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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ade
sige, Ritterbürtige genennet, und
war verbunden, besonders zu Pfer-
de Kriegs-Dienste zu verrichten,
wozu denn in damaligen Zeiten
auch niemand als Ingenui oder
Freye Leute gelangen konten. Er
ist entweder unmittelbar, oder mit-
telbar; jener ist der eigentlich so-
genannte Reichs-Adel, durch die-
sen aber verstehet man den Land-
säßigen Adel. Unter diesen bey-
den ist iedoch kein Unterscheid, was
die Rechte und Vorzüge des al-
ten Adels betrifft, wenn er Gesetz-
und Statuten-mäßig bewiesen
worden. Ferner wird der Adel
eingetheilet in den alten und neu-
en. Den neuen Adel nennet man,
wenn einer durch sein Wohlverhal-
ten die Befreyung von den bür-
gerlichen Beschwerden geniesset,
und den Adelstand auf sich und
seine Familie bringet. Hingegen
ist der alte Adel, welcher den von
Vater und Mutter, und dersel-
ben Groß- und Elter-Vater, auch
Groß- und Elter-Mutter vor al-
ters her ererbten Schild und Helm
auflegen, und sein adeliches Ge-
schlecht und Herkommen mit vier,
acht, sechszehen oder mehr Ahnen
zu beweisen im Stande ist. Und
diese nennet man daher vier-acht-
oder sechszehen-schildige Edelleu-
te, Rittermäßige, Lehnbare, Schil-
des- und Wapens-Genossen, rech-
te Edelgebohrne, rechtgebohrne Le-
hens-Turniers-Genossen und
rechtmäßige ritterliche Adels-Ge-
nossen, zu Schild und Helm, Rit-
ter- und Stiffts-mäßig Gebohr-
ne, Ritterbürtige und Stiffts-
mäßige Adels-Personen, Ritter-
und Landtags-fähige Adeliche,
vollbürtige Ritters-Leute, die ih-
re Ahnen mit Schild und Helm be-
weisen können, die Ritter- und
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Ade
Stiffts-mäßigen Herkommens sind
etc. Deren Vorzüge waren ehe-
dessen das Recht, zu Rittern ge-
schlagen zu werden, bey Turnie-
ren und Ritter-Spielen zu er-
scheinen und selbigen beyzuwoh-
nen, Wapen mit Schild und
Helm zu führen, sich mit keinem,
der nicht seine vier Ahnen erwei-
sen kan, wider ihren Willen in
Kampf einzulassen, allein Ritter-
Güter zu erlangen, allein zu de-
nen Lehn-Land- und Malefitz-Ge-
richten gezogen zu werden. Sie
können nicht nur zu den höchsten
Ehren und Würden gelangen, son-
dern die meisten geist- und weltli-
che Ritter-Orden und hohen
Stiffter in Deutschland nehmen
keinen Fürsten, Grafen, Frey-
herrn und Edelmann unter ihre
Mitglieder auf, welche nicht de-
nen Statuten wegen vollführter
Ahnen-Probe vorher Gnüge ge-
leistet haben. Zur Sitz und Stim-
me auf den Land-Tägen wird auch
niemand zugelassen, als welcher
seine erforderliche Ahnen vorgelegt
und erwiesen. Man findet auch
noch eine andere Eintheilung in
den Hof- und gelehrten Adel: Zu
jenem gehören die Hof- und Kriegs-
Chargen, unter diesen aber zehlet
man die Doctores gewisser Facul-
täten. Sonst kan man von dem
Adel in Pohlen unten nachsehen,
unter dem Titel Polnischer Adel;
von dem alten Römischen Adel un-
ter Nobilis, und von dem Venetiani-
schen unter Nobili di Venezia.

