Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Eqv aber roth. Jhr Gelübde war eineewige Keuschheit nebst der Beschir- mung des gelobten Landes wider die Saracenen, und Bewirthung der Pilgrimme, die nach Jerusa- lem kamen. Sie brachten in we- niger Zeit in die 40000 Commen- den an sich, aus denen sie jährlich über zwey Millionen Goldes zo- gen. Solcher Reichthum mach- te sie mächtig, stoltz, und bey ie- derman wegen vieler Laster verhast, wannenhero sie von Anno 1306 bis 1311 von Pabst Clemens dem V und König Philippo Pulchro in Franckreich, auf gar grausame Art gäntzlich vertilget, ihre Güter aber theils den Landes-Herren, theils den Johannitern oder nach- mahligen Malthesern, vom Pabst zuerkannt worden. Equites aurei Velleris, Die Ritter des güldenen Vlies- Eqv nur 25 Ritter, nachmals aber 31.und Kayser Carl V hat diese Zahl bis auf 51 erweitert. Die damah- ligen Hertzoge von Burgund, und nach ihnen die Könige von Spa- nien, an welche die Erbschafft ge- diehen, sind Großmeister des Or- dens. Der Ordens-Habit ist dreymal geändert, die Kette aber bestehet aus lauter güldenen Glie- dern, so Feuer-Steine und den Stahl, womit man Feuer zu schla- gen pfleget, vorstellen. Unten hänget ein güldenes Lamm oder Vließ, mit der Uiberschrifft: Pre- tium non vile laboris. Jm An- fang musten die Ritter sothane Kette täglich tragen, doch Kayser Carl V überhob sie dieser Unbe- qvemlichkeit, und verstattete, daß man selbige nur an solennen Ta- gen anhängen, und an deren stat das güldene Vellus oder Vließ an einem rothen oder güldenen Band tragen möchte. Allein es bleibet ihnen solch Ordens-Kleinod nicht erblich, sondern es muß nach ei- nes ieden Tode wieder eingelieffert werden, wiewol niemand für des- sen unvermutheten Verlust hafftet, wenn etwa im Kriege oder durch andere unwidertreibliche Fälle sel- biges verlohren gienge. Die Spa- nier ästimirten erstlich diesen Or- den nicht hoch, weil die ihrigen älter waren; allein Kayser Carl V brachte ihn zum höchsten Auf- nehmen, von dessen Zeiten an nicht allein viel grosse Fürsten und Kö- nige, sondern auch die folgenden Röm. Kayser aus dem Ertz-Hau- se Oesterreich selbigen getragen, und niemand damit beehren lassen, als der von hoher Extraction, und gantz ungemeinen Meriten gegen die Oesterreichischen und Spani- schen Häuser gewesen. Equites Y 5
[Spaltenumbruch] Eqv aber roth. Jhr Geluͤbde war eineewige Keuſchheit nebſt der Beſchir- mung des gelobten Landes wider die Saracenen, und Bewirthung der Pilgrimme, die nach Jeruſa- lem kamen. Sie brachten in we- niger Zeit in die 40000 Commen- den an ſich, aus denen ſie jaͤhrlich uͤber zwey Millionen Goldes zo- gen. Solcher Reichthum mach- te ſie maͤchtig, ſtoltz, und bey ie- derman wegen vieler Laſter verhaſt, wannenhero ſie von Anno 1306 bis 1311 von Pabſt Clemens dem V und Koͤnig Philippo Pulchro in Franckreich, auf gar grauſame Art gaͤntzlich vertilget, ihre Guͤter aber theils den Landes-Herren, theils den Johannitern oder nach- mahligen Maltheſern, vom Pabſt zuerkannt worden. Equites aurei Velleris, Die Ritter des guͤldenen Vlieſ- Eqv nur 25 Ritter, nachmals aber 31.und Kayſer Carl V hat dieſe Zahl bis auf 51 erweitert. Die damah- ligen Hertzoge von Burgund, und nach ihnen die Koͤnige von Spa- nien, an welche die Erbſchafft ge- diehen, ſind Großmeiſter des Or- dens. Der Ordens-Habit iſt dreymal geaͤndert, die Kette aber beſtehet aus lauter guͤldenen Glie- dern, ſo Feuer-Steine und den Stahl, womit man Feuer zu ſchla- gen pfleget, vorſtellen. Unten haͤnget ein guͤldenes Lamm oder Vließ, mit der Uiberſchrifft: Pre- tium non vile laboris. Jm An- fang muſten die Ritter ſothane Kette taͤglich tragen, doch Kayſer Carl V uͤberhob ſie dieſer Unbe- qvemlichkeit, und verſtattete, daß man ſelbige nur an ſolennen Ta- gen anhaͤngen, und an deren ſtat das guͤldene Vellus oder Vließ an einem rothen oder guͤldenen Band tragen moͤchte. Allein