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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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[Spaltenumbruch]

Has
wenn er berupffet wäre; hat einen
dicken kurtzen Kopff, lange Haare
am Bart, Backen und Augen-
Braunen, auch kurtze, weite und
weißlichte Ohren, welche er steiff
träget, und in dem Sitzen und
Horchen eines nach dem andern
geschwind in die Höhe recket; im
Lager aber die Ohren nach dem
Hals zusammen leget. Die Hä-
sin oder der Satz-Hase hingegen
hat einen längern und schmälern
Kopff, bisweilen auch ein Bläß-
lein auf der Stirn, grosse lappich-
te und etwas hangende Ohren, am
Rücken falbigte, und überhaupt
mehr Asch-Farbe und graulichte
als röthlichte Haare. Jn der
Setz-Zeit ist absonderlich ein
Rammler in dem Lager vor einer
Häsin daran zu erkennen, daß
er seine Ohren gerade auf den Rü-
cken zurück- und zusammen leget,
auch eher aus seinem Lager aufste-
het, als eine Häsin; dahingegen
diese, wenn sie den Leib voller
Jungen hat, sich in dem Lager zu
drucken und feste zu sitzen pfleget,
da sie denn ihre Ohren gantz von
einander zu beyden Seiten des
Leibes hinunter leget, und mit dem
Hinter-Theil hoch sitzet. Sie
rammlen im Februario, auch
wol gar schon im Januario, nach-
dem nemlich das Wetter gelinde
ist, und zwar mit so grosser Be-
gierde, daß offt hinter einer Hä-
sin drey oder vier Rammler her-
lauffen, wiewol solche frühzei-
tige Junge, wenn sie nach vier
Wochen, (denn so lange trägt die
Häsin) gesetzet werden, mehren-
theils von der grossen Kälte und
dem starcken Schnee wieder um-
kommen: Wenn aber ein harter
Winter einfällt, müssen sie diese
Kurtzweile bleiben lassen. Son-
[Spaltenumbruch]
Has
steu setzen sie ordentlicher Weife
im Martio, wo alt Gras, dicke
Saat oder Farren-Kraut ist, in
Sträuchlein, oder an einen klei-
nen Erd-Hügel, und zwar nach-
dem die Satz-Häsin alt ist, ein
oder zwey Junge. Der andere
Satz geschiehet im Majo schon
besser, und bekommen sie alsdenn
meistens dreye. Beym dritten
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kommen sie bisweilen vier bis sechs
Junge, die sie schon besser, als bey
den ersten beyden Sätzen im Ge-
treide verbergen können. Jm
September oder zur Erndte-Zeit,
folget der vierte Satz, bisweilen
auch nicht, nachdem sie nemlich
Friede haben, so daß die alten
Jäger haben pflegen zu sagen, der
Hase gehe im Früh-Jahr selb an-
der vom Holtze ins Feld, und ge-
he um Bartholomäi selb funffze-
hen bis 17 wieder zu Holtze. Sie
werden nicht blind gebohren, wie
die Caninichen, Eichhörner, Ham-
ster und dergleichen, welche alle
bis in den neunten Tag blind lie-
gen müssen, sondern haben gleich
ihre Augen offen, sobald sie zur
Welt kommen. Sonsten ist die
Häsin eine ungetreue Mutter:
Denn sie lässet ihre Junge über
vier oder sechs Tage nicht an sich
saugen, darnach verlässet sie die-
selben, und läufft aus grosser Geil-
heit dem Rammler wieder nach,
welcher die Jungen, wenn er sie
frisch gesetzt findet, gantz und gar
auffrißt, damit er die Mutter de-
sto eher wiederum frey bekommen
möge. Die Raben und Krähen
thun den Hasen viel Schaden, so-
wol wenn sie noch jung, als auch,
wenn sie alt und erwachsen sind,
und können zwey Krähen einen
alten Hasen so gut stossen, als

ein

[Spaltenumbruch]

