men dieses Bildes in der Wirklichkeit kann es seyn, wovon es herrührt, dass sie sich nicht versuchsweise, sondern mit voller Zuversicht ei- nem, bisher ihr fremdartigen Elemente hingiebt.
5. Aus dem Schlafwandel und jedem andern Zustande, wo die Seele, von den äussern Sinnen geschieden, in einer Ideenwelt lebt, findet entweder gar keine, oder nur eine dunkele Erinne- rung im gewöhnlichen Sinnenleben statt. Hingegen ist umgekehrt die Erinnerung aus dem letztern im Schlafwandel nicht nur ungeschwächt, sondern selbst oft erhöhet.
Der Schlafwandel des höhern Grades ist be- ständig von dem wachenden Zustande so ganz getrennt, dass nichts aus demselben in diesen übergeht. Im Somnambulismus des niedern Gra- des findet dieser Mangel an Erinnerung nicht immer statt. Es giebt hier Anomalien, die sich bis jetzt noch nicht unter ein Gesetz bringen las- sen. Das Traumleben und der Zustand der Ek- stase zeigen ähnliche Erscheinungen. Von Ho- ven erzählt in seinem "Versuch über die Ner- venkrankheiten" (S. 116.) eine Geschichte von ei- nem in der Entwickelungsperiode befindlichen Studirenden, der mehrere Wochen lang, sobald
er
men dieses Bildes in der Wirklichkeit kann es seyn, wovon es herrührt, daſs sie sich nicht versuchsweise, sondern mit voller Zuversicht ei- nem, bisher ihr fremdartigen Elemente hingiebt.
5. Aus dem Schlafwandel und jedem andern Zustande, wo die Seele, von den äuſsern Sinnen geschieden, in einer Ideenwelt lebt, findet entweder gar keine, oder nur eine dunkele Erinne- rung im gewöhnlichen Sinnenleben statt. Hingegen ist umgekehrt die Erinnerung aus dem letztern im Schlafwandel nicht nur ungeschwächt, sondern selbst oft erhöhet.
Der Schlafwandel des höhern Grades ist be- ständig von dem wachenden Zustande so ganz getrennt, daſs nichts aus demselben in diesen übergeht. Im Somnambulismus des niedern Gra- des findet dieser Mangel an Erinnerung nicht immer statt. Es giebt hier Anomalien, die sich bis jetzt noch nicht unter ein Gesetz bringen las- sen. Das Traumleben und der Zustand der Ek- stase zeigen ähnliche Erscheinungen. Von Ho- ven erzählt in seinem “Versuch über die Ner- venkrankheiten” (S. 116.) eine Geschichte von ei- nem in der Entwickelungsperiode befindlichen Studirenden, der mehrere Wochen lang, sobald
er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0066"n="54"/>
men dieses Bildes in der Wirklichkeit kann es<lb/>
seyn, wovon es herrührt, daſs sie sich nicht<lb/>
versuchsweise, sondern mit voller Zuversicht ei-<lb/>
nem, bisher ihr fremdartigen Elemente hingiebt.</p><lb/><p>5. <hirendition="#g">Aus dem Schlafwandel und jedem<lb/>
andern Zustande, wo die Seele, von den<lb/>
äuſsern Sinnen geschieden, in einer<lb/>
Ideenwelt lebt, findet entweder gar<lb/>
keine, oder nur eine dunkele Erinne-<lb/>
rung im gewöhnlichen Sinnenleben statt.<lb/>
Hingegen ist umgekehrt die Erinnerung<lb/>
aus dem letztern im Schlafwandel nicht<lb/>
nur ungeschwächt, sondern selbst oft<lb/>
erhöhet</hi>.</p><lb/><p>Der Schlafwandel des höhern Grades ist be-<lb/>
ständig von dem wachenden Zustande so ganz<lb/>
getrennt, daſs nichts aus demselben in diesen<lb/>
übergeht. Im Somnambulismus des niedern Gra-<lb/>
des findet dieser Mangel an Erinnerung nicht<lb/>
immer statt. Es giebt hier Anomalien, die sich<lb/>
bis jetzt noch nicht unter ein Gesetz bringen las-<lb/>
sen. Das Traumleben und der Zustand der Ek-<lb/>
stase zeigen ähnliche Erscheinungen. <hirendition="#k">Von Ho-<lb/>
ven</hi> erzählt in seinem “Versuch über die Ner-<lb/>
venkrankheiten” (S. 116.) eine Geschichte von ei-<lb/>
nem in der Entwickelungsperiode befindlichen<lb/>
Studirenden, der mehrere Wochen lang, sobald<lb/><fwplace="bottom"type="catch">er</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[54/0066]
men dieses Bildes in der Wirklichkeit kann es
seyn, wovon es herrührt, daſs sie sich nicht
versuchsweise, sondern mit voller Zuversicht ei-
nem, bisher ihr fremdartigen Elemente hingiebt.
5. Aus dem Schlafwandel und jedem
andern Zustande, wo die Seele, von den
äuſsern Sinnen geschieden, in einer
Ideenwelt lebt, findet entweder gar
keine, oder nur eine dunkele Erinne-
rung im gewöhnlichen Sinnenleben statt.
Hingegen ist umgekehrt die Erinnerung
aus dem letztern im Schlafwandel nicht
nur ungeschwächt, sondern selbst oft
erhöhet.
Der Schlafwandel des höhern Grades ist be-
ständig von dem wachenden Zustande so ganz
getrennt, daſs nichts aus demselben in diesen
übergeht. Im Somnambulismus des niedern Gra-
des findet dieser Mangel an Erinnerung nicht
immer statt. Es giebt hier Anomalien, die sich
bis jetzt noch nicht unter ein Gesetz bringen las-
sen. Das Traumleben und der Zustand der Ek-
stase zeigen ähnliche Erscheinungen. Von Ho-
ven erzählt in seinem “Versuch über die Ner-
venkrankheiten” (S. 116.) eine Geschichte von ei-
nem in der Entwickelungsperiode befindlichen
Studirenden, der mehrere Wochen lang, sobald
er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/66>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.