbruch]
Has
und dergleichen; zur Winters-
Zeit und bey tieffem Schnee, ma-
chen sie sich in die Windwehen,
auch in die Weiden- und Erlen-
Gründe, wo sie in der Gedult si-
tzen können. Jhr Geäse ist aller-
hand grüner Saamen, Kraut,
Haber, auch was die Holtz-Ha-
sen sind, zur Herbst-Zeit Eicheln;
Jm Winter aber nähren sie sich,
wenn sie wegen Tieffe des Schnees
nicht zur grünen Saat kommen
können, von denen Rinden und
Schalen der Bircken- und ande-
rer jungen, insonderheit aber der
Obst-Bäume, welches die Gärt-
ner und Haus-Väter öffters mit
ihrem grossen Schaden erfahren.
Sie vermercken von Natur das
Wetter und den Wind, und verän-
dern daher ihr Lager, denn wenn
ein Regen-Wetter vorhanden,
machen sie solches ins Feld an ei-
nem Hügel, Furche, Stamm oder
Wurtzel, alt Gras oder Farren-
Kraut, graben vor sich eine läng-
liche Grube gegen den Wind, und
setzen sich mit dem Hintern rück-
werts hinein, weil sie zu solcher
Zeit in dem Busch nicht bleiben,
noch sich die Regen-Tropffen von
den Blättern beunruhigen lassen
können; wenn es hingegen kalt
und windig ist, suchen sie das Ge-
höltze und die Büscher. Jm Win-
ter machen sie ihr Lager gegen die
Sonne; im Sommer aber wegen
des Schatten gegen die Nord- oder
Winter-Seiten; wenn sie des
Nachts vom Thau oder Regen
naß worden, trocknen sie sich bey
Tage und bey Sonnen-Schein in
den Furchen wieder ab. Wenn
ein paar alter Hasen eine Gegend
zu ihrer Wohnung eingenommen,
lassen sie daselbst keine fremde
aufkommen, sondern beissen und

kratzen

[Spaltenumbruch]

Haſ
ein Raub-Vogel. Wenn der
Haſe ein Jahr alt worden, iſt er
zu ſeiner Vollkommenheit gelan-
get. Wo er geſetzet worden, blei-
bet er am liebſten; dahero kommen
die Holtz-Haſen, die nemlich in
groſſen Waldungen geſetzet wor-
den, gar wenig, oder doch nicht
weit in die Felder, weil ſie nechſt
demjenigen, was ſie zu ihrer Nah-
rung allenfalls auf dem Felde fin-
den, auch Eicheln und allerley
Holtz-Kraͤuter freſſen. Die in
den kleinen Feld-Hoͤltzern geſetzte
aber lauffen alle Naͤchte nach ih-
rer Nahrung ins Feld, und ge-
hen fruͤhe, zumal wenn es win-
dig, wieder zu Holtze. Dieſe
Holtz-Haſen ſind ſchon etwas
ſchwerer zu hetzen, weil ſie den
den Jaͤger mit den Hunden mehr
ſcheuen, und zum oͤfftern ſchon der
Jagd entgangen. Die Feld-Ha-
ſen hingegen, das iſt, diejenigen,
ſo in den weiten und flachen Fel-
dern geſetzet worden, bleiben auch
meiſtens daſelbſt beſtaͤndig, aͤn-
dern aber ihr Lager oder Geſaͤſſe
im Jahr unterſchiedliche mal:
Denn im Fruͤh-Jahr, wenn Froſt
und Schnee vorbey, ſetzen ſie ſich
gerne an die Raͤnder in die Miſt-
Stuͤcken oder Sturtz-Aecker;
wenn aber die Saat ſo hoch ge-
wachſen, daß ſie ſich darinne ber-
gen koͤnnen, ſo ſuchen ſie ihre Re-
tirade in derſelben, bis zur Ernd-
te-Zeit, da ſie ſich denn immer
aus einem Stuͤck Getreide in das
andere jagen laſſen, bis es alles
geſchnitten oder niedergehauen iſt:
alsdenn ſetzen ſie ſich in das alte
annoch ſtehende Gras, und in die
Haber-Schwaden, entkommt ih-
nen aber auch dieſes, ſo machen
ſie ſich in die Korn-Stoppeln,
Flachs-Aecker, Kraut-Stuͤcken
[Spaltenumbruch]
Haſ
und dergleichen; zur Winters-
Zeit und bey tieffem Schnee, ma-
chen ſie ſich in die Windwehen,
auch in die Weiden- und Erlen-
Gruͤnde, wo ſie in der Gedult ſi-
tzen koͤnnen. Jhr Geaͤſe iſt aller-
hand gruͤner Saamen, Kraut,
Haber, auch was die Holtz-Ha-
ſen ſind, zur Herbſt-Zeit Eicheln;
Jm Winter aber naͤhren ſie ſich,
wenn ſie wegen Tieffe des Schnees
nicht zur gruͤnen Saat kommen
koͤnnen, von denen Rinden und
Schalen der Bircken- und ande-
rer jungen, inſonderheit aber der
Obſt-Baͤume, welches die Gaͤrt-
ner und Haus-Vaͤter oͤffters mit
ihrem groſſen Schaden erfahren.
Sie vermercken von Natur das
Wetter und den Wind, und veraͤn-
dern daher ihr Lager, denn wenn
ein Regen-Wetter vorhanden,
machen ſie ſolches ins Feld an ei-
nem Huͤgel, Furche, Stamm oder
Wurtzel, alt Gras oder Farren-
Kraut, graben vor ſich eine laͤng-
liche Grube gegen den Wind, und
ſetzen ſich mit dem Hintern ruͤck-
werts hinein, weil ſie zu ſolcher
Zeit in dem Buſch nicht bleiben,
noch ſich die Regen-Tropffen von
den Blaͤttern beunruhigen laſſen
koͤnnen; wenn es hingegen kalt
und windig iſt, ſuchen ſie das Ge-
hoͤltze und die Buͤſcher. Jm Win-
ter machen ſie ihr Lager gegen die
Sonne; im Sommer aber wegen
des Schatten gegen die Nord- oder
Winter-Seiten; wenn ſie des
Nachts vom Thau oder Regen
naß worden, trocknen ſie ſich bey
Tage und bey Sonnen-Schein in
den Furchen wieder ab. Wenn
ein paar alter Haſen eine Gegend
zu ihrer Wohnung eingenommen,
laſſen ſie daſelbſt keine fremde
aufkommen, ſondern beiſſen und

