rückgekommen sind d), so überzeugt man sich beym Lesen ihrer Schriften bald, dass sie Er- klärungen zu gehen gewagt haben, die von ih- nen selber bey hinreichender Kenntniss der Ar- beiten ihrer Vorgänger sehr unzureichend wür- den befunden seyn.
Dass die Crystalllinse durch eine, ihr selber eigene Muskelkraft in ihrer Gestalt verändert werde, ist ein Gedanke, dem vorzüglich Pem- berton im Anfange des vorigen Jahrhunderts nachhing, seit durch Leeuwenhoeck die Zu- sammensetzung der Linse aus fasrigen Blättern entdeckt war. In neuern Zeiten wurde diese Idee durch J. Huntere) und Th. Youngf) vertheidigt. Gründe hat man keine weitere für sie angegeben, als jene fasrige Struktur und die Analogie mehrerer Theile bey den Würmorn, Mollusken und Zoophyten, die sich kräftig zu- sammenziehen, obgleich sie ebenfalls, wie die Crystalllinse, farbenlos und durchsichtig sind. Allein einen ähnlichen innern Bau wie dieser Theil hat auch jeder Knorpel, und die Muskeln wirken ganz anders, als die Linse bey der Vor-
aus-
d)Home, Philos. Trans. Y. 1796. p. 8. Gräfe in Reil's u. Autenrieth's Archiv f. d. Physiol. B. 9. S. 230.
e) Philos. Transact. Y. 1794. p. 21.
f) Ebendas. Y. 1793. p. 169. Y. 1801. p. 71.
VI. Bd. L l
rückgekommen sind d), so überzeugt man sich beym Lesen ihrer Schriften bald, daſs sie Er- klärungen zu gehen gewagt haben, die von ih- nen selber bey hinreichender Kenntniſs der Ar- beiten ihrer Vorgänger sehr unzureichend wür- den befunden seyn.
Daſs die Crystalllinse durch eine, ihr selber eigene Muskelkraft in ihrer Gestalt verändert werde, ist ein Gedanke, dem vorzüglich Pem- berton im Anfange des vorigen Jahrhunderts nachhing, seit durch Leeuwenhoeck die Zu- sammensetzung der Linse aus fasrigen Blättern entdeckt war. In neuern Zeiten wurde diese Idee durch J. Huntere) und Th. Youngf) vertheidigt. Gründe hat man keine weitere für sie angegeben, als jene fasrige Struktur und die Analogie mehrerer Theile bey den Würmorn, Mollusken und Zoophyten, die sich kräftig zu- sammenziehen, obgleich sie ebenfalls, wie die Crystalllinse, farbenlos und durchsichtig sind. Allein einen ähnlichen innern Bau wie dieser Theil hat auch jeder Knorpel, und die Muskeln wirken ganz anders, als die Linse bey der Vor-
aus-
d)Home, Philos. Trans. Y. 1796. p. 8. Gräfe in Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. 9. S. 230.
e) Philos. Transact. Y. 1794. p. 21.
f) Ebendas. Y. 1793. p. 169. Y. 1801. p. 71.
VI. Bd. L l
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0545"n="523"/>
rückgekommen sind <noteplace="foot"n="d)"><hirendition="#k">Home</hi>, Philos. Trans. Y. 1796. p. 8. <hirendition="#k">Gräfe</hi> in <hirendition="#k">Reil</hi>’s<lb/>
u. <hirendition="#k">Autenrieth</hi>’s Archiv f. d. Physiol. B. 9. S. 230.</note>, so überzeugt man sich<lb/>
beym Lesen ihrer Schriften bald, daſs sie Er-<lb/>
klärungen zu gehen gewagt haben, die von ih-<lb/>
nen selber bey hinreichender Kenntniſs der Ar-<lb/>
beiten ihrer Vorgänger sehr unzureichend wür-<lb/>
den befunden seyn.</p><lb/><p>Daſs die Crystalllinse durch eine, ihr selber<lb/>
eigene Muskelkraft in ihrer Gestalt verändert<lb/>
werde, ist ein Gedanke, dem vorzüglich <hirendition="#k">Pem-<lb/>
berton</hi> im Anfange des vorigen Jahrhunderts<lb/>
nachhing, seit durch <hirendition="#k">Leeuwenhoeck</hi> die Zu-<lb/>
sammensetzung der Linse aus fasrigen Blättern<lb/>
entdeckt war. In neuern Zeiten wurde diese<lb/>
Idee durch J. <hirendition="#k">Hunter</hi><noteplace="foot"n="e)">Philos. Transact. Y. 1794. p. 21.</note> und <hirendition="#k">Th. Young</hi><noteplace="foot"n="f)">Ebendas. Y. 1793. p. 169. Y. 1801. p. 71.</note><lb/>
vertheidigt. Gründe hat man keine weitere für<lb/>
sie angegeben, als jene fasrige Struktur und die<lb/>
Analogie mehrerer Theile bey den Würmorn,<lb/>
Mollusken und Zoophyten, die sich kräftig zu-<lb/>
sammenziehen, obgleich sie ebenfalls, wie die<lb/>
Crystalllinse, farbenlos und durchsichtig sind.<lb/>
Allein einen ähnlichen innern Bau wie dieser<lb/>
Theil hat auch jeder Knorpel, und die Muskeln<lb/>
wirken ganz anders, als die Linse bey der Vor-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">VI. Bd.</hi> L l</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[523/0545]
rückgekommen sind d), so überzeugt man sich
beym Lesen ihrer Schriften bald, daſs sie Er-
klärungen zu gehen gewagt haben, die von ih-
nen selber bey hinreichender Kenntniſs der Ar-
beiten ihrer Vorgänger sehr unzureichend wür-
den befunden seyn.
Daſs die Crystalllinse durch eine, ihr selber
eigene Muskelkraft in ihrer Gestalt verändert
werde, ist ein Gedanke, dem vorzüglich Pem-
berton im Anfange des vorigen Jahrhunderts
nachhing, seit durch Leeuwenhoeck die Zu-
sammensetzung der Linse aus fasrigen Blättern
entdeckt war. In neuern Zeiten wurde diese
Idee durch J. Hunter e) und Th. Young f)
vertheidigt. Gründe hat man keine weitere für
sie angegeben, als jene fasrige Struktur und die
Analogie mehrerer Theile bey den Würmorn,
Mollusken und Zoophyten, die sich kräftig zu-
sammenziehen, obgleich sie ebenfalls, wie die
Crystalllinse, farbenlos und durchsichtig sind.
Allein einen ähnlichen innern Bau wie dieser
Theil hat auch jeder Knorpel, und die Muskeln
wirken ganz anders, als die Linse bey der Vor-
aus-
d) Home, Philos. Trans. Y. 1796. p. 8. Gräfe in Reil’s
u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. 9. S. 230.
e) Philos. Transact. Y. 1794. p. 21.
f) Ebendas. Y. 1793. p. 169. Y. 1801. p. 71.
VI. Bd. L l
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/545>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.