Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Dis tieffer kommen kan, als nur auf2 Octaven: So sind auch die Al- ten in einem ieden Tropo oder Modo musico, sowol in der Vo- cal- als Jnstrumental-Music nicht weiter gegangen, denn nur auf dieses Intervallum der zwo Octaven. Dislocation, s. Verrenckung. Dispositio, Eine nette Anordnung aller Dissonantiae, Sind in der musicalischen Har- Dis se hingegen jener ihren Platz ein-nimmt. Jm General-Basse muß man gemeiniglich dasjenige zu ei- ner solchen dissonirend-anheben- den Note greiffen, was eigentlich zu der nechstfolgenden gehöret. 2) in transitu, oder im Durchgange einer eintzigen Stimme. Die durchspringende oder durchgehende Noten finden sich nur im Anschla- ge der Zeitmasse ein, oder wo kein Accent ist; dagegen die Wechsel- Noten im Niederschlage, oder wo sich sonst ein Accent meldet, ange- troffen werden. Bey den durch- gehenden Noten vernimmt man den Mislaut zuletzt, bey den cam- birten aber zuerst; jene sind un- kräftiger, und rühren gar nicht starck; diese aber dringen tieffer ins Gehör. 3) in syncopatione, in Rückungen. Hievon wird eine all- gemeine Regel insgemein gegeben: es müsse eine iede Dissonanz, welche solcher Gestalt rückend angebracht wird, vorher gegründet seyn, oder gut liegen, ehe sie angebracht wird. Da aber dieses Liegen von einem Ende des Mislautes zu ver- stehen ist, so ist es undeutlich ge- redet, daß die gantze Dissonantz, so doch allemal aus 2 Enden beste- het, vorher gegründet werden und liegen müsse. Es sind aber Disso- nanzien die Secund, Qvart, Septi- me und None. Distendimento, Distendente maniera, Heisset 1) wenn auf einem Sono Distina, R 5
[Spaltenumbruch] Diſ tieffer kommen kan, als nur auf2 Octaven: So ſind auch die Al- ten in einem ieden Tropo oder Modo muſico, ſowol in der Vo- cal- als Jnſtrumental-Muſic nicht weiter gegangen, denn nur auf dieſes Intervallum der zwo Octaven. Dislocation, ſ. Verrenckung. Diſpoſitio, Eine nette Anordnung aller Diſſonantiæ, Sind in der muſicaliſchen Har- Diſ ſe hingegen jener ihren Platz ein-nimmt. Jm General-Baſſe muß man gemeiniglich dasjenige zu ei- ner ſolchen diſſonirend-anheben- den Note greiffen, was eigentlich zu der nechſtfolgenden gehoͤret. 2) in tranſitu, oder im Durchgange einer eintzigen Stimme. Die durchſpringende oder durchgehende Noten finden ſich nur im Anſchla- ge der Zeitmaſſe ein, oder wo kein Accent iſt; dagegen die Wechſel- Noten im Niederſchlage, oder wo ſich ſonſt ein Accent meldet, ange- troffen werden. Bey den durch- gehenden Noten vernimmt man den Mislaut zuletzt, bey den cam- birten aber zuerſt; jene ſind un- kraͤftiger, und ruͤhren gar nicht ſtarck; dieſe aber dringen tieffer ins Gehoͤr. 3) in ſyncopatione, in Ruͤckungen. Hievon wird eine all- gemeine Regel insgemein gegeben: es muͤſſe eine iede Diſſonanz, welche ſolcher Geſtalt ruͤckend angebracht wird, vorher gegruͤndet ſeyn, oder gut liegen, ehe ſie angebracht wird. Da aber dieſes Liegen von einem Ende des Mislautes zu ver- ſtehen iſt, ſo iſt es undeutlich ge- redet, daß die gantze Diſſonantz, ſo doch allemal aus 2 Enden beſte- het, vorher gegruͤndet werden und liegen muͤſſe. Es ſind aber Diſſo- nanzien die Secund, Qvart, Septi- me und None. Diſtendimento, Diſtendente maniera, Heiſſet 1) wenn auf einem Sono Diſtina, R 5
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Diſ
Diſ
tieffer kommen kan, als nur auf
2 Octaven: So ſind auch die Al-
ten in einem ieden Tropo oder
Modo muſico, ſowol in der Vo-
cal- als Jnſtrumental-Muſic nicht
weiter gegangen, denn nur auf
dieſes Intervallum der zwo Octaven.
