mera obscura hätte. Zwischen jenem und dieser sind aber die wichtigen Unterschiede, dass die Lichtstrahlen auf die Linse der Camera obscura unmittelbar aus der Luft und ungebrochen, auf die des Auges hingegen aus der wässrigen Flüs- sigkeit und erst nach vorhergegangener Bre- chung auffallen; dass eine Ebene die Bilder der Camera obscura, eine hohle, kugelförmige Flä- che die des Auges auffängt, und dass in dem letztern vor der Linse nicht nur die bewegliche Pupille liegt, sondern dass es hier auch die Ciliarfortsätze giebt, deren Enden vielleicht sich gemeinschaftlich mit der Iris ausdehnen und zusammenziehen. Die Folgen dieser Verschie- denheiten lassen sich schwerlich durch Rech- nung bestimmen. Die Veränderungen des Ge- sichts bey der widernatürlichen Erweiterung der Pupille, sowohl der krankhaften, als der künst- lichen, die von der Anwendung des Hyoscya- mus, der Belladonna u. s. w. entsteht, beweisen aber, dass der Iris eine wichtige Funktion beym Nahe- und Fernsehen zukommen muss. Es dauert hierbey das Vermögen des Fernsehens fort, während das Vermögen, nahe Gegenstände deutlich zu erkennen, aufgehoben ist b), und
die
b)Wells, Philos. Transact. Y. 1811. p. 378. Dung- lison, Annals of Philosophy. Y. 1817. Decbr. p. 432.
mera obscura hätte. Zwischen jenem und dieser sind aber die wichtigen Unterschiede, daſs die Lichtstrahlen auf die Linse der Camera obscura unmittelbar aus der Luft und ungebrochen, auf die des Auges hingegen aus der wäſsrigen Flüs- sigkeit und erst nach vorhergegangener Bre- chung auffallen; daſs eine Ebene die Bilder der Camera obscura, eine hohle, kugelförmige Flä- che die des Auges auffängt, und daſs in dem letztern vor der Linse nicht nur die bewegliche Pupille liegt, sondern daſs es hier auch die Ciliarfortsätze giebt, deren Enden vielleicht sich gemeinschaftlich mit der Iris ausdehnen und zusammenziehen. Die Folgen dieser Verschie- denheiten lassen sich schwerlich durch Rech- nung bestimmen. Die Veränderungen des Ge- sichts bey der widernatürlichen Erweiterung der Pupille, sowohl der krankhaften, als der künst- lichen, die von der Anwendung des Hyoscya- mus, der Belladonna u. s. w. entsteht, beweisen aber, daſs der Iris eine wichtige Funktion beym Nahe- und Fernsehen zukommen muſs. Es dauert hierbey das Vermögen des Fernsehens fort, während das Vermögen, nahe Gegenstände deutlich zu erkennen, aufgehoben ist b), und
die
b)Wells, Philos. Transact. Y. 1811. p. 378. Dung- lison, Annals of Philosophy. Y. 1817. Decbr. p. 432.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0525"n="503"/>
mera obscura hätte. Zwischen jenem und dieser<lb/>
sind aber die wichtigen Unterschiede, daſs die<lb/>
Lichtstrahlen auf die Linse der Camera obscura<lb/>
unmittelbar aus der Luft und ungebrochen, auf<lb/>
die des Auges hingegen aus der wäſsrigen Flüs-<lb/>
sigkeit und erst nach vorhergegangener Bre-<lb/>
chung auffallen; daſs eine Ebene die Bilder der<lb/>
Camera obscura, eine hohle, kugelförmige Flä-<lb/>
che die des Auges auffängt, und daſs in dem<lb/>
letztern vor der Linse nicht nur die bewegliche<lb/>
Pupille liegt, sondern daſs es hier auch die<lb/>
Ciliarfortsätze giebt, deren Enden vielleicht sich<lb/>
gemeinschaftlich mit der Iris ausdehnen und<lb/>
zusammenziehen. Die Folgen dieser Verschie-<lb/>
denheiten lassen sich schwerlich durch Rech-<lb/>
nung bestimmen. Die Veränderungen des Ge-<lb/>
sichts bey der widernatürlichen Erweiterung der<lb/>
Pupille, sowohl der krankhaften, als der künst-<lb/>
lichen, die von der Anwendung des Hyoscya-<lb/>
mus, der Belladonna u. s. w. entsteht, beweisen<lb/>
aber, daſs der Iris eine wichtige Funktion beym<lb/>
Nahe- und Fernsehen zukommen muſs. Es<lb/>
dauert hierbey das Vermögen des Fernsehens<lb/>
fort, während das Vermögen, nahe Gegenstände<lb/>
deutlich zu erkennen, aufgehoben ist <noteplace="foot"n="b)"><hirendition="#k">Wells</hi>, Philos. Transact. Y. 1811. p. 378. <hirendition="#k">Dung-<lb/>
lison</hi>, Annals of Philosophy. Y. 1817. Decbr. p.<lb/>
432.</note>, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[503/0525]
mera obscura hätte. Zwischen jenem und dieser
sind aber die wichtigen Unterschiede, daſs die
Lichtstrahlen auf die Linse der Camera obscura
unmittelbar aus der Luft und ungebrochen, auf
die des Auges hingegen aus der wäſsrigen Flüs-
sigkeit und erst nach vorhergegangener Bre-
chung auffallen; daſs eine Ebene die Bilder der
Camera obscura, eine hohle, kugelförmige Flä-
che die des Auges auffängt, und daſs in dem
letztern vor der Linse nicht nur die bewegliche
Pupille liegt, sondern daſs es hier auch die
Ciliarfortsätze giebt, deren Enden vielleicht sich
gemeinschaftlich mit der Iris ausdehnen und
zusammenziehen. Die Folgen dieser Verschie-
denheiten lassen sich schwerlich durch Rech-
nung bestimmen. Die Veränderungen des Ge-
sichts bey der widernatürlichen Erweiterung der
Pupille, sowohl der krankhaften, als der künst-
lichen, die von der Anwendung des Hyoscya-
mus, der Belladonna u. s. w. entsteht, beweisen
aber, daſs der Iris eine wichtige Funktion beym
Nahe- und Fernsehen zukommen muſs. Es
dauert hierbey das Vermögen des Fernsehens
fort, während das Vermögen, nahe Gegenstände
deutlich zu erkennen, aufgehoben ist b), und
die
b) Wells, Philos. Transact. Y. 1811. p. 378. Dung-
lison, Annals of Philosophy. Y. 1817. Decbr. p.
432.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/525>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.