Adel-Brief,

Jst ein Diploma, darinnen der
Kayser, oder ein anderer Fürst,
der solches Recht hat, einen Bür-
ger für einen Edelmann erkläret
und mit einem gewissen Wapen be-

stäti-

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Ade
ſige, Ritterbuͤrtige genennet, und
war verbunden, beſonders zu Pfer-
de Kriegs-Dienſte zu verrichten,
wozu denn in damaligen Zeiten
auch niemand als Ingenui oder
Freye Leute gelangen konten. Er
iſt entweder unmittelbar, oder mit-
telbar; jener iſt der eigentlich ſo-
genannte Reichs-Adel, durch die-
ſen aber verſtehet man den Land-
ſaͤßigen Adel. Unter dieſen bey-
den iſt iedoch kein Unterſcheid, was
die Rechte und Vorzuͤge des al-
ten Adels betrifft, wenn er Geſetz-
und Statuten-maͤßig bewieſen
worden. Ferner wird der Adel
eingetheilet in den alten und neu-
en. Den neuen Adel nennet man,
wenn einer durch ſein Wohlverhal-
ten die Befreyung von den buͤr-
gerlichen Beſchwerden genieſſet,
und den Adelſtand auf ſich und
ſeine Familie bringet. Hingegen
iſt der alte Adel, welcher den von
Vater und Mutter, und derſel-
ben Groß- und Elter-Vater, auch
Groß- und Elter-Mutter vor al-
ters her ererbten Schild und Helm
auflegen, und ſein adeliches Ge-
ſchlecht und Herkommen mit vier,
acht, ſechszehen oder mehr Ahnen
zu beweiſen im Stande iſt. Und
dieſe nennet man daher vier-acht-
oder ſechszehen-ſchildige Edelleu-
te, Rittermaͤßige, Lehnbare, Schil-
des- und Wapens-Genoſſen, rech-
te Edelgebohrne, rechtgebohrne Le-
hens-Turniers-Genoſſen und
rechtmaͤßige ritterliche Adels-Ge-
noſſen, zu Schild und Helm, Rit-
ter- und Stiffts-maͤßig Gebohr-
ne, Ritterbuͤrtige und Stiffts-
maͤßige Adels-Perſonen, Ritter-
und Landtags-faͤhige Adeliche,
vollbuͤrtige Ritters-Leute, die ih-
re Ahnen mit Schild und Helm be-
weiſen koͤnnen, die Ritter- und
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Ade
Stiffts-maͤßigen Herkommens ſind
ꝛc. Deren Vorzuͤge waren ehe-
deſſen das Recht, zu Rittern ge-
ſchlagen zu werden, bey Turnie-
ren und Ritter-Spielen zu er-
ſcheinen und ſelbigen beyzuwoh-
nen, Wapen mit Schild und
Helm zu fuͤhren, ſich mit keinem,
der nicht ſeine vier Ahnen erwei-
ſen kan, wider ihren Willen in
Kampf einzulaſſen, allein Ritter-
Guͤter zu erlangen, allein zu de-
nen Lehn-Land- und Malefitz-Ge-
richten gezogen zu werden. Sie
koͤnnen nicht nur zu den hoͤchſten
Ehren und Wuͤrden gelangen, ſon-
dern die meiſten geiſt- und weltli-
che Ritter-Orden und hohen
Stiffter in Deutſchland nehmen
keinen Fuͤrſten, Grafen, Frey-
herrn und Edelmann unter ihre
Mitglieder auf, welche nicht de-
nen Statuten wegen vollfuͤhrter
Ahnen-Probe vorher Gnuͤge ge-
leiſtet haben. Zur Sitz und Stim-
me auf den Land-Taͤgen wird auch
niemand zugelaſſen, als welcher
ſeine erforderliche Ahnen vorgelegt
und erwieſen. Man findet auch
noch eine andere Eintheilung in
den Hof- und gelehrten Adel: Zu
jenem gehoͤren die Hof- und Kriegs-
Chargen, unter dieſen aber zehlet
man die Doctores gewiſſer Facul-
taͤten. Sonſt kan man von dem
Adel in Pohlen unten nachſehen,
unter dem Titel Polniſcher Adel;
von dem alten Roͤmiſchen Adel un-
ter Nobilis, und von dem Venetiani-
ſchen unter Nobili di Venezia.

