Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Blu worden waͤre, und am Ruͤcken,wo es blau ſeyn ſoll, iſt es Aſchen- Farb und hat an deſſen Ende nicht ſo viel weiſſes als das Maͤnnlein. Der Leibes-Groͤſſe nach giebt es dreyerley Gattungen: Die groͤßte Gattung, welches die ſchoͤnſte iſt, wird an Groͤſſe einer Weindroſſel nicht viel nachgeben, obgleich der Gimpel, weil er kurtzbeinigt, ſo groß nicht ausſiehet; Die andere Gattung wird am Leibe ungefehr einem Emmerling gleich kommen, ob ſie ſchon, weil ſie dicklicht ge- ſtaltet, groͤſſer als ein Emmerling ausſehen; Dieſe heiſſet man Hell- ſchreyer, und ſind die gemeinſten, denn ſie bruͤten faſt an allen Or- ten, dahingegen die groſſen ſich nur in gar kaltem Winter ſehen laſſen: Die dritte Sorte iſt die kleineſte, ſo gleich um Michaelis nur vorbey ſtreichet. Dieſe klei- ne Gattung iſt nicht groͤſſer, als ein Haus-Sperling. Alle zuſam- men aber haben ſchwartze Fuͤſſe, und ſehen breitbruͤſtig aus, ſuchen ihre Nahrung an Vogel-Beeren, Creutz-Beeren, Hagen-Butten, Wachholder-Beeren und derglei- chen; Dahero ſie das gantze Jahr hindurch ſehr wenig auf die Erde fallen, vielmehr ihre Nahrung von denen Stengeln der Fruͤchte herab leſen, und zu ſolchem Ende, wo nahe am Wald Heyde-Korn, Hir- ſen und dergleichen geſaͤet wird, ſich auf die Stengel ſetzen, und die offt noch unzeitigen Koͤrner heraus beiſſen, im Winter aber, da ihnen dieſes alles entgehet, ſich von dem Wald hinweg wenden, im Lande hin und her ſich ausſtreuen, und ſowohl in denen Hecken die Bee- re, als auf denen Birn-Baͤumen die Trag-Knoſpen zu ihrer Speiſe aufſuchen. Jhre Brut verrichten [Spaltenumbruch] Blu ſie in groſſen Waͤldern auf jungenSchlaͤgen, welche ſo dicke ſtehen, daß man kaum durchkriechen kan, daſelbſt bauen ſie hinein, ſelten hoͤher als eine Amſel, iedoch zuwei- len auch ſo hoch als eine Droſſel, und brauchen zu ihrem Neſte eben- falls, nach Unterſchied des Ortes, verſchiedene Materialien, gemei- niglich aber ſehr zartes Moos und kleine duͤrre Baum-Reißlein. Ein Blut-Fincke ſoll ſelten uͤber vier Junge in ſeiner Brut-Zeit aus- bringen. Sie ſtreichen zwar zur Herbſt-Zeit mit andern Voͤgeln auf ziemlich ſtarcken Fluͤgen, aber nur von einem Wald in den an- dern, wenn ihnen aber der Fraß zuletzt fehlet, ſo zerſchlagen ſie ſich aus den groſſen in kleine Hauffen, um hin und wieder in Gebuͤſchen ihre Nahrung zu ſuchen. Man faͤnget ſie mit Leim-Spindeln, die man auf kleine Baͤumlein ſtecket, und einen Lock-Vogel unter die Baͤumlein oder mitten hinein ſe- tzet: Denn es iſt ſchwerlich ein Vogel zu finden, der begieriger auf die Locke gehet, als eben dieſer Blut-Fincke. Jn denen Herbſt- und Winter-Monaten, fallen ſie auf allen Herden ein, wo ſie Vo- gel oder andere dergleichen Beere finden. Sie ſind auch vermit- telſt eines Kloben auf einer Mei- ſen-Huͤtten zu bekommen, wenn man an ſtat der Lock-Meiſe einen Gimpel oder Blut-Fincken hin- haͤnget, oder nur einen ausgeſtopf- ten ſolchen Vogel nechſt dem Klo- ben hinſtecket, und mit dem Mun- de lockend das Geſchrey der Blut- Fincken nachmachet. Wer der- gleichen Vogel zur Lock halten will, mag ihm anfaͤnglich gantzen Hanff geben, nach drey oder vier Wochen aber ihme demſelben entziehen, und
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Zitationshilfe: | Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/113>, abgerufen am 19.02.2025. |