es bleibet ihnen ſolch Ordens-Kleinod nicht erblich, ſondern es muß nach ei- nes ieden Tode wieder eingelieffert werden, wiewol niemand fuͤr deſ- ſen unvermutheten Verluſt hafftet, wenn etwa im Kriege oder durch andere unwidertreibliche Faͤlle ſel- biges verlohren gienge. Die Spa- nier aͤſtimirten erſtlich dieſen Or- den nicht hoch, weil die ihrigen aͤlter waren; allein Kayſer Carl V brachte ihn zum hoͤchſten Auf- nehmen, von deſſen Zeiten an nicht allein viel groſſe Fuͤrſten und Koͤ- nige, ſondern auch die folgenden Roͤm. Kayſer aus dem Ertz-Hau- ſe Oeſterreich ſelbigen getragen, und niemand damit beehren laſſen, als der von hoher Extraction, und gantz ungemeinen Meriten gegen die Oeſterreichiſchen und Spani- ſchen Haͤuſer geweſen. Equites Y 5
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Eqv
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mung des gelobten Landes wider
die Saracenen, und Bewirthung
der Pilgrimme, die nach Jeruſa-
lem kamen. Sie brachten in we-
niger Zeit in die 40000 Commen-
den an ſich, aus denen ſie jaͤhrlich
uͤber zwey Millionen Goldes zo-
gen. Solcher Reichthum mach-
te ſie maͤchtig, ſtoltz, und bey ie-
derman wegen vieler Laſter verhaſt,
wannenhero ſie von Anno 1306
bis 1311 von Pabſt Clemens dem V
und Koͤnig Philippo Pulchro in
Franckreich, auf gar grauſame
Art gaͤntzlich vertilget, ihre Guͤter
aber theils den Landes-Herren,
theils den Johannitern oder nach-
mahligen Maltheſern, vom Pabſt
zuerkannt worden.
Equites aurei Velleris,
Die Ritter des guͤldenen Vlieſ-
ſes oder de la Toiſon d’ or, ſind
unter die beruͤhmteſten des gantzen
Erdbodens zu rechnen. Philip-
pus Bonus, Hertzog von Burgund
und Braband, der die 17 Nieder-
laͤndiſchen Provintzen am erſten
zuſammen gebracht, und einer der
maͤchtigſten Fuͤrſten ſeiner Zeit ge-
weſen, hat ſie 1430, oder nach der
Flandriſchen Jahres-Rechnung
Anno 1429 am Tage ſeiner dritten
Vermaͤhlung, die er zu Bruͤgge in
Flandern mit Jſabella, Koͤnigs
Johannis I von Portugall Tochter
gehalten, der heiligen Jungfrau
Mariaͤ und dem Apoſtel Andreaͤ
zu Ehren geſtifftet, in dem Abſe-
hen, den Chriſtlichen Glauben zu
befoͤrdern, und die von den Tuͤr-
cken eroberten Laͤnder wiederum zu
befreyen, wider welche er einen
gewaltigen Heeres-Zug im Sinn
hatte. Anfaͤnglich benennete er
nur 25 Ritter, nachmals aber 31.
und Kayſer Carl V hat dieſe Zahl
bis auf 51 erweitert. Die damah-
ligen Hertzoge von Burgund, und
nach ihnen die Koͤnige von Spa-
nien, an welche die Erbſchafft ge-
diehen, ſind Großmeiſter des Or-
dens. Der Ordens-Habit iſt
dreymal geaͤndert, die Kette aber
beſtehet aus lauter guͤldenen Glie-
dern, ſo Feuer-Steine und den
Stahl, womit man Feuer zu ſchla-
gen pfleget, vorſtellen. Unten
haͤnget ein guͤldenes Lamm oder
Vließ, mit der Uiberſchrifft: Pre-
tium non vile laboris. Jm An-
fang muſten die Ritter ſothane
Kette taͤglich tragen, doch Kayſer
Carl V uͤberhob ſie dieſer Unbe-
qvemlichkeit, und verſtattete, daß
man ſelbige nur an ſolennen Ta-
gen anhaͤngen, und an deren ſtat
das guͤldene Vellus oder Vließ an
einem rothen oder guͤldenen Band
tragen moͤchte. Allein es bleibet
ihnen ſolch Ordens-Kleinod nicht
erblich, ſondern es muß nach ei-
nes ieden Tode wieder eingelieffert
werden, wiewol niemand fuͤr deſ-
ſen unvermutheten Verluſt hafftet,
wenn etwa im Kriege oder durch
andere unwidertreibliche Faͤlle ſel-
biges verlohren gienge. Die Spa-
nier aͤſtimirten erſtlich dieſen Or-
den nicht hoch, weil die ihrigen
aͤlter waren; allein Kayſer Carl
V brachte ihn zum hoͤchſten Auf-
nehmen, von deſſen Zeiten an nicht
allein viel groſſe Fuͤrſten und Koͤ-
nige, ſondern auch die folgenden
Roͤm. Kayſer aus dem Ertz-Hau-
ſe Oeſterreich ſelbigen getragen,
und niemand damit beehren laſſen,
als der von hoher Extraction, und
gantz ungemeinen Meriten gegen
die Oeſterreichiſchen und Spani-
ſchen Haͤuſer geweſen.
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