Dislocation, ſ. Verrenckung.
Diſpoſitio,
Eine nette Anordnung aller
Theile und Umſtaͤnde in der Me-
lodie; ſie iſt in der Muſic nur al-
lein in dem Objecto von der in der
Redekunſt unterſchieden.
Diſſonantiæ,
Sind in der muſicaliſchen Har-
monie hartklingende zugleich an-
ſchlagende Enden der Jntervalle;
ihnen ſtehen die Conſonanzen ent-
gegen, welche von ſelbſten wohl
lauten, dahingegen die Diſſonan-
zien ſolches ohne jener Beyhuͤlfe
nicht thun. Sie ſind gleichſam
das Saltz, Gewuͤrtz und Condi-
mentum der Harmonie, ſo wie die
Conſonanzien als Fleiſch und Fiſch
angeſehen werden koͤnnen; daher
iſt mit ſonderbarer Behutſamkeit
bey ihnen zu verfahren. Die Diſ-
ſonanzien allein geben keinen Ge-
ſchmack; ſie reitzen ihn nur, und
das muß nicht zu viel oder zu ſtarck
geſchehen. Jhr Gebrauch iſt drey-
erley. Denn ſie kommen vor 1)
in celeri progreſſu, in hurtiger
Fortſchreitung der Stimmen
gleichſam unvermerckt. Und die-
ſer Art ſind die Note cambiate,
oder Wechſel-Noten, wenn nem-
lich eine Diſſonantz ohne Vorbe-
reitung ſchrittweiſe, an ſtat einer
Conſonantz, im Niederſchlage
oder mit einem Accent bey hurti-
ger Fortſchreitung vorkoͤmmt; wel-
ches umgekehrt oder vertauſchet iſt,
da eine Conſonanz ſich findet, wo
eine Diſſonanz ſeyn ſolte, und die-
ſe hingegen jener ihren Platz ein-
nimmt. Jm General-Baſſe muß
man gemeiniglich dasjenige zu ei-
ner ſolchen diſſonirend-anheben-
den Note greiffen, was eigentlich
zu der nechſtfolgenden gehoͤret. 2)
in tranſitu, oder im Durchgange
einer eintzigen Stimme. Die
durchſpringende oder durchgehende
Noten finden ſich nur im Anſchla-
ge der Zeitmaſſe ein, oder wo kein
Accent iſt; dagegen die Wechſel-
Noten im Niederſchlage, oder wo
ſich ſonſt ein Accent meldet, ange-
troffen werden. Bey den durch-
gehenden Noten vernimmt man
den Mislaut zuletzt, bey den cam-
birten aber zuerſt; jene ſind un-
kraͤftiger, und ruͤhren gar nicht
ſtarck; dieſe aber dringen tieffer
ins Gehoͤr. 3) in ſyncopatione, in
Ruͤckungen. Hievon wird eine all-
gemeine Regel insgemein gegeben:
es muͤſſe eine iede Diſſonanz, welche
ſolcher Geſtalt ruͤckend angebracht
wird, vorher gegruͤndet ſeyn, oder
gut liegen, ehe ſie angebracht
wird. Da aber dieſes Liegen von
einem Ende des Mislautes zu ver-
ſtehen iſt, ſo iſt es undeutlich ge-
redet, daß die gantze Diſſonantz,
ſo doch allemal aus 2 Enden beſte-
het, vorher gegruͤndet werden und
liegen muͤſſe. Es ſind aber Diſſo-
nanzien die Secund, Qvart, Septi-
me und None.
Diſtendimento, Diſtendente
maniera,
Heiſſet 1) wenn auf einem Sono
lange gehalten, und viele Sylben
darunter gelegt werden; 2) wenn
im Genere diatonico ſowol durch
groſſe Jntervalle, als auch durch
einen weiten Ambitum, und dem-
nach pathetiſch verfahren wird.
Diſtina,
R 5
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