Haſ
wenn er berupffet waͤre; hat einen
dicken kurtzen Kopff, lange Haare
am Bart, Backen und Augen-
Braunen, auch kurtze, weite und
weißlichte Ohren, welche er ſteiff
traͤget, und in dem Sitzen und
Horchen eines nach dem andern
geſchwind in die Hoͤhe recket; im
Lager aber die Ohren nach dem
Hals zuſammen leget. Die Haͤ-
ſin oder der Satz-Haſe hingegen
hat einen laͤngern und ſchmaͤlern
Kopff, bisweilen auch ein Blaͤß-
lein auf der Stirn, groſſe lappich-
te und etwas hangende Ohren, am
Ruͤcken falbigte, und uͤberhaupt
mehr Aſch-Farbe und graulichte
als roͤthlichte Haare. Jn der
Setz-Zeit iſt abſonderlich ein
Rammler in dem Lager vor einer
Haͤſin daran zu erkennen, daß
er ſeine Ohren gerade auf den Ruͤ-
cken zuruͤck- und zuſammen leget,
auch eher aus ſeinem Lager aufſte-
het, als eine Haͤſin; dahingegen
dieſe, wenn ſie den Leib voller
Jungen hat, ſich in dem Lager zu
drucken und feſte zu ſitzen pfleget,
da ſie denn ihre Ohren gantz von
einander zu beyden Seiten des
Leibes hinunter leget, und mit dem
Hinter-Theil hoch ſitzet. Sie
rammlen im Februario, auch
wol gar ſchon im Januario, nach-
dem nemlich das Wetter gelinde
iſt, und zwar mit ſo groſſer Be-
gierde, daß offt hinter einer Haͤ-
ſin drey oder vier Rammler her-
lauffen, wiewol ſolche fruͤhzei-
tige Junge, wenn ſie nach vier
Wochen, (denn ſo lange traͤgt die
Haͤſin) geſetzet werden, mehren-
theils von der groſſen Kaͤlte und
dem ſtarcken Schnee wieder um-
kommen: Wenn aber ein harter
Winter einfaͤllt, muͤſſen ſie dieſe
Kurtzweile bleiben laſſen. Son-
[Spaltenumbruch]
Haſ
ſteu ſetzen ſie ordentlicher Weife
im Martio, wo alt Gras, dicke
Saat oder Farren-Kraut iſt, in
Straͤuchlein, oder an einen klei-
nen Erd-Huͤgel, und zwar nach-
dem die Satz-Haͤſin alt iſt, ein
oder zwey Junge. Der andere
Satz geſchiehet im Majo ſchon
beſſer, und bekommen ſie alsdenn
meiſtens dreye. Beym dritten
Satz, ſo im Julio geſchiehet, be-
kommen ſie bisweilen vier bis ſechs
Junge, die ſie ſchon beſſer, als bey
den erſten beyden Saͤtzen im Ge-
treide verbergen koͤnnen. Jm
September oder zur Erndte-Zeit,
folget der vierte Satz, bisweilen
auch nicht, nachdem ſie nemlich
Friede haben, ſo daß die alten
Jaͤger haben pflegen zu ſagen, der
Haſe gehe im Fruͤh-Jahr ſelb an-
der vom Holtze ins Feld, und ge-
he um Bartholomaͤi ſelb funffze-
hen bis 17 wieder zu Holtze. Sie
werden nicht blind gebohren, wie
die Caninichen, Eichhoͤrner, Ham-
ſter und dergleichen, welche alle
bis in den neunten Tag blind lie-
gen muͤſſen, ſondern haben gleich
ihre Augen offen, ſobald ſie zur
Welt kommen. Sonſten iſt die
Haͤſin eine ungetreue Mutter:
Denn ſie laͤſſet ihre Junge uͤber
vier oder ſechs Tage nicht an ſich
ſaugen, darnach verlaͤſſet ſie die-
ſelben, und laͤufft aus groſſer Geil-
heit dem Rammler wieder nach,
welcher die Jungen, wenn er ſie
friſch geſetzt findet, gantz und gar
auffrißt, damit er die Mutter de-
ſto eher wiederum frey bekommen
moͤge. Die Raben und Kraͤhen
thun den Haſen viel Schaden, ſo-
wol wenn ſie noch jung, als auch,
wenn ſie alt und erwachſen ſind,
und koͤnnen zwey Kraͤhen einen
alten Haſen ſo gut ſtoſſen, als

