der Augen, und Jurine's Erfahrung, dass der Flug dieser Thiere unsicher wird, wenn ihnen mit dem Gesicht auch das Vermögen zu hören geraubt ist p), würden mit dieser Vorausset- zung übereinstimmen, liessen Jurine's gewalt- same Versuche einen sichern Schluss zu und läge nicht die Voraussetzung selber zu sehr ausserhalb den Grenzen der Wahrscheinlichkeit. Doch soviel bleibt gewiss, dass manche Vibra- tionen hörbar für gewisse Thiere sind, die für unser Ohr verloren gehen. Durch das schwa- che Geschrey des Weibchens der Wachtel, das wir nur in einer geringen Entfernung hören, wird das Mäunchen derselben aus der Entfer- nung von mehr als einer halben Französischen Meile (demi-lieue) herbeygelockt q). Auf alle Thiere, die unter der Erde leben, besonders den Maulwurf, oder welche beym Kriechen die Erde mit dem ganzen Körper berühren, und auf die Wasserthiere wirken Schallschwingungen des Erdbodens oder des Wassers ohne Zweifel ebenfalls aus sehr weiten Entfernungen.
Bey einigen Thieren scheint das Gehör mehr für hohe, bey andern mehr für tiefe Töne empfänglich zu seyn. Die äusserste
Grenze
p) Journ. de Physique, par Delametherie. T. III. p. 145.
q)Buffon Hist. nat. des ois. T. IV. p. 198. der Zwey- brücker Ausg.
der Augen, und Jurine’s Erfahrung, daſs der Flug dieser Thiere unsicher wird, wenn ihnen mit dem Gesicht auch das Vermögen zu hören geraubt ist p), würden mit dieser Vorausset- zung übereinstimmen, lieſsen Jurine’s gewalt- same Versuche einen sichern Schluſs zu und läge nicht die Voraussetzung selber zu sehr auſserhalb den Grenzen der Wahrscheinlichkeit. Doch soviel bleibt gewiſs, daſs manche Vibra- tionen hörbar für gewisse Thiere sind, die für unser Ohr verloren gehen. Durch das schwa- che Geschrey des Weibchens der Wachtel, das wir nur in einer geringen Entfernung hören, wird das Mäunchen derselben aus der Entfer- nung von mehr als einer halben Französischen Meile (demi-lieue) herbeygelockt q). Auf alle Thiere, die unter der Erde leben, besonders den Maulwurf, oder welche beym Kriechen die Erde mit dem ganzen Körper berühren, und auf die Wasserthiere wirken Schallschwingungen des Erdbodens oder des Wassers ohne Zweifel ebenfalls aus sehr weiten Entfernungen.
Bey einigen Thieren scheint das Gehör mehr für hohe, bey andern mehr für tiefe Töne empfänglich zu seyn. Die äuſserste
Grenze
p) Journ. de Physique, par Delametherie. T. III. p. 145.
q)Buffon Hist. nat. des ois. T. IV. p. 198. der Zwey- brücker Ausg.
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der Augen, und Jurine’s Erfahrung, daſs der
Flug dieser Thiere unsicher wird, wenn ihnen
mit dem Gesicht auch das Vermögen zu hören
geraubt ist p), würden mit dieser Vorausset-
zung übereinstimmen, lieſsen Jurine’s gewalt-
same Versuche einen sichern Schluſs zu und
läge nicht die Voraussetzung selber zu sehr
auſserhalb den Grenzen der Wahrscheinlichkeit.
Doch soviel bleibt gewiſs, daſs manche Vibra-
tionen hörbar für gewisse Thiere sind, die für
unser Ohr verloren gehen. Durch das schwa-
che Geschrey des Weibchens der Wachtel, das
wir nur in einer geringen Entfernung hören,
wird das Mäunchen derselben aus der Entfer-
nung von mehr als einer halben Französischen
Meile (demi-lieue) herbeygelockt q). Auf alle
Thiere, die unter der Erde leben, besonders
den Maulwurf, oder welche beym Kriechen die
Erde mit dem ganzen Körper berühren, und
auf die Wasserthiere wirken Schallschwingungen
des Erdbodens oder des Wassers ohne Zweifel
ebenfalls aus sehr weiten Entfernungen.
Bey einigen Thieren scheint das Gehör
mehr für hohe, bey andern mehr für tiefe
Töne empfänglich zu seyn. Die äuſserste
Grenze
p) Journ. de Physique, par Delametherie. T. III. p. 145.
q) Buffon Hist. nat. des ois. T. IV. p. 198. der Zwey-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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