schaftsgesetzen sind, welchen die bildende Kraft bey ihrer Thätigkeit unterworfen ist, ohne dass diese Formen mit denjenigen Funktionen in ge- nauer Beziehung stehen, wofür sie bey andern Thieren bestimmt sind, wie z. B. mit den Brustwarzen des männlichen Geschlechts der Fall ist. Die Bestimmung dieses Verhältnisses muss weit mehr Schwierigkeiten beym Gehirn wie bey allen übrigen Theilen haben, und so wird die physiologische Erforschung des letztern auch von dieser Seite erschwert seyn.
Wir wissen nichts von den wechselseitigen Einwirkungen des selbstthätigen Princips ver- schiedener Individuen. Deswegen lässt sich auch von dem Angeerbten in den Fähigkeiten und Neigungen kein Beweis für eine Abhängigkeit der letztern von der Organisation hernehmen. Es ist eben so wohl möglich, dass eine unmittel- bare Einwirkung der Seele des Vaters und der Mutter auf die Seele des Erzeugten beym Zeu- gungsakt, und selbst nach demselben noch statt findet, als dass dieser Einfluss mittelbar, durch das Materielle, geschieht.
Die frühere und stärkere Entwickelung der Geisteskräfte in gewissen Krankheiten beweist ebenfalls nichts für eine enge Verbindung des Geistigen mit der Materie; sie lässt sich viel-
mehr
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schaftsgesetzen sind, welchen die bildende Kraft bey ihrer Thätigkeit unterworfen ist, ohne daſs diese Formen mit denjenigen Funktionen in ge- nauer Beziehung stehen, wofür sie bey andern Thieren bestimmt sind, wie z. B. mit den Brustwarzen des männlichen Geschlechts der Fall ist. Die Bestimmung dieses Verhältnisses muſs weit mehr Schwierigkeiten beym Gehirn wie bey allen übrigen Theilen haben, und so wird die physiologische Erforschung des letztern auch von dieser Seite erschwert seyn.
Wir wissen nichts von den wechselseitigen Einwirkungen des selbstthätigen Princips ver- schiedener Individuen. Deswegen läſst sich auch von dem Angeerbten in den Fähigkeiten und Neigungen kein Beweis für eine Abhängigkeit der letztern von der Organisation hernehmen. Es ist eben so wohl möglich, daſs eine unmittel- bare Einwirkung der Seele des Vaters und der Mutter auf die Seele des Erzeugten beym Zeu- gungsakt, und selbst nach demselben noch statt findet, als daſs dieser Einfluſs mittelbar, durch das Materielle, geschieht.
Die frühere und stärkere Entwickelung der Geisteskräfte in gewissen Krankheiten beweist ebenfalls nichts für eine enge Verbindung des Geistigen mit der Materie; sie läſst sich viel-
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schaftsgesetzen sind, welchen die bildende Kraft
bey ihrer Thätigkeit unterworfen ist, ohne daſs
diese Formen mit denjenigen Funktionen in ge-
nauer Beziehung stehen, wofür sie bey andern
Thieren bestimmt sind, wie z. B. mit den
Brustwarzen des männlichen Geschlechts der
Fall ist. Die Bestimmung dieses Verhältnisses
muſs weit mehr Schwierigkeiten beym Gehirn
wie bey allen übrigen Theilen haben, und so
wird die physiologische Erforschung des letztern
auch von dieser Seite erschwert seyn.
Wir wissen nichts von den wechselseitigen
Einwirkungen des selbstthätigen Princips ver-
schiedener Individuen. Deswegen läſst sich auch
von dem Angeerbten in den Fähigkeiten und
Neigungen kein Beweis für eine Abhängigkeit
der letztern von der Organisation hernehmen.
Es ist eben so wohl möglich, daſs eine unmittel-
bare Einwirkung der Seele des Vaters und der
Mutter auf die Seele des Erzeugten beym Zeu-
gungsakt, und selbst nach demselben noch statt
findet, als daſs dieser Einfluſs mittelbar, durch
das Materielle, geschieht.
Die frühere und stärkere Entwickelung der
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ebenfalls nichts für eine enge Verbindung des
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/81>, abgerufen am 25.11.2024.
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