Adel-Brief,

Jſt ein Diploma, darinnen der
Kayſer, oder ein anderer Fuͤrſt,
der ſolches Recht hat, einen Buͤr-
ger fuͤr einen Edelmann erklaͤret
und mit einem gewiſſen Wapen be-

ſtaͤti-
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[0031] Ade Ade ſige, Ritterbuͤrtige genennet, und war verbunden, beſonders zu Pfer- de Kriegs-Dienſte zu verrichten, wozu denn in damaligen Zeiten auch niemand als Ingenui oder Freye Leute gelangen konten. Er iſt entweder unmittelbar, oder mit- telbar; jener iſt der eigentlich ſo- genannte Reichs-Adel, durch die- ſen aber verſtehet man den Land- ſaͤßigen Adel. Unter dieſen bey- den iſt iedoch kein Unterſcheid, was die Rechte und Vorzuͤge des al- ten Adels betrifft, wenn er Geſetz- und Statuten-maͤßig bewieſen worden. Ferner wird der Adel eingetheilet in den alten und neu- en. Den neuen Adel nennet man, wenn einer durch ſein Wohlverhal- ten die Befreyung von den buͤr- gerlichen Beſchwerden genieſſet, und den Adelſtand auf ſich und ſeine Familie bringet. Hingegen iſt der alte Adel, welcher den von Vater und Mutter, und derſel- ben Groß- und Elter-Vater, auch Groß- und Elter-Mutter vor al- ters her ererbten Schild und Helm auflegen, und ſein adeliches Ge- ſchlecht und Herkommen mit vier, acht, ſechszehen oder mehr Ahnen zu beweiſen im Stande iſt. Und dieſe nennet man daher vier-acht- oder ſechszehen-ſchildige Edelleu- te, Rittermaͤßige, Lehnbare, Schil- des- und Wapens-Genoſſen, rech- te Edelgebohrne, rechtgebohrne Le- hens-Turniers-Genoſſen und rechtmaͤßige ritterliche Adels-Ge- noſſen, zu Schild und Helm, Rit- ter- und Stiffts-maͤßig Gebohr- ne, Ritterbuͤrtige und Stiffts- maͤßige Adels-Perſonen, Ritter- und Landtags-faͤhige Adeliche, vollbuͤrtige Ritters-Leute, die ih- re Ahnen mit Schild und Helm be- weiſen koͤnnen, die Ritter- und Stiffts-maͤßigen Herkommens ſind ꝛc. Deren Vorzuͤge waren ehe- deſſen das Recht, zu Rittern ge- ſchlagen zu werden, bey Turnie- ren und Ritter-Spielen zu er- ſcheinen und ſelbigen beyzuwoh- nen, Wapen mit Schild und Helm zu fuͤhren, ſich mit keinem, der nicht ſeine vier Ahnen erwei- ſen kan, wider ihren Willen in Kampf einzulaſſen, allein Ritter- Guͤter zu erlangen, allein zu de- nen Lehn-Land- und Malefitz-Ge- richten gezogen zu werden. Sie koͤnnen nicht nur zu den hoͤchſten Ehren und Wuͤrden gelangen, ſon- dern die meiſten geiſt- und weltli- che Ritter-Orden und hohen Stiffter in Deutſchland nehmen keinen Fuͤrſten, Grafen, Frey- herrn und Edelmann unter ihre Mitglieder auf, welche nicht de- nen Statuten wegen vollfuͤhrter Ahnen-Probe vorher Gnuͤge ge- leiſtet haben. Zur Sitz und Stim- me auf den Land-Taͤgen wird auch niemand zugelaſſen, als welcher ſeine erforderliche Ahnen vorgelegt und erwieſen. Man findet auch noch eine andere Eintheilung in den Hof- und gelehrten Adel: Zu jenem gehoͤren die Hof- und Kriegs- Chargen, unter dieſen aber zehlet man die Doctores gewiſſer Facul- taͤten. Sonſt kan man von dem Adel in Pohlen unten nachſehen, unter dem Titel Polniſcher Adel; von dem alten Roͤmiſchen Adel un- ter Nobilis, und von dem Venetiani- ſchen unter Nobili di Venezia. Adel-Brief, Jſt ein Diploma, darinnen der Kayſer, oder ein anderer Fuͤrſt, der ſolches Recht hat, einen Buͤr- ger fuͤr einen Edelmann erklaͤret und mit einem gewiſſen Wapen be- ſtaͤti-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/31>, abgerufen am 21.11.2024.