Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Har daß sie, um desto bessern Raumund weitern Platz um die Hartz- Bäume zu haben, die nebenste- hende junge Schößlinge und das junge Holtz-Gewächs ohne Unter- scheid abhauen und verstümmeln. 4) Daß sie nicht mit Holtz-Aex- ten, sondern mit ihren darzu ge- hörigen Jnstrumenten, die Hartz- Bäume reissen. Denn die Zim- mer-Beile und Holtz-Aexte tau- gen nicht zum Hartz scharren, und mag man damit fast umgehen, wie man will, so wird man in den Stamm oder in das Holtz hinein hauen. Es ist aber bekannt, daß man von den Hartz-Bäumen aus- ser der blossen Rinde, sonst nichts hinweg schneiden noch hauen soll, weil auf sich begebenden widrigen Fall, das angeschnittene Holtz, nach und nach dürr muß werden, und das Hartz nicht mehr aus dem Schnitt wird fliessen lassen kön- nen; daher haben die Hartz- Scharrer ihre eigene Beile dazu, die man Messer heisset, welche in die Runde herum etwas krumm gebogen, und also zur Abschälung auf das beste tauglich sind. Und 5) daß sie die Tannen-Bäume nicht reissen, weil dieselben da- durch mercklich ins Verderben ge- rather. Eine Haupt-Regel beym Hartzscharren ist: daß in denen Jahren, wenn viel Zapffen und Saamen auf denen Fichten be- findlich sind, das Reissen einge- stellet werde, indem es zu solcher Zeit den Bäumen sehr schädlich und darzu vergeblich ist, weil das Hartz, welches dieses Baumes Safft ist, genug über sich zu thun hat, den Saamen vollkommen zu machen. An gewissen Orten wird das Hartz-Scharren oder Pech-Hauen also erlaubet, daß [Spaltenumbruch] Has erstlich der Grund-Obrigkeit vonallem Peche der Zehend abgerich- tet, und darnach das übrige Pech mit derselben noch halb getheilet werden muß, so dürffen auch die Hartz-Scharrer an vielen Or- ten kein Pech von dem ihrigen verkauffen, wo sie nicht solches vorher der Herrschafft und dero- selben Unterthanen zu feilem Kauff angeboten haben. Hase, Lepus, Lievre, Jst ein bekanntes vierfüßiges, wenn
[Spaltenumbruch] Har daß ſie, um deſto beſſern Raumund weitern Platz um die Hartz- Baͤume zu haben, die nebenſte- hende junge Schoͤßlinge und das junge Holtz-Gewaͤchs ohne Unter- ſcheid abhauen und verſtuͤmmeln. 4) Daß ſie nicht mit Holtz-Aex- ten, ſondern mit ihren darzu ge- hoͤrigen Jnſtrumenten, die Hartz- Baͤume reiſſen. Denn die Zim- mer-Beile und Holtz-Aexte tau- gen nicht zum Hartz ſcharren, und mag man damit faſt umgehen, wie man will, ſo wird man in den Stamm oder in das Holtz hinein hauen. Es iſt aber bekannt, daß man von den Hartz-Baͤumen auſ- ſer der bloſſen Rinde, ſonſt nichts hinweg ſchneiden noch hauen ſoll, weil auf ſich begebenden widrigen Fall, das angeſchnittene Holtz, nach und nach duͤrr muß werden, und das Hartz nicht mehr aus dem Schnitt wird flieſſen laſſen koͤn- nen; daher haben die Hartz- Scharrer ihre eigene Beile dazu, die man Meſſer heiſſet, welche in die Runde herum etwas krumm gebogen, und alſo zur Abſchaͤlung auf das beſte tauglich ſind. Und 5) daß ſie die Tannen-Baͤume nicht reiſſen, weil dieſelben da- durch mercklich ins Verderben ge- rather. Eine Haupt-Regel beym Hartzſcharren iſt: daß in denen Jahren, wenn viel Zapffen und Saamen auf denen Fichten be- findlich ſind, das Reiſſen einge- ſtellet werde, indem es zu ſolcher Zeit den Baͤumen ſehr ſchaͤdlich und darzu vergeblich iſt, weil das Hartz, welches dieſes Baumes Safft iſt, genug uͤber ſich zu thun hat, den Saamen vollkommen zu machen. An gewiſſen Orten wird das Hartz-Scharren oder Pech-Hauen alſo erlaubet, daß [Spaltenumbruch] Haſ erſtlich der Grund-Obrigkeit vonallem Peche der Zehend abgerich- tet, und darnach das uͤbrige Pech mit derſelben noch halb getheilet werden muß, ſo duͤrffen auch die Hartz-Scharrer an vielen Or- ten kein Pech von dem ihrigen verkauffen, wo ſie nicht ſolches vorher der Herrſchafft und dero- ſelben Unterthanen zu feilem Kauff angeboten haben. Haſe, Lepus, Lievre, Jſt ein bekanntes vierfuͤßiges, wenn
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Har
Haſ
daß ſie, um deſto beſſern Raum
und weitern Platz um die Hartz-
Baͤume zu haben, die nebenſte-
hende junge Schoͤßlinge und das
junge Holtz-Gewaͤchs ohne Unter-
ſcheid abhauen und verſtuͤmmeln.
