Meinung aber meist unbeachtet geblieben sind. Nämlich:
1) Wir nehmen immer nur den, gerade in der Augenaxe befindlichen Punkt deutlich wahr. Jedem andern, der vor oder hinter diesem ge- sehen wird, geht die Augenaxe vorbey; er würde sonst denselben bedecken, oder davon bedeckt werden. Ein solcher muss also schon deswegen undeutlich erscheinen.
2) Wir besitzen das Vermögen, die Empfäng- lichkeit der Retina für den Eindruck von Strah- len, die von einem gewissen Punkt kommen, willkührlich zu erhöhen, wobey sie für die Einwirkung anderer Strahlen unempfänglicher wird. Ein ähnliches Erhöhungsvermögen findet auch bey allen übrigen Sinnesorganen statt. Ohne dasselbe würden wir nicht können, was uns doch möglich ist, von Gegenständen, die so entfernt sind, dass die von ihnen kommen- den Strahlen für parallel gelten können, und dass keine Aenderung in den brechenden Häu- ten und Flüssigkeiten des Auges ihrer Undeut- lichkeit abhelfen kann, uns durch schärferes Ansehen ein bestimmtes Bild zu verschaffen.
5) Die Pupille verengert sich bey der Be- trachtung naher, und erweitert sich beym Sehen ferner Gegenstände. Sie hat innerhalb der
Gren-
Meinung aber meist unbeachtet geblieben sind. Nämlich:
1) Wir nehmen immer nur den, gerade in der Augenaxe befindlichen Punkt deutlich wahr. Jedem andern, der vor oder hinter diesem ge- sehen wird, geht die Augenaxe vorbey; er würde sonst denselben bedecken, oder davon bedeckt werden. Ein solcher muſs also schon deswegen undeutlich erscheinen.
2) Wir besitzen das Vermögen, die Empfäng- lichkeit der Retina für den Eindruck von Strah- len, die von einem gewissen Punkt kommen, willkührlich zu erhöhen, wobey sie für die Einwirkung anderer Strahlen unempfänglicher wird. Ein ähnliches Erhöhungsvermögen findet auch bey allen übrigen Sinnesorganen statt. Ohne dasselbe würden wir nicht können, was uns doch möglich ist, von Gegenständen, die so entfernt sind, daſs die von ihnen kommen- den Strahlen für parallel gelten können, und daſs keine Aenderung in den brechenden Häu- ten und Flüssigkeiten des Auges ihrer Undeut- lichkeit abhelfen kann, uns durch schärferes Ansehen ein bestimmtes Bild zu verschaffen.
5) Die Pupille verengert sich bey der Be- trachtung naher, und erweitert sich beym Sehen ferner Gegenstände. Sie hat innerhalb der
Gren-
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Meinung aber meist unbeachtet geblieben sind.
Nämlich:
1) Wir nehmen immer nur den, gerade in
der Augenaxe befindlichen Punkt deutlich wahr.
Jedem andern, der vor oder hinter diesem ge-
sehen wird, geht die Augenaxe vorbey; er
würde sonst denselben bedecken, oder davon
bedeckt werden. Ein solcher muſs also schon
deswegen undeutlich erscheinen.
2) Wir besitzen das Vermögen, die Empfäng-
lichkeit der Retina für den Eindruck von Strah-
len, die von einem gewissen Punkt kommen,
willkührlich zu erhöhen, wobey sie für die
Einwirkung anderer Strahlen unempfänglicher
wird. Ein ähnliches Erhöhungsvermögen findet
auch bey allen übrigen Sinnesorganen statt.
Ohne dasselbe würden wir nicht können, was
uns doch möglich ist, von Gegenständen, die
so entfernt sind, daſs die von ihnen kommen-
den Strahlen für parallel gelten können, und
daſs keine Aenderung in den brechenden Häu-
ten und Flüssigkeiten des Auges ihrer Undeut-
lichkeit abhelfen kann, uns durch schärferes
Ansehen ein bestimmtes Bild zu verschaffen.
5) Die Pupille verengert sich bey der Be-
trachtung naher, und erweitert sich beym Sehen
ferner Gegenstände. Sie hat innerhalb der
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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