auf dem Rücken und den Armen zeigte, nach- dem ihr Nachts geträumt hatte, sie sey heftig geschlagen worden.
Den nämlichen Grund haben alle sympathe- tische Curen, die Heilungen schwerer Krankhei- ten durch Aerzte und Arzneyen, die nichts wä- ren ohne den festen Glauben der Einfalt, und der Tod in der festen Erwartung des Sterbens. Diese und ähnliche Ereignisse sind gewiss noch weit häufiger und auffallender unter den Natur- menschen als den cultivirten Völkern; nur gehen sie bey jenen meist für den Beobachter verloren. Merkwürdig ist in dieser Hinsicht Hearne's g) Erzählung von den Wirkungen des unter den Wilden des nördlichen Amerika herrschenden Glaubens an die Wunderkraft ihrer Zauberer. Das Zutrauen zu dem guten Willen der letztern heilt sie von den schwersten Krankheiten, und die Furcht vor der Bosheit derselben stürzt sie in Krankheiten, die oft ihrem Leben ein Ende machen. Einer der Wilden, Matonabbi, der auch Hearne'n im Besitz übernatürlicher Kräfte glaubte, ersuchte diesen, einen Menschen, auf den er einen Hass geworfen hatte, durch Be- zauberung zu tödten. Hearne, um ihm gefäl- lig zu seyn und ohne übele Folgen zu ahnen, zeichnete verschiedene Figuren auf ein Papier
und
g) A. a. O. S. 152.
auf dem Rücken und den Armen zeigte, nach- dem ihr Nachts geträumt hatte, sie sey heftig geschlagen worden.
Den nämlichen Grund haben alle sympathe- tische Curen, die Heilungen schwerer Krankhei- ten durch Aerzte und Arzneyen, die nichts wä- ren ohne den festen Glauben der Einfalt, und der Tod in der festen Erwartung des Sterbens. Diese und ähnliche Ereignisse sind gewiſs noch weit häufiger und auffallender unter den Natur- menschen als den cultivirten Völkern; nur gehen sie bey jenen meist für den Beobachter verloren. Merkwürdig ist in dieser Hinsicht Hearne’s g) Erzählung von den Wirkungen des unter den Wilden des nördlichen Amerika herrschenden Glaubens an die Wunderkraft ihrer Zauberer. Das Zutrauen zu dem guten Willen der letztern heilt sie von den schwersten Krankheiten, und die Furcht vor der Bosheit derselben stürzt sie in Krankheiten, die oft ihrem Leben ein Ende machen. Einer der Wilden, Matonabbi, der auch Hearne’n im Besitz übernatürlicher Kräfte glaubte, ersuchte diesen, einen Menschen, auf den er einen Haſs geworfen hatte, durch Be- zauberung zu tödten. Hearne, um ihm gefäl- lig zu seyn und ohne übele Folgen zu ahnen, zeichnete verschiedene Figuren auf ein Papier
und
g) A. a. O. S. 152.
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auf dem Rücken und den Armen zeigte, nach-
dem ihr Nachts geträumt hatte, sie sey heftig
geschlagen worden.
Den nämlichen Grund haben alle sympathe-
tische Curen, die Heilungen schwerer Krankhei-
ten durch Aerzte und Arzneyen, die nichts wä-
ren ohne den festen Glauben der Einfalt, und
der Tod in der festen Erwartung des Sterbens.
Diese und ähnliche Ereignisse sind gewiſs noch
weit häufiger und auffallender unter den Natur-
menschen als den cultivirten Völkern; nur gehen
sie bey jenen meist für den Beobachter verloren.
Merkwürdig ist in dieser Hinsicht Hearne’s g)
Erzählung von den Wirkungen des unter den
Wilden des nördlichen Amerika herrschenden
Glaubens an die Wunderkraft ihrer Zauberer.
Das Zutrauen zu dem guten Willen der letztern
heilt sie von den schwersten Krankheiten, und
die Furcht vor der Bosheit derselben stürzt sie
in Krankheiten, die oft ihrem Leben ein Ende
machen. Einer der Wilden, Matonabbi, der
auch Hearne’n im Besitz übernatürlicher Kräfte
glaubte, ersuchte diesen, einen Menschen, auf
den er einen Haſs geworfen hatte, durch Be-
zauberung zu tödten. Hearne, um ihm gefäl-
lig zu seyn und ohne übele Folgen zu ahnen,
zeichnete verschiedene Figuren auf ein Papier
und
g) A. a. O. S. 152.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/43>, abgerufen am 24.11.2024.
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