Harwoodl) glaubte, ein allgemeiner Charakter der pflanzenfressenden Thiere, und ihre ästige Gestalt kein ausschliessliches Kennzeichen der Carnivoren. Sie sind auch ästig beym Hasen, der sich blos von Kräutern nährt, und ge- wunden bey dem Alles fressenden Schwein. Manche Thiere, die untere Muschelbeine von ästiger Gestalt haben, gehen eben so wohl vegetabilischer, als thierischer Nahrung nach. Beyspiele geben der Bär, der Dachs, der Fuchs und der Marder. Bey eben diesen Thieren sind die untern Muscheln grösser und ästiger als beym Löwen, der Katze und ähnlichen, blos von thierischer Kost lebenden Gattungen.
Soviel ich nach meinen eigenen Beobach- tungen und den Beschreibungen Anderer urthei- len kann, bilden die Säugthiere mit gewunde- nen untern Muscheln folgende Stufenfolge: Der Mensch; die Affen; die Makis; die zahnlosen Säugthiere (Bradypus, Dasypus, Manis u. s. w.); die Wiederkäuer; die Einhufer; die schweine- artigen Thiere (Pachydermata Cuv.); das Sta- chelschwein; die mäuseartigen Nager.
In dieser Reihe hat der Mensch die ein- fachsten untern Muscheln. Bey den Affen sind sie in Verhältniss gegen die obern Muscheln länger als beym Menschen, doch übrigens von
ähn-
l) A. a. O. S. 25.
Harwoodl) glaubte, ein allgemeiner Charakter der pflanzenfressenden Thiere, und ihre ästige Gestalt kein ausschlieſsliches Kennzeichen der Carnivoren. Sie sind auch ästig beym Hasen, der sich blos von Kräutern nährt, und ge- wunden bey dem Alles fressenden Schwein. Manche Thiere, die untere Muschelbeine von ästiger Gestalt haben, gehen eben so wohl vegetabilischer, als thierischer Nahrung nach. Beyspiele geben der Bär, der Dachs, der Fuchs und der Marder. Bey eben diesen Thieren sind die untern Muscheln gröſser und ästiger als beym Löwen, der Katze und ähnlichen, blos von thierischer Kost lebenden Gattungen.
Soviel ich nach meinen eigenen Beobach- tungen und den Beschreibungen Anderer urthei- len kann, bilden die Säugthiere mit gewunde- nen untern Muscheln folgende Stufenfolge: Der Mensch; die Affen; die Makis; die zahnlosen Säugthiere (Bradypus, Dasypus, Manis u. s. w.); die Wiederkäuer; die Einhufer; die schweine- artigen Thiere (Pachydermata Cuv.); das Sta- chelschwein; die mäuseartigen Nager.
In dieser Reihe hat der Mensch die ein- fachsten untern Muscheln. Bey den Affen sind sie in Verhältniſs gegen die obern Muscheln länger als beym Menschen, doch übrigens von
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l) A. a. O. S. 25.
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Harwood l) glaubte, ein allgemeiner Charakter
der pflanzenfressenden Thiere, und ihre ästige
Gestalt kein ausschlieſsliches Kennzeichen der
Carnivoren. Sie sind auch ästig beym Hasen,
der sich blos von Kräutern nährt, und ge-
wunden bey dem Alles fressenden Schwein.
Manche Thiere, die untere Muschelbeine von
ästiger Gestalt haben, gehen eben so wohl
vegetabilischer, als thierischer Nahrung nach.
Beyspiele geben der Bär, der Dachs, der Fuchs
und der Marder. Bey eben diesen Thieren sind
die untern Muscheln gröſser und ästiger als
beym Löwen, der Katze und ähnlichen, blos
von thierischer Kost lebenden Gattungen.
Soviel ich nach meinen eigenen Beobach-
tungen und den Beschreibungen Anderer urthei-
len kann, bilden die Säugthiere mit gewunde-
nen untern Muscheln folgende Stufenfolge: Der
Mensch; die Affen; die Makis; die zahnlosen
Säugthiere (Bradypus, Dasypus, Manis u. s. w.);
die Wiederkäuer; die Einhufer; die schweine-
artigen Thiere (Pachydermata Cuv.); das Sta-
chelschwein; die mäuseartigen Nager.
In dieser Reihe hat der Mensch die ein-
fachsten untern Muscheln. Bey den Affen sind
sie in Verhältniſs gegen die obern Muscheln
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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