Zeiten, und sie wird in den meisten neuern Lehrbüchern der Physiologie als ausgemacht vorgetragen. Was für sie gesagt werden kann, ist von Olbers gesagt worden. Home hat die Gründe, die für sie sprechen, nur durch un- unzuverlässige Beobachtungen vermehrt, und Hosack's Abhandlung ist nicht viel mehr, als ein Beweis der literarischen Unkunde ihres Verfassers. Man hat jene Hypothese auf ver- schiedene Weise modifizirt vorgetragen, indem man bald blos die geraden, bald auch die schiefen Augenmuskeln bey der Veränderung des Auges als wirkend annahm l). Olbers leitete mit Recht diese blos von einer gleich- zeitigen Verkürzung der vier geraden Augen- muskeln ab. Seiner Meinung nach wird durch den Druck, den diese Zusammenziehung auf den Umfang des Augapfels hervorbringt, der Glaskörper nach hinten und nach vorne ge- drängt, die Linse gegen die wässrige Flüssigkeit und diese gegen die Hornhaut gepresst, und auf solche Weise sowohl der Abstand der Linse von der Netzhaut, als gleichzeitig die Krüm- mung der Hornhaut vergrössert. Berechnungen,
die
l) Die letztere, von Rohault und Bayle herrührende Meinung wurde in neuern Zeiten auch noch von Autenrieth (Handb. der empirischen menschl. Phy- sielogie. B. 3. S. 150. 152.) angenommen.
L l 2
Zeiten, und sie wird in den meisten neuern Lehrbüchern der Physiologie als ausgemacht vorgetragen. Was für sie gesagt werden kann, ist von Olbers gesagt worden. Home hat die Gründe, die für sie sprechen, nur durch un- unzuverläſsige Beobachtungen vermehrt, und Hosack’s Abhandlung ist nicht viel mehr, als ein Beweis der literarischen Unkunde ihres Verfassers. Man hat jene Hypothese auf ver- schiedene Weise modifizirt vorgetragen, indem man bald blos die geraden, bald auch die schiefen Augenmuskeln bey der Veränderung des Auges als wirkend annahm l). Olbers leitete mit Recht diese blos von einer gleich- zeitigen Verkürzung der vier geraden Augen- muskeln ab. Seiner Meinung nach wird durch den Druck, den diese Zusammenziehung auf den Umfang des Augapfels hervorbringt, der Glaskörper nach hinten und nach vorne ge- drängt, die Linse gegen die wäſsrige Flüssigkeit und diese gegen die Hornhaut gepreſst, und auf solche Weise sowohl der Abstand der Linse von der Netzhaut, als gleichzeitig die Krüm- mung der Hornhaut vergröſsert. Berechnungen,
die
l) Die letztere, von Rohault und Bayle herrührende Meinung wurde in neuern Zeiten auch noch von Autenrieth (Handb. der empirischen menschl. Phy- sielogie. B. 3. S. 150. 152.) angenommen.
L l 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0547"n="525"/>
Zeiten, und sie wird in den meisten neuern<lb/>
Lehrbüchern der Physiologie als ausgemacht<lb/>
vorgetragen. Was für sie gesagt werden kann,<lb/>
ist von <hirendition="#k">Olbers</hi> gesagt worden. <hirendition="#k">Home</hi> hat die<lb/>
Gründe, die für sie sprechen, nur durch un-<lb/>
unzuverläſsige Beobachtungen vermehrt, und<lb/><hirendition="#k">Hosack</hi>’s Abhandlung ist nicht viel mehr, als<lb/>
ein Beweis der literarischen Unkunde ihres<lb/>
Verfassers. Man hat jene Hypothese auf ver-<lb/>
schiedene Weise modifizirt vorgetragen, indem<lb/>
man bald blos die geraden, bald auch die<lb/>
schiefen Augenmuskeln bey der Veränderung<lb/>
des Auges als wirkend annahm <noteplace="foot"n="l)">Die letztere, von <hirendition="#k">Rohault</hi> und <hirendition="#k">Bayle</hi> herrührende<lb/>
Meinung wurde in neuern Zeiten auch noch von<lb/><hirendition="#k">Autenrieth</hi> (Handb. der empirischen menschl. Phy-<lb/>
sielogie. B. 3. S. 150. 152.) angenommen.</note>. <hirendition="#k">Olbers</hi><lb/>
leitete mit Recht diese blos von einer gleich-<lb/>
zeitigen Verkürzung der vier geraden Augen-<lb/>
muskeln ab. Seiner Meinung nach wird durch<lb/>
den Druck, den diese Zusammenziehung auf<lb/>
den Umfang des Augapfels hervorbringt, der<lb/>
Glaskörper nach hinten und nach vorne ge-<lb/>
drängt, die Linse gegen die wäſsrige Flüssigkeit<lb/>
und diese gegen die Hornhaut gepreſst, und auf<lb/>
solche Weise sowohl der Abstand der Linse<lb/>
von der Netzhaut, als gleichzeitig die Krüm-<lb/>
mung der Hornhaut vergröſsert. Berechnungen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l 2</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[525/0547]
Zeiten, und sie wird in den meisten neuern
Lehrbüchern der Physiologie als ausgemacht
vorgetragen. Was für sie gesagt werden kann,
ist von Olbers gesagt worden. Home hat die
Gründe, die für sie sprechen, nur durch un-
unzuverläſsige Beobachtungen vermehrt, und
Hosack’s Abhandlung ist nicht viel mehr, als
ein Beweis der literarischen Unkunde ihres
Verfassers. Man hat jene Hypothese auf ver-
schiedene Weise modifizirt vorgetragen, indem
man bald blos die geraden, bald auch die
schiefen Augenmuskeln bey der Veränderung
des Auges als wirkend annahm l). Olbers
leitete mit Recht diese blos von einer gleich-
zeitigen Verkürzung der vier geraden Augen-
muskeln ab. Seiner Meinung nach wird durch
den Druck, den diese Zusammenziehung auf
den Umfang des Augapfels hervorbringt, der
Glaskörper nach hinten und nach vorne ge-
drängt, die Linse gegen die wäſsrige Flüssigkeit
und diese gegen die Hornhaut gepreſst, und auf
solche Weise sowohl der Abstand der Linse
von der Netzhaut, als gleichzeitig die Krüm-
mung der Hornhaut vergröſsert. Berechnungen,
die
l) Die letztere, von Rohault und Bayle herrührende
Meinung wurde in neuern Zeiten auch noch von
Autenrieth (Handb. der empirischen menschl. Phy-
sielogie. B. 3. S. 150. 152.) angenommen.
L l 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/547>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.