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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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hinwenden, dass sie die Richtung des Schalls
nach dem verschiedenen Eindruck desselben bey
veränderter Stellung des Kopfs beurtheilen y).
Diese Bestimmung wird ohne Zweifel durch die
verschiedene Stellung und Bildung der äussern
Ohren erschwert oder erleichtert. Nach Ker-
ner
's Versuchen z) scheinen die Kuh, das
Pferd, das Schwein und das Kaninchen wenig
Gefühl für die Richtung der Töne zu besitzen.
An dem Hund bemerkte er, was auch mit
meinen Erfahrungen übereinstimmt, ebenfalls
weniger Unterscheidungsvermögen dieser Rich-
tung, als dem Menschen eigen ist. Die Katze
hatte nur Sinn für die Richtung hoher Töne.
Der Fuchs merkte auch bey tiefen Tönen mehr
auf die Richtung derselben als die Katze. Ein
Maulwurf zeigte sich ausserhalb der Erde wenig
durch Töne erregbar, doch vielleicht nur wegen
der Angst und Betäubung, worin er sich unter
diesen Umständen befand; unter der Erde aber,
in einem flachen, mit Erde angefüllten Gefäss,
konnte man ihn vollkommen in seinem Gange
leiten, je nachdem man von der einen oder der
andern Seite auf einem musikalischen Instru-
ment einen Ton angab.

Ein Vermögen, das dem Hörsinn des Men-
schen, aber wahrscheinlich auch nur diesem

zu-
y) Venturi a. a. O.
z) A. a. O. S. 363.

hinwenden, daſs sie die Richtung des Schalls
nach dem verschiedenen Eindruck desselben bey
veränderter Stellung des Kopfs beurtheilen y).
Diese Bestimmung wird ohne Zweifel durch die
verschiedene Stellung und Bildung der äuſsern
Ohren erschwert oder erleichtert. Nach Ker-
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’s Versuchen z) scheinen die Kuh, das
Pferd, das Schwein und das Kaninchen wenig
Gefühl für die Richtung der Töne zu besitzen.
An dem Hund bemerkte er, was auch mit
meinen Erfahrungen übereinstimmt, ebenfalls
weniger Unterscheidungsvermögen dieser Rich-
tung, als dem Menschen eigen ist. Die Katze
hatte nur Sinn für die Richtung hoher Töne.
Der Fuchs merkte auch bey tiefen Tönen mehr
auf die Richtung derselben als die Katze. Ein
Maulwurf zeigte sich auſserhalb der Erde wenig
durch Töne erregbar, doch vielleicht nur wegen
der Angst und Betäubung, worin er sich unter
diesen Umständen befand; unter der Erde aber,
in einem flachen, mit Erde angefüllten Gefäſs,
konnte man ihn vollkommen in seinem Gange
leiten, je nachdem man von der einen oder der
andern Seite auf einem musikalischen Instru-
ment einen Ton angab.

Ein Vermögen, das dem Hörsinn des Men-
schen, aber wahrscheinlich auch nur diesem

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y) Venturi a. a. O.
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[338/0356] hinwenden, daſs sie die Richtung des Schalls nach dem verschiedenen Eindruck desselben bey veränderter Stellung des Kopfs beurtheilen y). Diese Bestimmung wird ohne Zweifel durch die verschiedene Stellung und Bildung der äuſsern Ohren erschwert oder erleichtert. Nach Ker- ner’s Versuchen z) scheinen die Kuh, das Pferd, das Schwein und das Kaninchen wenig Gefühl für die Richtung der Töne zu besitzen. An dem Hund bemerkte er, was auch mit meinen Erfahrungen übereinstimmt, ebenfalls weniger Unterscheidungsvermögen dieser Rich- tung, als dem Menschen eigen ist. Die Katze hatte nur Sinn für die Richtung hoher Töne. Der Fuchs merkte auch bey tiefen Tönen mehr auf die Richtung derselben als die Katze. Ein Maulwurf zeigte sich auſserhalb der Erde wenig durch Töne erregbar, doch vielleicht nur wegen der Angst und Betäubung, worin er sich unter diesen Umständen befand; unter der Erde aber, in einem flachen, mit Erde angefüllten Gefäſs, konnte man ihn vollkommen in seinem Gange leiten, je nachdem man von der einen oder der andern Seite auf einem musikalischen Instru- ment einen Ton angab. Ein Vermögen, das dem Hörsinn des Men- schen, aber wahrscheinlich auch nur diesem zu- y) Venturi a. a. O. z) A. a. O. S. 363.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/356>, abgerufen am 22.11.2024.