dungs- und Vorstellungsvermögen als durch die äussern Sinne giebt, und wenn sich aus der Thierwelt Beyspiele von einem Wissen ohne vor- hergegangene Erfahrung, von Empfindungen, die sich auf Dinge in einer Entfernung beziehen, wohin das schärfste Sinnesorgan nicht reichen kann, und von Vorgefühlen des Künftigen an- führen lassen, so ist die Möglichkeit ähnlicher Erscheinungen auch bey dem Menschen bewie- sen, und die Glaubwürdigkeit mancher Beobach- tungen über diese Phänomene gerechtfertigt. Ein solches Beyspiel giebt aber der Wanderungstrieb der Vögel. Das Erwachen dieses Triebes lässt sich aus den Evolutionsgesetzen des thierischen Organismus ohne sonstige Voraussetzungen ab- leiten. Aber dass derselbe, unangeregt von Einflüssen aus dem Kreise der Umgebungen des Thiers, Handlungen verursacht, die sich nicht nur auf entfernte Gegenstände, sondern auch auf Ereignisse, welche noch nicht vorhanden sind, beziehen, lässt sich nicht ohne ein Ahnungsver- mögen des Fernen und des Künftigen erklären.
Hiernach kann auch über die Möglichkeit von Empfindungen des den Gränzen der äussern Sinne Entrückten, von Vorstellungen ohne frü- here analoge Erfahrungen, und von Vorgefühlen beym Menschen keine Frage mehr seyn. Eine andere Frage ist: Ob die vielen Erfahrungen,
welche
dungs- und Vorstellungsvermögen als durch die äuſsern Sinne giebt, und wenn sich aus der Thierwelt Beyspiele von einem Wissen ohne vor- hergegangene Erfahrung, von Empfindungen, die sich auf Dinge in einer Entfernung beziehen, wohin das schärfste Sinnesorgan nicht reichen kann, und von Vorgefühlen des Künftigen an- führen lassen, so ist die Möglichkeit ähnlicher Erscheinungen auch bey dem Menschen bewie- sen, und die Glaubwürdigkeit mancher Beobach- tungen über diese Phänomene gerechtfertigt. Ein solches Beyspiel giebt aber der Wanderungstrieb der Vögel. Das Erwachen dieses Triebes läſst sich aus den Evolutionsgesetzen des thierischen Organismus ohne sonstige Voraussetzungen ab- leiten. Aber daſs derselbe, unangeregt von Einflüssen aus dem Kreise der Umgebungen des Thiers, Handlungen verursacht, die sich nicht nur auf entfernte Gegenstände, sondern auch auf Ereignisse, welche noch nicht vorhanden sind, beziehen, läſst sich nicht ohne ein Ahnungsver- mögen des Fernen und des Künftigen erklären.
Hiernach kann auch über die Möglichkeit von Empfindungen des den Gränzen der äuſsern Sinne Entrückten, von Vorstellungen ohne frü- here analoge Erfahrungen, und von Vorgefühlen beym Menschen keine Frage mehr seyn. Eine andere Frage ist: Ob die vielen Erfahrungen,
welche
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dungs- und Vorstellungsvermögen als durch die
äuſsern Sinne giebt, und wenn sich aus der
Thierwelt Beyspiele von einem Wissen ohne vor-
hergegangene Erfahrung, von Empfindungen, die
sich auf Dinge in einer Entfernung beziehen,
wohin das schärfste Sinnesorgan nicht reichen
kann, und von Vorgefühlen des Künftigen an-
führen lassen, so ist die Möglichkeit ähnlicher
Erscheinungen auch bey dem Menschen bewie-
sen, und die Glaubwürdigkeit mancher Beobach-
tungen über diese Phänomene gerechtfertigt. Ein
solches Beyspiel giebt aber der Wanderungstrieb
der Vögel. Das Erwachen dieses Triebes läſst
sich aus den Evolutionsgesetzen des thierischen
Organismus ohne sonstige Voraussetzungen ab-
leiten. Aber daſs derselbe, unangeregt von
Einflüssen aus dem Kreise der Umgebungen des
Thiers, Handlungen verursacht, die sich nicht
nur auf entfernte Gegenstände, sondern auch auf
Ereignisse, welche noch nicht vorhanden sind,
beziehen, läſst sich nicht ohne ein Ahnungsver-
mögen des Fernen und des Künftigen erklären.
Hiernach kann auch über die Möglichkeit
von Empfindungen des den Gränzen der äuſsern
Sinne Entrückten, von Vorstellungen ohne frü-
here analoge Erfahrungen, und von Vorgefühlen
beym Menschen keine Frage mehr seyn. Eine
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/62>, abgerufen am 23.11.2024.
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