Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

die meisten festgesogen hatten. Hier stellte er
ein Licht daran und nahm dann schnell die
Bedeckung weg. So oft dies ohne Stoss oder
ohne Bewegung des Glases geschahe, äusserten
alle Egel nicht die mindeste Empfindung. Eben
so wenig wurden sie in einem verfinsterten
Zimmer durch angezündetes Schiesspulver, wel-
ches rings um das Glas, worin sie sich befan-
den, gestreuet war, beunruhigt. Wurde aber
durch eine solche Explosion irgend eine Stelle
des Glases, an welcher sich ein Egel befestigt
hatte, erwärmt, so entfloh derselbe augenblick-
lich. Kunzmann wiederholte diese Versuche
und fand sie völlig bestätigt.

Sehr allgemein sind dagegen wahre Augen
bey den Insekten vorhanden. Sie zeigen sich
hier in doppelter Gestalt: entweder als einfache
Augen (stemmata), oder als zusammengesetzte g).
Das einfache Insektenauge kannte man sonst
nur als eine einfache Hornhaut, unter welcher
sich ein kurzer, einfacher, mit einem farbigen
Pigment bedeckter Fortsatz des Gehirns befindet.
D. W. Sömmerring h) entdeckte bey Libellula
grandis und Aranea avicularia zwischen jener

Haut
g) Biol. Bd. 1. S. 357 fg.
h) De oculorum hominis animaliumque soetione hori-
zontali. p. 73. 74.
E e 3

die meisten festgesogen hatten. Hier stellte er
ein Licht daran und nahm dann schnell die
Bedeckung weg. So oft dies ohne Stoſs oder
ohne Bewegung des Glases geschahe, äuſserten
alle Egel nicht die mindeste Empfindung. Eben
so wenig wurden sie in einem verfinsterten
Zimmer durch angezündetes Schieſspulver, wel-
ches rings um das Glas, worin sie sich befan-
den, gestreuet war, beunruhigt. Wurde aber
durch eine solche Explosion irgend eine Stelle
des Glases, an welcher sich ein Egel befestigt
hatte, erwärmt, so entfloh derselbe augenblick-
lich. Kunzmann wiederholte diese Versuche
und fand sie völlig bestätigt.

Sehr allgemein sind dagegen wahre Augen
bey den Insekten vorhanden. Sie zeigen sich
hier in doppelter Gestalt: entweder als einfache
Augen (stemmata), oder als zusammengesetzte g).
Das einfache Insektenauge kannte man sonst
nur als eine einfache Hornhaut, unter welcher
sich ein kurzer, einfacher, mit einem farbigen
Pigment bedeckter Fortsatz des Gehirns befindet.
D. W. Sömmerring h) entdeckte bey Libellula
grandis und Aranea avicularia zwischen jener

Haut
g) Biol. Bd. 1. S. 357 fg.
h) De oculorum hominis animaliumque soetione hori-
zontali. p. 73. 74.
E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0449" n="431"/>
die meisten festgesogen hatten. Hier stellte er<lb/>
ein Licht daran und nahm dann schnell die<lb/>
Bedeckung weg. So oft dies ohne Sto&#x017F;s oder<lb/>
ohne Bewegung des Glases geschahe, äu&#x017F;serten<lb/>
alle Egel nicht die mindeste Empfindung. Eben<lb/>
so wenig wurden sie in einem verfinsterten<lb/>
Zimmer durch angezündetes Schie&#x017F;spulver, wel-<lb/>
ches rings um das Glas, worin sie sich befan-<lb/>
den, gestreuet war, beunruhigt. Wurde aber<lb/>
durch eine solche Explosion irgend eine Stelle<lb/>
des Glases, an welcher sich ein Egel befestigt<lb/>
hatte, erwärmt, so entfloh derselbe augenblick-<lb/>
lich. <hi rendition="#k">Kunzmann</hi> wiederholte diese Versuche<lb/>
und fand sie völlig bestätigt.</p><lb/>
              <p>Sehr allgemein sind dagegen wahre Augen<lb/>
bey den Insekten vorhanden. Sie zeigen sich<lb/>
hier in doppelter Gestalt: entweder als einfache<lb/>
Augen (stemmata), oder als zusammengesetzte <note place="foot" n="g)">Biol. Bd. 1. S. 357 fg.</note>.<lb/>
Das einfache Insektenauge kannte man sonst<lb/>
nur als eine einfache Hornhaut, unter welcher<lb/>
sich ein kurzer, einfacher, mit einem farbigen<lb/>
Pigment bedeckter Fortsatz des Gehirns befindet.<lb/>
D. W. <hi rendition="#k">Sömmerring</hi> <note place="foot" n="h)">De oculorum hominis animaliumque soetione hori-<lb/>
zontali. p. 73. 74.</note> entdeckte bey Libellula<lb/>
grandis und Aranea avicularia zwischen jener<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Haut</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0449] die meisten festgesogen hatten. Hier stellte er ein Licht daran und nahm dann schnell die Bedeckung weg. So oft dies ohne Stoſs oder ohne Bewegung des Glases geschahe, äuſserten alle Egel nicht die mindeste Empfindung. Eben so wenig wurden sie in einem verfinsterten Zimmer durch angezündetes Schieſspulver, wel- ches rings um das Glas, worin sie sich befan- den, gestreuet war, beunruhigt. Wurde aber durch eine solche Explosion irgend eine Stelle des Glases, an welcher sich ein Egel befestigt hatte, erwärmt, so entfloh derselbe augenblick- lich. Kunzmann wiederholte diese Versuche und fand sie völlig bestätigt. Sehr allgemein sind dagegen wahre Augen bey den Insekten vorhanden. Sie zeigen sich hier in doppelter Gestalt: entweder als einfache Augen (stemmata), oder als zusammengesetzte g). Das einfache Insektenauge kannte man sonst nur als eine einfache Hornhaut, unter welcher sich ein kurzer, einfacher, mit einem farbigen Pigment bedeckter Fortsatz des Gehirns befindet. D. W. Sömmerring h) entdeckte bey Libellula grandis und Aranea avicularia zwischen jener Haut g) Biol. Bd. 1. S. 357 fg. h) De oculorum hominis animaliumque soetione hori- zontali. p. 73. 74. E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/449
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/449>, abgerufen am 22.11.2024.