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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ten
Verrichtungen, dieselben in rech-
ter Vollständigkeit, mit guter
Grace und Entledigung, in rechter
Maaß und Zeit anzubringen. Sie
werden auf unterschiedliche Art
gebrauchet: Jn der ersten Action
bewegen die Frantzosen ihre Schen-
ckel auswerts, in allen erhobenen
Arien, und serriren mit den Schen-
ckeln an des Pferdes Schulter
solchergestalt, daß das Pferd sich
davon eleviren lässet, wenn es nun
wieder zur Erden abgehet, so führen
sie ihre beyde Schenckel an ihre or-
dinairen Stellen der guten Po-
situr. Die 2te Art gebrauchen die
Jtaliener wegen der Sicherheit,
indem der Reuter beyde untere
Schenckel vor sich schiesset, und
a tempo wieder zurück ziehet, um
das Pferd leichter zu erheben, und
seine Positur besser zu halten,
so sie Tempo di Gamba nen-
nen.

Tenasme d' un cheval,

Jst bey einem Pferde der Zwang
des Mastdarms, welcher eine ste-
tige Begierde zum Pferchen hat,
die aber vergebens ist, da entwe-
der nur ein wenig Schleim oder
Eiter mit Blut und schmertzli-
chem Beissen ausgedruckt wird.
Dieses kommt von gesaltzenem
Phlegmate, Geschwür des Coli
und anderer Därmer her, auch
wol von der Ruhr selbst. Des
Phlegmatis Zeichen sind der
Schleim, der andern aber das ei-
terichte Geblüt, und wann sich
der Mastdarm auswirfft, so soll
man ihn mit einem Schwamm
wieder einbringen, nachhero Wul-
kraut in Wasser gesotten, denselben
starck aufoinden.

Tendon,

Jst eine Art einer Krospel, wel-
[Spaltenumbruch]

Ten
che einen Theil des Fusses um-
giebt, und welche zwischen dem
Horn und kleinen Beinlein sitzet,
nahe an der Crone, wenn das
Pferd eine Horn-Geschwulst hat,
so verderbt die beissende Materie,
die sich darzwischen setzet, die
Flechsen, und macht sie schwartz;
um nun dieses zu heilen, muß
man die Flechse abschneiden und
ausrotten.

Tendre les pieds,

Spannung der Schenckel. Die-
jenigen, die ihre Pferde mit zwey
oder vier Füssen spannen, daß sie
desto ruhiger im Stalle stehen
sollen, verursachen damit viel Ver-
letzung der Schenckel, und daß
die Pferde gewohnen also zu ge-
hen, als ob sie gespannet wären.
Jn Engelland werden die Pferde
auf der Weide gespannet, nem-
lich der rechte vordere und rechte
hintere, und der lincke hintere,
und vördere lincke Schenckel zu-
sammen, daß sie dadurch gewoh-
nen einen Amble oder Antritt zu
gehen, welches ein commoder
Gang für dasiges Frauenzimmer
ist; dergleichen Pferde können
aber solchen Gang nicht lange fort-
setzen, als ein guter Schritt-Gän-
ger und leichter Trottende.

Tenebrae,

Jn der Römisch-Catholischen
Kirche ein Gesang in den Früh-
messen, welcher Lateinisch mit dem
Wort Tenebrae anfängt, und in
der Char-Woche beym Gottes-
dienste gesungen wird.

Tenir ferme,

Sagt man, wenn ein Reuter
sich mit den Knien fest an den
Sattel anschliesset, daß ihm auch

der

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Ten
Verrichtungen, dieſelben in rech-
ter Vollſtaͤndigkeit, mit guter
Grace und Entledigung, in rechter
Maaß und Zeit anzubringen. Sie
werden auf unterſchiedliche Art
gebrauchet: Jn der erſten Action
bewegen die Frantzoſen ihre Schen-
ckel auswerts, in allen erhobenen
Arien, und ſerriren mit den Schen-
ckeln an des Pferdes Schulter
ſolchergeſtalt, daß das Pferd ſich
davon eleviren laͤſſet, wenn es nun
wieder zur Erden abgehet, ſo fuͤhren
ſie ihre beyde Schenckel an ihre or-
dinairen Stellen der guten Po-
ſitur. Die 2te Art gebrauchen die
Jtaliener wegen der Sicherheit,
indem der Reuter beyde untere
Schenckel vor ſich ſchieſſet, und
a tempo wieder zuruͤck ziehet, um
das Pferd leichter zu erheben, und
ſeine Poſitur beſſer zu halten,
ſo ſie Tempo di Gamba nen-
nen.

Tenaſme d’ un cheval,

Jſt bey einem Pferde der Zwang
des Maſtdarms, welcher eine ſte-
tige Begierde zum Pferchen hat,
die aber vergebens iſt, da entwe-
der nur ein wenig Schleim oder
Eiter mit Blut und ſchmertzli-
chem Beiſſen ausgedruckt wird.
Dieſes kommt von geſaltzenem
Phlegmate, Geſchwuͤr des Coli
und anderer Daͤrmer her, auch
wol von der Ruhr ſelbſt. Des
Phlegmatis Zeichen ſind der
Schleim, der andern aber das ei-
terichte Gebluͤt, und wann ſich
der Maſtdarm auswirfft, ſo ſoll
man ihn mit einem Schwamm
wieder einbringen, nachhero Wul-
kraut in Waſſer geſotten, denſelben
ſtarck aufoinden.

