Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Dom schafften hat; denn in den war-men Ländern hat man wenig Ur- sach dieselbe so zeitlich, sondern nur, wenn man sie zu Diensten brauchen will, auszufangen; indem sie dieselben lieber wohl erstarcken lassen, als zu frühe, und wider ihre Natur und Gewohnheit ge- brauchen, oder in der Jugend gleich zu Boden richten. Domter un cheval, Heißt ein Pferd bändigen oder Donen, Thonen, Maschen, Schleiffen, Schneissen, Sind eine Art von Schlingen, Don zusammen, und ie mehr der Vo-gel sich zu entrinnen bemühet, ie härter und fester wird ihm der Hals zugezogen, also daß er end- lich erwürgen, und daran hängen bleiben muß. Die Roß-Haare soll man, nach einiger Meinung, nicht von verreckten und umgefal- lenen, sondern von lebendigen, oder von solchen Pferden, die von den Schindern und Wasenmei- stern, todtgeschlagen worden sind, hernehmen. Wenn die Donen anfangs von dem Weidemann aus Roß-Haaren verfertiget sind, de- ren bisweilen etliche hundert auf einmal gemacht werden, schleifft man solche an ein rundes, dickes Holtz, das so groß seyn muß, so weit die Donen im Richten sich öffnen sollen, wirfft sie also ange- schleifft in ein siedend heisses Was- ser, lässet sie eine Weile darinnen sieden, und hierauf am Holtz etli- che Tage also bleiben, bis sie recht trocken worden sind, denn ziehet man sie gehörig ein, und sollen ih- nen hernach Regen und Wind de- sto weniger Schaden thun können. Die von Bast verfertigte Donen, werden nicht besonders mehr ge- braucht, und thut man besser, wenn man sich ja ihrer bedienen will, solche zu kauffen, weil sie sehr viel Mühe zu machen kosten, und das Schock vor ein paar Groschen zu bekommen ist. Der Donen-Fang oder das Schnait- Begehen, fänget sich bald nach Jacobi an, wenn die rothen Eber- eschen-Beere reiff, und recht hell hervor blicken; denn wenn sie überständig oder gar zu dunckel- roth werden, so können die Vögel solche von ferne nicht sowol sehen. Wegen des Ortes der Schnait oder des Donen-Steigs, da be- sagte
[Spaltenumbruch] Dom ſchafften hat; denn in den war-men Laͤndern hat man wenig Ur- ſach dieſelbe ſo zeitlich, ſondern nur, wenn man ſie zu Dienſten brauchen will, auszufangen; indem ſie dieſelben lieber wohl erſtarcken laſſen, als zu fruͤhe, und wider ihre Natur und Gewohnheit ge- brauchen, oder in der Jugend gleich zu Boden richten. Domter un cheval, Heißt ein Pferd baͤndigen oder Donen, Thonen, Maſchen, Schleiffen, Schneiſſen, Sind eine Art von Schlingen, Don zuſammen, und ie mehr der Vo-gel ſich zu entrinnen bemuͤhet, ie haͤrter und feſter wird ihm der Hals zugezogen, alſo daß er end- lich erwuͤrgen, und daran haͤngen bleiben muß. Die Roß-Haare ſoll man, nach einiger Meinung, nicht von verreckten und umgefal- lenen, ſondern von lebendigen, oder von ſolchen Pferden, die von den Schindern und Waſenmei- ſtern, todtgeſchlagen worden ſind, hernehmen. Wenn die Donen anfangs von dem Weidemann aus Roß-Haaren verfertiget ſind, de- ren bisweilen etliche hundert auf einmal gemacht werden, ſchleifft man ſolche an ein rundes, dickes Holtz, das ſo groß ſeyn muß, ſo weit die Donen im Richten ſich oͤffnen ſollen, wirfft ſie alſo ange- ſchleifft in ein ſiedend heiſſes Waſ- ſer, laͤſſet ſie eine Weile darinnen ſieden, und hierauf am Holtz etli- che Tage alſo bleiben, bis ſie recht trocken worden ſind, denn ziehet man ſie gehoͤrig ein, und ſollen ih- nen hernach Regen und Wind de- ſto weniger Schaden thun koͤnnen. Die von Baſt verfertigte Donen, werden nicht beſonders mehr ge- braucht, und thut man beſſer, wenn man ſich ja ihrer bedienen will, ſolche zu kauffen, weil ſie ſehr viel Muͤhe zu machen koſten, und das Schock vor ein paar Groſchen zu bekommen iſt. Der Donen-Fang oder das Schnait- Begehen, faͤnget ſich bald nach Jacobi an, wenn die rothen Eber- eſchen-Beere reiff, und recht hell hervor blicken; denn wenn ſie uͤberſtaͤndig oder gar zu dunckel- roth werden, ſo koͤnnen die Voͤgel ſolche von ferne nicht ſowol ſehen. Wegen des Ortes der Schnait oder des Donen-Steigs, da be- ſagte
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Dom
Don
ſchafften hat; denn in den war-
men Laͤndern hat man wenig Ur-
ſach dieſelbe ſo zeitlich, ſondern
nur, wenn man ſie zu Dienſten
brauchen will, auszufangen; indem
ſie dieſelben lieber wohl erſtarcken
laſſen, als zu fruͤhe, und wider
ihre Natur und Gewohnheit ge-
brauchen, oder in der Jugend
gleich zu Boden richten.
