Stigmaten oder irgend einem andern Theil ihres Körpers, mit Ausnahme des Mundes, näherte, so liessen sich Bienen, die Honig verzehrten, nicht im mindesten dadurch stören. Sobald er aber der unter dem Rüssel befindlichen Mund- höhle damit nahe kam, wichen sie gleich zu- rück, verliessen ihr Essen und schickten sich zum Wegfliegen an. Die Folgerung aus diesem Versuche, dass der Geruchssinn in oder an ihrem Munde befindlich ist, wurde noch da- durch bestätigt, dass, nach Verklebung des Mundes mit Kleister von Stärkemehl, der Ge- ruch des Terpentins und anderer, stark riechen- der Sachen keinen widrigen, so wie der des Honigs keinen angenehmen Eindruck mehr auf die Bienen machte.
Ganz übereinstimmend mit diesen Huber- schen Beobachtungen ist ein Gesetz, welches ich bey meinen Insektenzergliederungen ent- deckte und woraus ich schon früher, ohne die Versuche Huber's zu kennen, auf den Sitz des Geruchssinns im Munde oder im Schlunde der meisten Insekten schloss, dass nämlich alle mit Saugwerkzeugen des Mundes versehene Insek- ten, also diejenigen, bey welchen sich die Gegenwart jenes Sinns am deutlichsten äussert, eine Saugblase besitzen, die entweder (bey den Hymenopteren) einen Theil des Nahrungscanals
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Stigmaten oder irgend einem andern Theil ihres Körpers, mit Ausnahme des Mundes, näherte, so lieſsen sich Bienen, die Honig verzehrten, nicht im mindesten dadurch stören. Sobald er aber der unter dem Rüssel befindlichen Mund- höhle damit nahe kam, wichen sie gleich zu- rück, verlieſsen ihr Essen und schickten sich zum Wegfliegen an. Die Folgerung aus diesem Versuche, daſs der Geruchssinn in oder an ihrem Munde befindlich ist, wurde noch da- durch bestätigt, daſs, nach Verklebung des Mundes mit Kleister von Stärkemehl, der Ge- ruch des Terpentins und anderer, stark riechen- der Sachen keinen widrigen, so wie der des Honigs keinen angenehmen Eindruck mehr auf die Bienen machte.
Ganz übereinstimmend mit diesen Huber- schen Beobachtungen ist ein Gesetz, welches ich bey meinen Insektenzergliederungen ent- deckte und woraus ich schon früher, ohne die Versuche Huber’s zu kennen, auf den Sitz des Geruchssinns im Munde oder im Schlunde der meisten Insekten schloſs, daſs nämlich alle mit Saugwerkzeugen des Mundes versehene Insek- ten, also diejenigen, bey welchen sich die Gegenwart jenes Sinns am deutlichsten äuſsert, eine Saugblase besitzen, die entweder (bey den Hymenopteren) einen Theil des Nahrungscanals
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[317/0335]
Stigmaten oder irgend einem andern Theil ihres
Körpers, mit Ausnahme des Mundes, näherte,
so lieſsen sich Bienen, die Honig verzehrten,
nicht im mindesten dadurch stören. Sobald er
aber der unter dem Rüssel befindlichen Mund-
höhle damit nahe kam, wichen sie gleich zu-
rück, verlieſsen ihr Essen und schickten sich
zum Wegfliegen an. Die Folgerung aus diesem
Versuche, daſs der Geruchssinn in oder an
ihrem Munde befindlich ist, wurde noch da-
durch bestätigt, daſs, nach Verklebung des
Mundes mit Kleister von Stärkemehl, der Ge-
ruch des Terpentins und anderer, stark riechen-
der Sachen keinen widrigen, so wie der des
Honigs keinen angenehmen Eindruck mehr auf
die Bienen machte.
Ganz übereinstimmend mit diesen Huber-
schen Beobachtungen ist ein Gesetz, welches
ich bey meinen Insektenzergliederungen ent-
deckte und woraus ich schon früher, ohne die
Versuche Huber’s zu kennen, auf den Sitz des
Geruchssinns im Munde oder im Schlunde der
meisten Insekten schloſs, daſs nämlich alle mit
Saugwerkzeugen des Mundes versehene Insek-
ten, also diejenigen, bey welchen sich die
Gegenwart jenes Sinns am deutlichsten äuſsert,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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