Tendon,

Jſt eine Art einer Kroſpel, wel-
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Ten
che einen Theil des Fuſſes um-
giebt, und welche zwiſchen dem
Horn und kleinen Beinlein ſitzet,
nahe an der Crone, wenn das
Pferd eine Horn-Geſchwulſt hat,
ſo verderbt die beiſſende Materie,
die ſich darzwiſchen ſetzet, die
Flechſen, und macht ſie ſchwartz;
um nun dieſes zu heilen, muß
man die Flechſe abſchneiden und
ausrotten.

Tendre les pieds,

Spannung der Schenckel. Die-
jenigen, die ihre Pferde mit zwey
oder vier Fuͤſſen ſpannen, daß ſie
deſto ruhiger im Stalle ſtehen
ſollen, verurſachen damit viel Ver-
letzung der Schenckel, und daß
die Pferde gewohnen alſo zu ge-
hen, als ob ſie geſpannet waͤren.
Jn Engelland werden die Pferde
auf der Weide geſpannet, nem-
lich der rechte vordere und rechte
hintere, und der lincke hintere,
und voͤrdere lincke Schenckel zu-
ſammen, daß ſie dadurch gewoh-
nen einen Amble oder Antritt zu
gehen, welches ein commoder
Gang fuͤr daſiges Frauenzimmer
iſt; dergleichen Pferde koͤnnen
aber ſolchen Gang nicht lange fort-
ſetzen, als ein guter Schritt-Gaͤn-
ger und leichter Trottende.

Tenebræ,

Jn der Roͤmiſch-Catholiſchen
Kirche ein Geſang in den Fruͤh-
meſſen, welcher Lateiniſch mit dem
Wort Tenebræ anfaͤngt, und in
der Char-Woche beym Gottes-
dienſte geſungen wird.

Tenir ferme,

Sagt man, wenn ein Reuter
ſich mit den Knien feſt an den
Sattel anſchlieſſet, daß ihm auch

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[1124] Ten Ten Verrichtungen, dieſelben in rech- ter Vollſtaͤndigkeit, mit guter Grace und Entledigung, in rechter Maaß und Zeit anzubringen. Sie werden auf unterſchiedliche Art gebrauchet: Jn der erſten Action bewegen die Frantzoſen ihre Schen- ckel auswerts, in allen erhobenen Arien, und ſerriren mit den Schen- ckeln an des Pferdes Schulter ſolchergeſtalt, daß das Pferd ſich davon eleviren laͤſſet, wenn es nun wieder zur Erden abgehet, ſo fuͤhren ſie ihre beyde Schenckel an ihre or- dinairen Stellen der guten Po- ſitur. Die 2te Art gebrauchen die Jtaliener wegen der Sicherheit, indem der Reuter beyde untere Schenckel vor ſich ſchieſſet, und a tempo wieder zuruͤck ziehet, um das Pferd leichter zu erheben, und ſeine Poſitur beſſer zu halten, ſo ſie Tempo di Gamba nen- nen. Tenaſme d’ un cheval, Jſt bey einem Pferde der Zwang des Maſtdarms, welcher eine ſte- tige Begierde zum Pferchen hat, die aber vergebens iſt, da entwe- der nur ein wenig Schleim oder Eiter mit Blut und ſchmertzli- chem Beiſſen ausgedruckt wird. Dieſes kommt von geſaltzenem Phlegmate, Geſchwuͤr des Coli und anderer Daͤrmer her, auch wol von der Ruhr ſelbſt. Des Phlegmatis Zeichen ſind der Schleim, der andern aber das ei- terichte Gebluͤt, und wann ſich der Maſtdarm auswirfft, ſo ſoll man ihn mit einem Schwamm wieder einbringen, nachhero Wul- kraut in Waſſer geſotten, denſelben ſtarck aufoinden. Tendon, Jſt eine Art einer Kroſpel, wel- che einen Theil des Fuſſes um- giebt, und welche zwiſchen dem Horn und kleinen Beinlein ſitzet, nahe an der Crone, wenn das Pferd eine Horn-Geſchwulſt hat, ſo verderbt die beiſſende Materie, die ſich darzwiſchen ſetzet, die Flechſen, und macht ſie ſchwartz; um nun dieſes zu heilen, muß man die Flechſe abſchneiden und ausrotten. Tendre les pieds, Spannung der Schenckel. Die- jenigen, die ihre Pferde mit zwey oder vier Fuͤſſen ſpannen, daß ſie deſto ruhiger im Stalle ſtehen ſollen, verurſachen damit viel Ver- letzung der Schenckel, und daß die Pferde gewohnen alſo zu ge- hen, als ob ſie geſpannet waͤren. Jn Engelland werden die Pferde auf der Weide geſpannet, nem- lich der rechte vordere und rechte hintere, und der lincke hintere, und voͤrdere lincke Schenckel zu- ſammen, daß ſie dadurch gewoh- nen einen Amble oder Antritt zu gehen, welches ein commoder Gang fuͤr daſiges Frauenzimmer iſt; dergleichen Pferde koͤnnen aber ſolchen Gang nicht lange fort- ſetzen, als ein guter Schritt-Gaͤn- ger und leichter Trottende. Tenebræ, Jn der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche ein Geſang in den Fruͤh- meſſen, welcher Lateiniſch mit dem Wort Tenebræ anfaͤngt, und in der Char-Woche beym Gottes- dienſte geſungen wird. Tenir ferme, Sagt man, wenn ein Reuter ſich mit den Knien feſt an den Sattel anſchlieſſet, daß ihm auch der

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1124>, abgerufen am 25.11.2024.