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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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San
gedachte Krammets-Vögel. Auf
dergleichen grossen Sang-Herden
müssen die Büsche, welcherley
Art man nun von solchen gebrau-
chen will, gar licht und einzeln,
und nicht so dicke, als auf die
Herbst-Herde gestecket werden.
Ferner machet man vor die Gräb-
lein der Garne, so lang solche
seyn, auf iede Seite ein schwan-
ckes rundes Stänglein, nlcht gar
vier qver Finger, oder einer Hand
hoch von der Erden, darauf sitzet
der wilde ankommende Vogel gar
gerne, und höret dem Gesang
fleißig zu; zu denen Läuffern und
an stat der Bügel, welche zu den
Herbst-Herden gebrauchet wer-
den, wird nach der Länge der
Garne ein feiner Seimen starck
gespannet, an oder in dem Seim-
lein gehet ein Ringlein, daran
wird der Läuffer angemachet, al-
so, daß er daran weitläufftig hin
und wieder schweiffen kan. Jn
der Mitte des Busches wird gleich-
wol noch ein Läuffer an einen Bügel
gemacht. Zu diesen Herden muß
man sich eine gute Gelegenheit
ausersehen, etwan im Walde ei-
nen ziemlichen Wiesen-Grund,
so mit einem Thal oder kleinen
Grunde nach dem Holtze zu strei-
chet, fein zu Anfang einer Höhe,
nachdem sich nemlich der Strich
lencket. Giebt es keine Bächlein
allda, so muß man etliche ausge-
hohlte Klötzigen, oder Scherbeln
in die Erde graben, damit ein we-
nig Wasser darein gegossen wer-
den und stehen bleiben könne.
Man muß diese Herde fleißig ab-
warten, und frühe vor Tage aus-
gehen, daß, wenn die Herde weit
abgelegen seynd, man fast noch
vor Tage aufstellen, die Lock-Vö-
gel zurechte setzen, und die Läuffer
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anbinden, speisen und träncken
könne. Wenn viele fremde Vö-
gel vorhanden, und im Aufzug
sind, darf man um etlicher weni-
gen willen, so etwan einfallen,
nicht alsbald ziehen, damit nicht
solchergestalt die andern verschla-
gen werden. Wo sie aber nicht
fort wollen, so nimmt man mit,
was man bekommen kan. Die
groben Sang-Vögel singen auf
diesen Sang-Herden aufs längste
nur sechs Wochen. Wer nun
solche gar zeitlich um Johannis-
oder Margarethen-Tag anzu-
stellen willens ist, der soll
billig solcher Sang-Vögel, als
Amseln, Drosseln und Ziemer fein
viel, bey zwölf und mehr Stücken
einsetzen, und im Anfang nur die
Helfte aus dem finstern langen,
hingegen, wenn dieselben vier bis
fünf Wochen lang gesungen, und
etwan angefangen nachzulassen,
kan man alsdenn wieder frische
Vögel aussetzen, und auf solche
Weise können dergleichen Sang-
Herde fast bis zu angehendem
Herbst gebrauchet werden. Weil
aber diese grobe Vögel im Einse-
tzen sehr trauren, muß man sie
sonderlich wohl warten, und ihnen
bey Zeiten Ameisen mit den Eyern,
wie auch gestossenen Mohn-Saa-
men, oder Hanf bisweilen unters
Fressen mengen, auch den Ge-
stanck und Unflat von ihnen hin-
weg schaffen, und in einem Napf
etwas Wasser hinsetzen, damit sie
sich bey hitziger Zeit baden können,
oder man muß sie wenigstens mit
frischem Wasser besprengen. Jm
Stellen werden die Lock-Vögel
mit dem verhaltenen Gesang iede
Gattung gleich gegeneinander über
gehencket, als Amfel gegen Amsel,
Drossel gegen Drossel u. s. f.

Sangler,
S s s 4

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San
gedachte Krammets-Voͤgel. Auf
dergleichen groſſen Sang-Herden
muͤſſen die Buͤſche, welcherley
Art man nun von ſolchen gebrau-
chen will, gar licht und einzeln,
und nicht ſo dicke, als auf die
Herbſt-Herde geſtecket werden.
