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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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durch welchen der Vogel auch bey einem Lichte,
wodurch sonst das Auge zum Sehen unfähig
gemacht werden würde, zu sehen vermögend
ist. Dieser Zweck war nicht durch die Nick-
haut zu erreichen, welche durchsichtig wie
die Hornhaut ist und das Licht nur bricht,
ohne dessen Stärke bedeutend zu vermindern.
Wäre sie von schwärzlicher Farbe, so würde
zwar der Eindruck des Lichts durch sie ge-
schwächt, aber auch das Vermögen, mit der
einen Hälfte des Auges die Gegenstände in vol-
ler Erleuchtung zu sehen, während die andere
der unmittelbaren Einwirkung des Lichts aus-
gesetzt ist, verloren gegangen seyn. Man wird
übrigens voraussetzen müssen, dass immer, wenn
ein deutlicheres Sehen durch den Fächer statt
finden soll, eine Entfaltung desselben vorherge-
hen muss, die nur durch eine Turgescenz die-
ses Organs hervorgebracht werden kann. Ohne
Durchsichtigkeit würde er blosses Mittel zur
Absorbtion des Lichts seyn k), zu einem Zweck,
wozu es keines so künstlichen Baus bedurft
hätte, und wobey der hinter ihm liegende Theil
der Netzhaut ganz unfähig zum Sehen seyn
würde.

In
k) Wofür er von Petit gehalten wurde. Mem. de
l'Acad. des sc. de Paris. A. 1735. p. 197. 198 der
8. Ausg.

durch welchen der Vogel auch bey einem Lichte,
wodurch sonst das Auge zum Sehen unfähig
gemacht werden würde, zu sehen vermögend
ist. Dieser Zweck war nicht durch die Nick-
haut zu erreichen, welche durchsichtig wie
die Hornhaut ist und das Licht nur bricht,
ohne dessen Stärke bedeutend zu vermindern.
Wäre sie von schwärzlicher Farbe, so würde
zwar der Eindruck des Lichts durch sie ge-
schwächt, aber auch das Vermögen, mit der
einen Hälfte des Auges die Gegenstände in vol-
ler Erleuchtung zu sehen, während die andere
der unmittelbaren Einwirkung des Lichts aus-
gesetzt ist, verloren gegangen seyn. Man wird
übrigens voraussetzen müssen, daſs immer, wenn
ein deutlicheres Sehen durch den Fächer statt
finden soll, eine Entfaltung desselben vorherge-
hen muſs, die nur durch eine Turgescenz die-
ses Organs hervorgebracht werden kann. Ohne
Durchsichtigkeit würde er bloſses Mittel zur
Absorbtion des Lichts seyn k), zu einem Zweck,
wozu es keines so künstlichen Baus bedurft
hätte, und wobey der hinter ihm liegende Theil
der Netzhaut ganz unfähig zum Sehen seyn
würde.

In
k) Wofür er von Petit gehalten wurde. Mém. de
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8. Ausg.
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[490/0512] durch welchen der Vogel auch bey einem Lichte, wodurch sonst das Auge zum Sehen unfähig gemacht werden würde, zu sehen vermögend ist. Dieser Zweck war nicht durch die Nick- haut zu erreichen, welche durchsichtig wie die Hornhaut ist und das Licht nur bricht, ohne dessen Stärke bedeutend zu vermindern. Wäre sie von schwärzlicher Farbe, so würde zwar der Eindruck des Lichts durch sie ge- schwächt, aber auch das Vermögen, mit der einen Hälfte des Auges die Gegenstände in vol- ler Erleuchtung zu sehen, während die andere der unmittelbaren Einwirkung des Lichts aus- gesetzt ist, verloren gegangen seyn. Man wird übrigens voraussetzen müssen, daſs immer, wenn ein deutlicheres Sehen durch den Fächer statt finden soll, eine Entfaltung desselben vorherge- hen muſs, die nur durch eine Turgescenz die- ses Organs hervorgebracht werden kann. Ohne Durchsichtigkeit würde er bloſses Mittel zur Absorbtion des Lichts seyn k), zu einem Zweck, wozu es keines so künstlichen Baus bedurft hätte, und wobey der hinter ihm liegende Theil der Netzhaut ganz unfähig zum Sehen seyn würde. In k) Wofür er von Petit gehalten wurde. Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1735. p. 197. 198 der 8. Ausg.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/512>, abgerufen am 22.11.2024.