Man sieht, dass in den Reihen, worin sich die Thiere nach der verschiedenen Gestalt ihrer Riechwerkzeuge ordnen lassen, mehrere Glieder ganz andere Stellen einnehmen, als in denen, worin sie nach der Gestalt ihres Gehirns und nach ihrer äussern Form auf einander folgen. Dieser Reihenfolge entsprechen keine andere Eigenthümlichkeiten der Thiere so genau, als das Vermögen aus der Ferne zu wittern, oder in der Nähe zu spüren. Das Vermögen zu wittern ist den Säugthieren eigen, deren untere Riechbeine muschel- oder schneckenförmig ge- wunden sind. Spürend gehen diejenigen ihrer Beute nach, die ästige untere Muscheln be- sitzen.
Diese Sätze gelten freylich nur so weit, als die Säugthiere in Hinsicht auf den Geruchssinn näher bekannt sind. Ich glaube aber, dass sie sich auch bey denen, die wir noch nicht von Seiten des letztern kennen, bey weitern Be- obachtungen bestätigen werden, vorausgesetzt, dass man diese umsichtiger machen wird, als manche der bisherigen gemacht sind. In eini- gen Schriften ist z. B. den Robben das Vermö- gen zu wittern zugeschrieben. Liest man aber, was Steller, O. Fabricius und Peron über diese Thiere geschrieben haben, so findet man, dass es nicht der Geruch, sondern das
Gehör
S 4
Man sieht, daſs in den Reihen, worin sich die Thiere nach der verschiedenen Gestalt ihrer Riechwerkzeuge ordnen lassen, mehrere Glieder ganz andere Stellen einnehmen, als in denen, worin sie nach der Gestalt ihres Gehirns und nach ihrer äuſsern Form auf einander folgen. Dieser Reihenfolge entsprechen keine andere Eigenthümlichkeiten der Thiere so genau, als das Vermögen aus der Ferne zu wittern, oder in der Nähe zu spüren. Das Vermögen zu wittern ist den Säugthieren eigen, deren untere Riechbeine muschel- oder schneckenförmig ge- wunden sind. Spürend gehen diejenigen ihrer Beute nach, die ästige untere Muscheln be- sitzen.
Diese Sätze gelten freylich nur so weit, als die Säugthiere in Hinsicht auf den Geruchssinn näher bekannt sind. Ich glaube aber, daſs sie sich auch bey denen, die wir noch nicht von Seiten des letztern kennen, bey weitern Be- obachtungen bestätigen werden, vorausgesetzt, daſs man diese umsichtiger machen wird, als manche der bisherigen gemacht sind. In eini- gen Schriften ist z. B. den Robben das Vermö- gen zu wittern zugeschrieben. Liest man aber, was Steller, O. Fabricius und Péron über diese Thiere geschrieben haben, so findet man, daſs es nicht der Geruch, sondern das
Gehör
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Man sieht, daſs in den Reihen, worin sich
die Thiere nach der verschiedenen Gestalt ihrer
Riechwerkzeuge ordnen lassen, mehrere Glieder
ganz andere Stellen einnehmen, als in denen,
worin sie nach der Gestalt ihres Gehirns und
nach ihrer äuſsern Form auf einander folgen.
Dieser Reihenfolge entsprechen keine andere
Eigenthümlichkeiten der Thiere so genau, als
das Vermögen aus der Ferne zu wittern, oder
in der Nähe zu spüren. Das Vermögen zu
wittern ist den Säugthieren eigen, deren untere
Riechbeine muschel- oder schneckenförmig ge-
wunden sind. Spürend gehen diejenigen ihrer
Beute nach, die ästige untere Muscheln be-
sitzen.
Diese Sätze gelten freylich nur so weit, als
die Säugthiere in Hinsicht auf den Geruchssinn
näher bekannt sind. Ich glaube aber, daſs sie
sich auch bey denen, die wir noch nicht von
Seiten des letztern kennen, bey weitern Be-
obachtungen bestätigen werden, vorausgesetzt,
daſs man diese umsichtiger machen wird, als
manche der bisherigen gemacht sind. In eini-
gen Schriften ist z. B. den Robben das Vermö-
gen zu wittern zugeschrieben. Liest man aber,
was Steller, O. Fabricius und Péron über
diese Thiere geschrieben haben, so findet
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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