Ferner machet man vor die Graͤb-
lein der Garne, ſo lang ſolche
ſeyn, auf iede Seite ein ſchwan-
ckes rundes Staͤnglein, nlcht gar
vier qver Finger, oder einer Hand
hoch von der Erden, darauf ſitzet
der wilde ankommende Vogel gar
gerne, und hoͤret dem Geſang
fleißig zu; zu denen Laͤuffern und
an ſtat der Buͤgel, welche zu den
Herbſt-Herden gebrauchet wer-
den, wird nach der Laͤnge der
Garne ein feiner Seimen ſtarck
geſpannet, an oder in dem Seim-
lein gehet ein Ringlein, daran
wird der Laͤuffer angemachet, al-
ſo, daß er daran weitlaͤufftig hin
und wieder ſchweiffen kan. Jn
der Mitte des Buſches wird gleich-
wol noch ein Laͤuffer an einen Buͤgel
gemacht. Zu dieſen Herden muß
man ſich eine gute Gelegenheit
auserſehen, etwan im Walde ei-
nen ziemlichen Wieſen-Grund,
ſo mit einem Thal oder kleinen
Grunde nach dem Holtze zu ſtrei-
chet, fein zu Anfang einer Hoͤhe,
nachdem ſich nemlich der Strich
lencket. Giebt es keine Baͤchlein
allda, ſo muß man etliche ausge-
hohlte Kloͤtzigen, oder Scherbeln
in die Erde graben, damit ein we-
nig Waſſer darein gegoſſen wer-
den und ſtehen bleiben koͤnne.
Man muß dieſe Herde fleißig ab-
warten, und fruͤhe vor Tage aus-
gehen, daß, wenn die Herde weit
abgelegen ſeynd, man faſt noch
vor Tage aufſtellen, die Lock-Voͤ-
gel zurechte ſetzen, und die Laͤuffer
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San
anbinden, ſpeiſen und traͤncken
koͤnne. Wenn viele fremde Voͤ-
gel vorhanden, und im Aufzug
ſind, darf man um etlicher weni-
gen willen, ſo etwan einfallen,
nicht alsbald ziehen, damit nicht
ſolchergeſtalt die andern verſchla-
gen werden. Wo ſie aber nicht
fort wollen, ſo nimmt man mit,
was man bekommen kan. Die
groben Sang-Voͤgel ſingen auf
dieſen Sang-Herden aufs laͤngſte
nur ſechs Wochen. Wer nun
ſolche gar zeitlich um Johannis-
oder Margarethen-Tag anzu-
ſtellen willens iſt, der ſoll
billig ſolcher Sang-Voͤgel, als
Amſeln, Droſſeln und Ziemer fein
viel, bey zwoͤlf und mehr Stuͤcken
einſetzen, und im Anfang nur die
Helfte aus dem finſtern langen,
hingegen, wenn dieſelben vier bis
fuͤnf Wochen lang geſungen, und
etwan angefangen nachzulaſſen,
kan man alsdenn wieder friſche
Voͤgel ausſetzen, und auf ſolche
Weiſe koͤnnen dergleichen Sang-
Herde faſt bis zu angehendem
Herbſt gebrauchet werden. Weil
aber dieſe grobe Voͤgel im Einſe-
tzen ſehr trauren, muß man ſie
ſonderlich wohl warten, und ihnen
bey Zeiten Ameiſen mit den Eyern,
wie auch geſtoſſenen Mohn-Saa-
men, oder Hanf bisweilen unters
Freſſen mengen, auch den Ge-
ſtanck und Unflat von ihnen hin-
weg ſchaffen, und in einem Napf
etwas Waſſer hinſetzen, damit ſie
ſich bey hitziger Zeit baden koͤnnen,
oder man muß ſie wenigſtens mit
friſchem Waſſer beſprengen. Jm
Stellen werden die Lock-Voͤgel
mit dem verhaltenen Geſang iede
Gattung gleich gegeneinander uͤber
gehencket, als Amfel gegen Amſel,
Droſſel gegen Droſſel u. ſ. f.