ein
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[0528] Haſ Haſ wenn er berupffet waͤre; hat einen dicken kurtzen Kopff, lange Haare am Bart, Backen und Augen- Braunen, auch kurtze, weite und weißlichte Ohren, welche er ſteiff traͤget, und in dem Sitzen und Horchen eines nach dem andern geſchwind in die Hoͤhe recket; im Lager aber die Ohren nach dem Hals zuſammen leget. Die Haͤ- ſin oder der Satz-Haſe hingegen hat einen laͤngern und ſchmaͤlern Kopff, bisweilen auch ein Blaͤß- lein auf der Stirn, groſſe lappich- te und etwas hangende Ohren, am Ruͤcken falbigte, und uͤberhaupt mehr Aſch-Farbe und graulichte als roͤthlichte Haare. Jn der Setz-Zeit iſt abſonderlich ein Rammler in dem Lager vor einer Haͤſin daran zu erkennen, daß er ſeine Ohren gerade auf den Ruͤ- cken zuruͤck- und zuſammen leget, auch eher aus ſeinem Lager aufſte- het, als eine Haͤſin; dahingegen dieſe, wenn ſie den Leib voller Jungen hat, ſich in dem Lager zu drucken und feſte zu ſitzen pfleget, da ſie denn ihre Ohren gantz von einander zu beyden Seiten des Leibes hinunter leget, und mit dem Hinter-Theil hoch ſitzet. Sie rammlen im Februario, auch wol gar ſchon im Januario, nach- dem nemlich das Wetter gelinde iſt, und zwar mit ſo groſſer Be- gierde, daß offt hinter einer Haͤ- ſin drey oder vier Rammler her- lauffen, wiewol ſolche fruͤhzei- tige Junge, wenn ſie nach vier Wochen, (denn ſo lange traͤgt die Haͤſin) geſetzet werden, mehren- theils von der groſſen Kaͤlte und dem ſtarcken Schnee wieder um- kommen: Wenn aber ein harter Winter einfaͤllt, muͤſſen ſie dieſe Kurtzweile bleiben laſſen. Son- ſteu ſetzen ſie ordentlicher Weife im Martio, wo alt Gras, dicke Saat oder Farren-Kraut iſt, in Straͤuchlein, oder an einen klei- nen Erd-Huͤgel, und zwar nach- dem die Satz-Haͤſin alt iſt, ein oder zwey Junge. Der andere Satz geſchiehet im Majo ſchon beſſer, und bekommen ſie alsdenn meiſtens dreye. Beym dritten Satz, ſo im Julio geſchiehet, be- kommen ſie bisweilen vier bis ſechs Junge, die ſie ſchon beſſer, als bey den erſten beyden Saͤtzen im Ge- treide verbergen koͤnnen. Jm September oder zur Erndte-Zeit, folget der vierte Satz, bisweilen auch nicht, nachdem ſie nemlich Friede haben, ſo daß die alten Jaͤger haben pflegen zu ſagen, der Haſe gehe im Fruͤh-Jahr ſelb an- der vom Holtze ins Feld, und ge- he um Bartholomaͤi ſelb funffze- hen bis 17 wieder zu Holtze. Sie werden nicht blind gebohren, wie die Caninichen, Eichhoͤrner, Ham- ſter und dergleichen, welche alle bis in den neunten Tag blind lie- gen muͤſſen, ſondern haben gleich ihre Augen offen, ſobald ſie zur Welt kommen. Sonſten iſt die Haͤſin eine ungetreue Mutter: Denn ſie laͤſſet ihre Junge uͤber vier oder ſechs Tage nicht an ſich ſaugen, darnach verlaͤſſet ſie die- ſelben, und laͤufft aus groſſer Geil- heit dem Rammler wieder nach, welcher die Jungen, wenn er ſie friſch geſetzt findet, gantz und gar auffrißt, damit er die Mutter de- ſto eher wiederum frey bekommen moͤge. Die Raben und Kraͤhen thun den Haſen viel Schaden, ſo- wol wenn ſie noch jung, als auch, wenn ſie alt und erwachſen ſind, und koͤnnen zwey Kraͤhen einen alten Haſen ſo gut ſtoſſen, als ein

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/528>, abgerufen am 22.11.2024.