4) Daß ſie nicht mit Holtz-Aex-
ten, ſondern mit ihren darzu ge-
hoͤrigen Jnſtrumenten, die Hartz-
Baͤume reiſſen. Denn die Zim-
mer-Beile und Holtz-Aexte tau-
gen nicht zum Hartz ſcharren, und
mag man damit faſt umgehen, wie
man will, ſo wird man in den
Stamm oder in das Holtz hinein
hauen. Es iſt aber bekannt, daß
man von den Hartz-Baͤumen auſ-
ſer der bloſſen Rinde, ſonſt nichts
hinweg ſchneiden noch hauen ſoll,
weil auf ſich begebenden widrigen
Fall, das angeſchnittene Holtz,
nach und nach duͤrr muß werden,
und das Hartz nicht mehr aus dem
Schnitt wird flieſſen laſſen koͤn-
nen; daher haben die Hartz-
Scharrer ihre eigene Beile dazu,
die man Meſſer heiſſet, welche in
die Runde herum etwas krumm
gebogen, und alſo zur Abſchaͤlung
auf das beſte tauglich ſind. Und
5) daß ſie die Tannen-Baͤume
nicht reiſſen, weil dieſelben da-
durch mercklich ins Verderben ge-
rather. Eine Haupt-Regel beym
Hartzſcharren iſt: daß in denen
Jahren, wenn viel Zapffen und
Saamen auf denen Fichten be-
findlich ſind, das Reiſſen einge-
ſtellet werde, indem es zu ſolcher
Zeit den Baͤumen ſehr ſchaͤdlich
und darzu vergeblich iſt, weil das
Hartz, welches dieſes Baumes
Safft iſt, genug uͤber ſich zu thun
hat, den Saamen vollkommen
zu machen. An gewiſſen Orten
wird das Hartz-Scharren oder
Pech-Hauen alſo erlaubet, daß
erſtlich der Grund-Obrigkeit von
allem Peche der Zehend abgerich-
tet, und darnach das uͤbrige Pech
mit derſelben noch halb getheilet
werden muß, ſo duͤrffen auch die
Hartz-Scharrer an vielen Or-
ten kein Pech von dem ihrigen
verkauffen, wo ſie nicht ſolches
vorher der Herrſchafft und dero-
ſelben Unterthanen zu feilem
Kauff angeboten haben.
Haſe, Lepus, Lievre,
Jſt ein bekanntes vierfuͤßiges,
und unter die Nieder-Jagd, oder
das kleine Weidwerck gehoͤriges
Wildpret, uͤber alle maſſen furcht-
ſam, und ſich einig und alleine
auf die Geſchwindigkeit ſeiner
Fuͤſſe verlaſſend. Seine aͤuſſer-
liche Geſtalt belangend uͤbertrifft
er an Groͤſſe die Caninichen, ſei-
ne voͤrdern Fuͤſſe ſeyn ungleich klei-
ner als die hintern, er hat einen
kurtzen dicken Kopff, lange und
ſpitzige Ohren, einen kurtzen
Schwantz, an dem obern Theil
des Mauls eine heßliche Scharte,
groſſe heraus getriebene Augen,
und kurtze, oder gleichſam abge-
ſchnittene Augen-Lieder, dahero es
kommt, daß er die Augen allezeit
offen haͤlt, ja ſo gar mit offenen
Augen ſchlaͤfft. Das Maͤnnlein,
oder die Rammler, iſt auch von
dem Weiblein, ſo die Haͤſin, der
Mutter-Haſe oder Satz-Haſe ge-
nennet wird, darinne unterſchie-
den, daß jener von Natur etwas
kleiner, aber laͤnger und geſchwin-
der iſt, als die Haͤſin, welche et-
was dicker vom Leibe, und nicht
ſo hurtig auf ihren Fuͤſſen. Fer-
ner iſt der Rammler auf den Vor-
der-Blaͤttern und Schultern roth,
auf dem Ruͤcken ſchwartztuͤpff-
licht, und hinten herum weiß, als
wenn
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