Sangler,
S ſ s 4
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[1035] San San gedachte Krammets-Voͤgel. Auf dergleichen groſſen Sang-Herden muͤſſen die Buͤſche, welcherley Art man nun von ſolchen gebrau- chen will, gar licht und einzeln, und nicht ſo dicke, als auf die Herbſt-Herde geſtecket werden. Ferner machet man vor die Graͤb- lein der Garne, ſo lang ſolche ſeyn, auf iede Seite ein ſchwan- ckes rundes Staͤnglein, nlcht gar vier qver Finger, oder einer Hand hoch von der Erden, darauf ſitzet der wilde ankommende Vogel gar gerne, und hoͤret dem Geſang fleißig zu; zu denen Laͤuffern und an ſtat der Buͤgel, welche zu den Herbſt-Herden gebrauchet wer- den, wird nach der Laͤnge der Garne ein feiner Seimen ſtarck geſpannet, an oder in dem Seim- lein gehet ein Ringlein, daran wird der Laͤuffer angemachet, al- ſo, daß er daran weitlaͤufftig hin und wieder ſchweiffen kan. Jn der Mitte des Buſches wird gleich- wol noch ein Laͤuffer an einen Buͤgel gemacht. Zu dieſen Herden muß man ſich eine gute Gelegenheit auserſehen, etwan im Walde ei- nen ziemlichen Wieſen-Grund, ſo mit einem Thal oder kleinen Grunde nach dem Holtze zu ſtrei- chet, fein zu Anfang einer Hoͤhe, nachdem ſich nemlich der Strich lencket. Giebt es keine Baͤchlein allda, ſo muß man etliche ausge- hohlte Kloͤtzigen, oder Scherbeln in die Erde graben, damit ein we- nig Waſſer darein gegoſſen wer- den und ſtehen bleiben koͤnne. Man muß dieſe Herde fleißig ab- warten, und fruͤhe vor Tage aus- gehen, daß, wenn die Herde weit abgelegen ſeynd, man faſt noch vor Tage aufſtellen, die Lock-Voͤ- gel zurechte ſetzen, und die Laͤuffer anbinden, ſpeiſen und traͤncken koͤnne. Wenn viele fremde Voͤ- gel vorhanden, und im Aufzug ſind, darf man um etlicher weni- gen willen, ſo etwan einfallen, nicht alsbald ziehen, damit nicht ſolchergeſtalt die andern verſchla- gen werden. Wo ſie aber nicht fort wollen, ſo nimmt man mit, was man bekommen kan. Die groben Sang-Voͤgel ſingen auf dieſen Sang-Herden aufs laͤngſte nur ſechs Wochen. Wer nun ſolche gar zeitlich um Johannis- oder Margarethen-Tag anzu- ſtellen willens iſt, der ſoll billig ſolcher Sang-Voͤgel, als Amſeln, Droſſeln und Ziemer fein viel, bey zwoͤlf und mehr Stuͤcken einſetzen, und im Anfang nur die Helfte aus dem finſtern langen, hingegen, wenn dieſelben vier bis fuͤnf Wochen lang geſungen, und etwan angefangen nachzulaſſen, kan man alsdenn wieder friſche Voͤgel ausſetzen, und auf ſolche Weiſe koͤnnen dergleichen Sang- Herde faſt bis zu angehendem Herbſt gebrauchet werden. Weil aber dieſe grobe Voͤgel im Einſe- tzen ſehr trauren, muß man ſie ſonderlich wohl warten, und ihnen bey Zeiten Ameiſen mit den Eyern, wie auch geſtoſſenen Mohn-Saa- men, oder Hanf bisweilen unters Freſſen mengen, auch den Ge- ſtanck und Unflat von ihnen hin- weg ſchaffen, und in einem Napf etwas Waſſer hinſetzen, damit ſie ſich bey hitziger Zeit baden koͤnnen, oder man muß ſie wenigſtens mit friſchem Waſſer beſprengen. Jm Stellen werden die Lock-Voͤgel mit dem verhaltenen Geſang iede Gattung gleich gegeneinander uͤber gehencket, als Amfel gegen Amſel, Droſſel gegen Droſſel u. ſ. f. Sangler, S ſ s 4

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1035>, abgerufen am 22.11.2024.