Domter un cheval,
Heißt ein Pferd baͤndigen oder
zwingen, das geſchiehet eines theils
ſie zu einem voͤlligen Gehorſam zu
bringen, item wenn ihnen die ſteif-
fen Haͤlſe mit ordentlichen Mit-
teln gebogen, und in die rechte Ge-
ſtalt gebracht werden, ſo ſind ſie
hernach in der guten Geſtalt deſto
baͤndiger und leichter zu erhalten.
Donen, Thonen, Maſchen,
Schleiffen, Schneiſſen,
Sind eine Art von Schlingen,
worinnen ſich zur Herbſt-Zeit
Droſſeln und andere kleine Voͤgel
ſelbſten zu fangen pflegen. Es
giebt deren zweyerley Arten: Buͤ-
gel-Donen und Baſt-Donen.
Die Buͤgel-Donen werden von
vier bis ſechs Pferde-Haaren, ſo
aus der Maͤhne oder dem Schweif
genommen worden, geflochten,
und in dem Obern-Theil eines gu-
ten zaͤhen weidenen Buͤgels durch-
gezogen, dieſer aber an beyden En-
den zugeſpitzt, und wenn man
Ebereſchen- und Vogel-Beere
hinein gehaͤngt, in denen Donen-
Gaͤngen oder Donen-Steigen, an
die Baͤume geſtecket. Wenn nun
der Vogel im Spriegel ſitzet, und
nach den Beeren langet, da er
nothwendig den Hals durch die
Schlingen ſtecken und ſtrecken
muß, ſo ziehet ſich die Schleiffe
zuſammen, und ie mehr der Vo-
gel ſich zu entrinnen bemuͤhet, ie
haͤrter und feſter wird ihm der
Hals zugezogen, alſo daß er end-
lich erwuͤrgen, und daran haͤngen
bleiben muß. Die Roß-Haare
ſoll man, nach einiger Meinung,
nicht von verreckten und umgefal-
lenen, ſondern von lebendigen,
oder von ſolchen Pferden, die von
den Schindern und Waſenmei-
ſtern, todtgeſchlagen worden ſind,
hernehmen. Wenn die Donen
anfangs von dem Weidemann aus
Roß-Haaren verfertiget ſind, de-
ren bisweilen etliche hundert auf
einmal gemacht werden, ſchleifft
man ſolche an ein rundes, dickes
Holtz, das ſo groß ſeyn muß, ſo
weit die Donen im Richten ſich
oͤffnen ſollen, wirfft ſie alſo ange-
ſchleifft in ein ſiedend heiſſes Waſ-
ſer, laͤſſet ſie eine Weile darinnen
ſieden, und hierauf am Holtz etli-
che Tage alſo bleiben, bis ſie recht
trocken worden ſind, denn ziehet
man ſie gehoͤrig ein, und ſollen ih-
nen hernach Regen und Wind de-
ſto weniger Schaden thun koͤnnen.
Die von Baſt verfertigte Donen,
werden nicht beſonders mehr ge-
braucht, und thut man beſſer,
wenn man ſich ja ihrer bedienen
will, ſolche zu kauffen, weil ſie
ſehr viel Muͤhe zu machen koſten,
und das Schock vor ein paar
Groſchen zu bekommen iſt. Der
Donen-Fang oder das Schnait-
Begehen, faͤnget ſich bald nach
Jacobi an, wenn die rothen Eber-
eſchen-Beere reiff, und recht
hell hervor blicken; denn wenn ſie
uͤberſtaͤndig oder gar zu dunckel-
roth werden, ſo koͤnnen die Voͤgel
ſolche von ferne nicht ſowol ſehen.
Wegen des Ortes der Schnait
oder des Donen-Steigs, da be-
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