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[0529] Haſ Haſ ein Raub-Vogel. Wenn der Haſe ein Jahr alt worden, iſt er zu ſeiner Vollkommenheit gelan- get. Wo er geſetzet worden, blei- bet er am liebſten; dahero kommen die Holtz-Haſen, die nemlich in groſſen Waldungen geſetzet wor- den, gar wenig, oder doch nicht weit in die Felder, weil ſie nechſt demjenigen, was ſie zu ihrer Nah- rung allenfalls auf dem Felde fin- den, auch Eicheln und allerley Holtz-Kraͤuter freſſen. Die in den kleinen Feld-Hoͤltzern geſetzte aber lauffen alle Naͤchte nach ih- rer Nahrung ins Feld, und ge- hen fruͤhe, zumal wenn es win- dig, wieder zu Holtze. Dieſe Holtz-Haſen ſind ſchon etwas ſchwerer zu hetzen, weil ſie den den Jaͤger mit den Hunden mehr ſcheuen, und zum oͤfftern ſchon der Jagd entgangen. Die Feld-Ha- ſen hingegen, das iſt, diejenigen, ſo in den weiten und flachen Fel- dern geſetzet worden, bleiben auch meiſtens daſelbſt beſtaͤndig, aͤn- dern aber ihr Lager oder Geſaͤſſe im Jahr unterſchiedliche mal: Denn im Fruͤh-Jahr, wenn Froſt und Schnee vorbey, ſetzen ſie ſich gerne an die Raͤnder in die Miſt- Stuͤcken oder Sturtz-Aecker; wenn aber die Saat ſo hoch ge- wachſen, daß ſie ſich darinne ber- gen koͤnnen, ſo ſuchen ſie ihre Re- tirade in derſelben, bis zur Ernd- te-Zeit, da ſie ſich denn immer aus einem Stuͤck Getreide in das andere jagen laſſen, bis es alles geſchnitten oder niedergehauen iſt: alsdenn ſetzen ſie ſich in das alte annoch ſtehende Gras, und in die Haber-Schwaden, entkommt ih- nen aber auch dieſes, ſo machen ſie ſich in die Korn-Stoppeln, Flachs-Aecker, Kraut-Stuͤcken und dergleichen; zur Winters- Zeit und bey tieffem Schnee, ma- chen ſie ſich in die Windwehen, auch in die Weiden- und Erlen- Gruͤnde, wo ſie in der Gedult ſi- tzen koͤnnen. Jhr Geaͤſe iſt aller- hand gruͤner Saamen, Kraut, Haber, auch was die Holtz-Ha- ſen ſind, zur Herbſt-Zeit Eicheln; Jm Winter aber naͤhren ſie ſich, wenn ſie wegen Tieffe des Schnees nicht zur gruͤnen Saat kommen koͤnnen, von denen Rinden und Schalen der Bircken- und ande- rer jungen, inſonderheit aber der Obſt-Baͤume, welches die Gaͤrt- ner und Haus-Vaͤter oͤffters mit ihrem groſſen Schaden erfahren. Sie vermercken von Natur das Wetter und den Wind, und veraͤn- dern daher ihr Lager, denn wenn ein Regen-Wetter vorhanden, machen ſie ſolches ins Feld an ei- nem Huͤgel, Furche, Stamm oder Wurtzel, alt Gras oder Farren- Kraut, graben vor ſich eine laͤng- liche Grube gegen den Wind, und ſetzen ſich mit dem Hintern ruͤck- werts hinein, weil ſie zu ſolcher Zeit in dem Buſch nicht bleiben, noch ſich die Regen-Tropffen von den Blaͤttern beunruhigen laſſen koͤnnen; wenn es hingegen kalt und windig iſt, ſuchen ſie das Ge- hoͤltze und die Buͤſcher. Jm Win- ter machen ſie ihr Lager gegen die Sonne; im Sommer aber wegen des Schatten gegen die Nord- oder Winter-Seiten; wenn ſie des Nachts vom Thau oder Regen naß worden, trocknen ſie ſich bey Tage und bey Sonnen-Schein in den Furchen wieder ab. Wenn ein paar alter Haſen eine Gegend zu ihrer Wohnung eingenommen, laſſen ſie daſelbſt keine fremde aufkommen, ſondern beiſſen und kratzen

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/529>, abgerufen am 22.11.2024.