Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Col ne Geberden, Affecten und Re-gierungs-Mittel nicht inne hal- ten, noch nach der gehörigen Maaß und Ordnung gebrauchen kan; So kan er sich auch nicht drüber beklagen, daß sich sein Pferd von unmäßiger Straffe auch zu Zorn, Unwillen und Un- gehorsam reitzen lässet. Collabus, Ein Wirbel auf Jnstrumenten, Collet, s. Col. Colofone, s. Colophonium. Colon, Jst ein bekandter Einschnitt der Col erlaubt. Soll eine Erzehlung fol-gen, muß die Melodie in suspenso oder im Zweiffel gelassen werden; welches gemeiniglich in der Qvinte des Haupt-Tons durch 76 zu ge- schehen pfleget, ob es sich gleich auf andre Arten auch bewerckstel- ligen lässet. Bey Exempeln hat dieses gleichfalls stat. Hingegen brauchet die Folgerung keine Clau- sulam desiderantem. Die Gleich- nisse können zwar eine vorherge- hende Cadentz leiden; die Uiber- schrifften aber keines weges, als welche durch eine Monotonie, das ist, wo einerley Klang oft hinter einander gebraucht wird, nemlich per unisonum continuatum, fast nach Art des gebundenen Kirchen- Styls ausgedrückt werden. Bey Anführung fremder Worte und nachdrücklicher Sprüche muß nicht nur die Melodie in etwas unter- brochen, sondern auch bey solchen Worten die Ton-Art verändert werden. Colophonium, Geigen-Hartz, kommt her von ver-
[Spaltenumbruch] Col ne Geberden, Affecten und Re-gierungs-Mittel nicht inne hal- ten, noch nach der gehoͤrigen Maaß und Ordnung gebrauchen kan; So kan er ſich auch nicht druͤber beklagen, daß ſich ſein Pferd von unmaͤßiger Straffe auch zu Zorn, Unwillen und Un- gehorſam reitzen laͤſſet. Collabus, Ein Wirbel auf Jnſtrumenten, Collet, ſ. Col. Colofone, ſ. Colophonium. Colon, Jſt ein bekandter Einſchnitt der Col erlaubt. Soll eine Erzehlung fol-gen, muß die Melodie in ſuſpenſo oder im Zweiffel gelaſſen werden; welches gemeiniglich in der Qvinte des Haupt-Tons durch 76 zu ge- ſchehen pfleget, ob es ſich gleich auf andre Arten auch bewerckſtel- ligen laͤſſet. Bey Exempeln hat dieſes gleichfalls ſtat. Hingegen brauchet die Folgerung keine Clau- ſulam deſiderantem. Die Gleich- niſſe koͤnnen zwar eine vorherge- hende Cadentz leiden; die Uiber- ſchrifften aber keines weges, als welche durch eine Monotonie, das iſt, wo einerley Klang oft hinter einander gebraucht wird, nemlich per uniſonum continuatum, faſt nach Art des gebundenen Kirchen- Styls ausgedruͤckt werden. Bey Anfuͤhrung fremder Worte und nachdruͤcklicher Spruͤche muß nicht nur die Melodie in etwas unter- brochen, ſondern auch bey ſolchen Worten die Ton-Art veraͤndert werden. Colophonium, Geigen-Hartz, kommt her von ver-
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Col
Col
ne Geberden, Affecten und Re-
gierungs-Mittel nicht inne hal-
ten, noch nach der gehoͤrigen
Maaß und Ordnung gebrauchen
kan; So kan er ſich auch nicht
druͤber beklagen, daß ſich ſein
Pferd von unmaͤßiger Straffe
auch zu Zorn, Unwillen und Un-
gehorſam reitzen laͤſſet.
Collabus,
Ein Wirbel auf Jnſtrumenten,
womit die Saiten auf- und nieder-
gelaſſen werden. Jn noch aͤltern
Zeiten hieß es Collops, ſo eigent-
lich das harte Leder aus dem Na-
cken und Ruͤcken der Ochſen und
Schafe bedeutet, als aus welchem
damals die Wirbel gemacht wur-
den.
Collet, ſ. Col.
Colofone, ſ. Colophonium.
Colon,
Jſt ein bekandter Einſchnitt der
Rede, welcher einen vollkomme-
nen grammaticaliſchen Verſtand
hat, dabey man aber doch gleich
ſiehet, daß noch mehr folgen ſolle.
Er hat ſeine Stellen ſowol in ei-
ner gemeinen Rede als in einer
Klang-Rede in Anfuͤhrung einer
Urſache, einer Wirckung, einer
Erzehlung, eines Exempels, einer
Folgerung, eines Gleichniſſes, ei-
ner Uiberſchrifft, eines andern
Worte und a. m. Weil der Pe-
riodus durch das Colon nicht ge-
ſchloſſen wird, ſo kan er zwar wol
einen Aufſchub, eine verlangende
Ruhe, Clauſulam deſiderantem,
aber keine gaͤntzliche Endigungs-
Cadenz in der Melodie leiden.
Jnſonderheit kan man bey den
Urſachen zwar inne halten, aber
nicht wohl cadenziren; bey den
Wirckungen iſt keines von beyden
erlaubt. Soll eine Erzehlung fol-
gen, muß die Melodie in ſuſpenſo
oder im Zweiffel gelaſſen werden;
welches gemeiniglich in der Qvinte
des Haupt-Tons durch 76 zu ge-
ſchehen pfleget, ob es ſich gleich
auf andre Arten auch bewerckſtel-
ligen laͤſſet. Bey Exempeln hat
dieſes gleichfalls ſtat. Hingegen
brauchet die Folgerung keine Clau-
ſulam deſiderantem. Die Gleich-
niſſe koͤnnen zwar eine vorherge-
hende Cadentz leiden; die Uiber-
ſchrifften aber keines weges, als
welche durch eine Monotonie, das
iſt, wo einerley Klang oft hinter
einander gebraucht wird, nemlich
per uniſonum continuatum, faſt
nach Art des gebundenen Kirchen-
Styls ausgedruͤckt werden. Bey
Anfuͤhrung fremder Worte und
nachdruͤcklicher Spruͤche muß nicht
nur die Melodie in etwas unter-
brochen, ſondern auch bey ſolchen
Worten die Ton-Art veraͤndert
werden.
Colophonium,
Geigen-Hartz, kommt her von
Hartz und Terpentin. Vorher
kan mit Nutzen das Oel und der
Spiritus davon gezogen, hernach
erſt von dem, was zuruͤck geblie-
ben, das Colophonium eingekocht
werden. Solche Kochung muß in
freyer Lufft geſchehen, ſonſten zuͤn-
det es die Gemaͤcher an. Das
ſchoͤnſte und beſte wird von Ter-
pentin gemacht. Das von dem
Colophonio zubereitete Oel ſtillet
die Schmertzen und kan innerlich
und aͤuſſerlich gebraucht werden;
Jtem wenn man das Colopho-
nium unter das klare Schießpul-
ver thut, (nachdem es vorher in
Spiritu vini eingeweichet, und wie-
der getrocknet worden) hat es die
Krafft, das Pulver mercklich zu
ver-
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