zu lassen, dass die Nerven der halbcirkelförmi- gen Gänge mehr für die Empfindung des Schalls überhaupt, die der Schnecke mehr für die Wahrnehmung der Modifikationen desselben be- stimmt sind. Dass mit dieser verschiedenen Bestimmung der Zweige des Hörnerven der Bau der Schnecke und der Bogengänge in Beziehung steht, leidet keinen Zweifel. Aber diese Bil- dung ist so ausgezeichnet, dass man eben so wenig zweifeln kann, es müssen noch andere Geheimnisse hinter derselben verborgen seyn.
Die Schnecke mit den, zwischen ihren Spiralblättern sich strahlenförmig ansbreitenden und von ihrer Basis bis zum Gipfel allmählig an Länge abnehmenden Nerven hat eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit einem Saiten- instrument. Für ein solches wurde sie auch von Duverneyb) und Valsalvac) angenom- men, und mehrere spätere Schriftsteller traten dieser Meinung bey. Le Catd) meinte, es gebe keinen Ton, der nicht mit einem Theil des Spiralblatts der Schnecke in Einklang stehe. Den Einwurf, der sich gegen seine Meinung von der Unvollkommenheit der Schnecke bey den Vögeln hernehmen lässt, suchte er durch
die
b) Tract. de organo auditus. p. 28.
c) Tract. de aure. C. 7. §. 9.
d) Theorie de l'ouie. Paris. 1767.
zu lassen, daſs die Nerven der halbcirkelförmi- gen Gänge mehr für die Empfindung des Schalls überhaupt, die der Schnecke mehr für die Wahrnehmung der Modifikationen desselben be- stimmt sind. Daſs mit dieser verschiedenen Bestimmung der Zweige des Hörnerven der Bau der Schnecke und der Bogengänge in Beziehung steht, leidet keinen Zweifel. Aber diese Bil- dung ist so ausgezeichnet, daſs man eben so wenig zweifeln kann, es müssen noch andere Geheimnisse hinter derselben verborgen seyn.
Die Schnecke mit den, zwischen ihren Spiralblättern sich strahlenförmig ansbreitenden und von ihrer Basis bis zum Gipfel allmählig an Länge abnehmenden Nerven hat eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit einem Saiten- instrument. Für ein solches wurde sie auch von Duverneyb) und Valsalvac) angenom- men, und mehrere spätere Schriftsteller traten dieser Meinung bey. Le Catd) meinte, es gebe keinen Ton, der nicht mit einem Theil des Spiralblatts der Schnecke in Einklang stehe. Den Einwurf, der sich gegen seine Meinung von der Unvollkommenheit der Schnecke bey den Vögeln hernehmen läſst, suchte er durch
die
b) Tract. de organo auditus. p. 28.
c) Tract. de aure. C. 7. §. 9.
d) Theorie de l’ouie. Paris. 1767.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0423"n="405"/>
zu lassen, daſs die Nerven der halbcirkelförmi-<lb/>
gen Gänge mehr für die Empfindung des Schalls<lb/>
überhaupt, die der Schnecke mehr für die<lb/>
Wahrnehmung der Modifikationen desselben be-<lb/>
stimmt sind. Daſs mit dieser verschiedenen<lb/>
Bestimmung der Zweige des Hörnerven der Bau<lb/>
der Schnecke und der Bogengänge in Beziehung<lb/>
steht, leidet keinen Zweifel. Aber diese Bil-<lb/>
dung ist so ausgezeichnet, daſs man eben so<lb/>
wenig zweifeln kann, es müssen noch andere<lb/>
Geheimnisse hinter derselben verborgen seyn.</p><lb/><p>Die Schnecke mit den, zwischen ihren<lb/>
Spiralblättern sich strahlenförmig ansbreitenden<lb/>
und von ihrer Basis bis zum Gipfel allmählig<lb/>
an Länge abnehmenden Nerven hat eine nicht<lb/>
zu verkennende Aehnlichkeit mit einem Saiten-<lb/>
instrument. Für ein solches wurde sie auch<lb/>
von <hirendition="#k">Duverney</hi><noteplace="foot"n="b)">Tract. de organo auditus. p. 28.</note> und <hirendition="#k">Valsalva</hi><noteplace="foot"n="c)">Tract. de aure. C. 7. §. 9.</note> angenom-<lb/>
men, und mehrere spätere Schriftsteller traten<lb/>
dieser Meinung bey. <hirendition="#k">Le Cat</hi><noteplace="foot"n="d)">Theorie de l’ouie. Paris. 1767.</note> meinte, es<lb/>
gebe keinen Ton, der nicht mit einem Theil<lb/>
des Spiralblatts der Schnecke in Einklang stehe.<lb/>
Den Einwurf, der sich gegen seine Meinung<lb/>
von der Unvollkommenheit der Schnecke bey<lb/>
den Vögeln hernehmen läſst, suchte er durch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[405/0423]
zu lassen, daſs die Nerven der halbcirkelförmi-
gen Gänge mehr für die Empfindung des Schalls
überhaupt, die der Schnecke mehr für die
Wahrnehmung der Modifikationen desselben be-
stimmt sind. Daſs mit dieser verschiedenen
Bestimmung der Zweige des Hörnerven der Bau
der Schnecke und der Bogengänge in Beziehung
steht, leidet keinen Zweifel. Aber diese Bil-
dung ist so ausgezeichnet, daſs man eben so
wenig zweifeln kann, es müssen noch andere
Geheimnisse hinter derselben verborgen seyn.
Die Schnecke mit den, zwischen ihren
Spiralblättern sich strahlenförmig ansbreitenden
und von ihrer Basis bis zum Gipfel allmählig
an Länge abnehmenden Nerven hat eine nicht
zu verkennende Aehnlichkeit mit einem Saiten-
instrument. Für ein solches wurde sie auch
von Duverney b) und Valsalva c) angenom-
men, und mehrere spätere Schriftsteller traten
dieser Meinung bey. Le Cat d) meinte, es
gebe keinen Ton, der nicht mit einem Theil
des Spiralblatts der Schnecke in Einklang stehe.
Den Einwurf, der sich gegen seine Meinung
von der Unvollkommenheit der Schnecke bey
den Vögeln hernehmen läſst, suchte er durch
die
b) Tract. de organo auditus. p. 28.
c) Tract. de aure. C. 7. §. 9.
d) Theorie de l’ouie. Paris. 1767.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/423>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.