Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

vermöge der wässrigen Feuchtigkeit, die in
ihnen abgesondert werde und in die Nase ab-
fliesse, mit dem Geruchssinn in Beziehung ste-
hen, ist nicht wahrscheinlich. Die Schleimhaut
der Nase sondert selber schon so stark ab, und
ausserdem liefern die Sekretionsorgane der
Thränen so viele in die Nase sich ergiessende
Flüssigkeit, dass es keiner weitern Quellen zur
Befeuchtung der Nasenhöhlen bedurfte. Auch
haben einige Thiere, z. B. der Igel, eine immer
feuchte Nase, ohne Stirnhöhlen zu besitzen, und
die Wände dieser Sinus sind an frischen Men-
schenköpfen immer glatt und feucht e). Eine
unmittelbare Funktion beym Riechen lässt sich
übrigens den Höhlungen der Gesichtsknochen
auf keinen Fall zuschreiben. Niemand empfin-
det den Eindruck riechbarer Stoffe in diesen
Höhlen, und bis in die Stirnhöhlen lassen sich
keine Nerven verfolgen f).

Die eingezogene Luft wirkt zunächst auf
die Schleimhaut der innern Nase, eine bey allen
luftathmenden Wirbelthieren vorhandene, die

Canäle
e) In cranio hominis haec ossis frontis caverna semper
inanis est, nec ullum humorem coercet, sed est ad-
modum tersa et splondida. C. V. Schneider de osse
cribriformi. p. 117. 118.
f) Blumenbach a. a. O. Scarpa anatom. annotat.
p. [5]0. 65.

vermöge der wäſsrigen Feuchtigkeit, die in
ihnen abgesondert werde und in die Nase ab-
flieſse, mit dem Geruchssinn in Beziehung ste-
hen, ist nicht wahrscheinlich. Die Schleimhaut
der Nase sondert selber schon so stark ab, und
auſserdem liefern die Sekretionsorgane der
Thränen so viele in die Nase sich ergieſsende
Flüssigkeit, daſs es keiner weitern Quellen zur
Befeuchtung der Nasenhöhlen bedurfte. Auch
haben einige Thiere, z. B. der Igel, eine immer
feuchte Nase, ohne Stirnhöhlen zu besitzen, und
die Wände dieser Sinus sind an frischen Men-
schenköpfen immer glatt und feucht e). Eine
unmittelbare Funktion beym Riechen läſst sich
übrigens den Höhlungen der Gesichtsknochen
auf keinen Fall zuschreiben. Niemand empfin-
det den Eindruck riechbarer Stoffe in diesen
Höhlen, und bis in die Stirnhöhlen lassen sich
keine Nerven verfolgen f).

Die eingezogene Luft wirkt zunächst auf
die Schleimhaut der innern Nase, eine bey allen
luftathmenden Wirbelthieren vorhandene, die

Canäle
e) In cranio hominis haec ossis frontis caverna semper
inanis est, nec ullum humorem coercet, sed est ad-
modum tersa et splondida. C. V. Schneider de osse
cribriformi. p. 117. 118.
f) Blumenbach a. a. O. Scarpa anatom. annotat.
p. [5]0. 65.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0281" n="263"/>
vermöge der wä&#x017F;srigen Feuchtigkeit, die in<lb/>
ihnen abgesondert werde und in die Nase ab-<lb/>
flie&#x017F;se, mit dem Geruchssinn in Beziehung ste-<lb/>
hen, ist nicht wahrscheinlich. Die Schleimhaut<lb/>
der Nase sondert selber schon so stark ab, und<lb/>
au&#x017F;serdem liefern die Sekretionsorgane der<lb/>
Thränen so viele in die Nase sich ergie&#x017F;sende<lb/>
Flüssigkeit, da&#x017F;s es keiner weitern Quellen zur<lb/>
Befeuchtung der Nasenhöhlen bedurfte. Auch<lb/>
haben einige Thiere, z. B. der Igel, eine immer<lb/>
feuchte Nase, ohne Stirnhöhlen zu besitzen, und<lb/>
die Wände dieser Sinus sind an frischen Men-<lb/>
schenköpfen immer glatt und feucht <note place="foot" n="e)">In cranio hominis haec ossis frontis caverna semper<lb/>
inanis est, nec ullum humorem coercet, sed est ad-<lb/>
modum tersa et splondida. C. V. <hi rendition="#k">Schneider</hi> de osse<lb/>
cribriformi. p. 117. 118.</note>. Eine<lb/>
unmittelbare Funktion beym Riechen lä&#x017F;st sich<lb/>
übrigens den Höhlungen der Gesichtsknochen<lb/>
auf keinen Fall zuschreiben. Niemand empfin-<lb/>
det den Eindruck riechbarer Stoffe in diesen<lb/>
Höhlen, und bis in die Stirnhöhlen lassen sich<lb/>
keine Nerven verfolgen <note place="foot" n="f)"><hi rendition="#k">Blumenbach</hi> a. a. O. <hi rendition="#k">Scarpa</hi> anatom. annotat.<lb/>
p. <supplied>5</supplied>0. 65.</note>.</p><lb/>
              <p>Die eingezogene Luft wirkt zunächst auf<lb/>
die Schleimhaut der innern Nase, eine bey allen<lb/>
luftathmenden Wirbelthieren vorhandene, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Canäle</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0281] vermöge der wäſsrigen Feuchtigkeit, die in ihnen abgesondert werde und in die Nase ab- flieſse, mit dem Geruchssinn in Beziehung ste- hen, ist nicht wahrscheinlich. Die Schleimhaut der Nase sondert selber schon so stark ab, und auſserdem liefern die Sekretionsorgane der Thränen so viele in die Nase sich ergieſsende Flüssigkeit, daſs es keiner weitern Quellen zur Befeuchtung der Nasenhöhlen bedurfte. Auch haben einige Thiere, z. B. der Igel, eine immer feuchte Nase, ohne Stirnhöhlen zu besitzen, und die Wände dieser Sinus sind an frischen Men- schenköpfen immer glatt und feucht e). Eine unmittelbare Funktion beym Riechen läſst sich übrigens den Höhlungen der Gesichtsknochen auf keinen Fall zuschreiben. Niemand empfin- det den Eindruck riechbarer Stoffe in diesen Höhlen, und bis in die Stirnhöhlen lassen sich keine Nerven verfolgen f). Die eingezogene Luft wirkt zunächst auf die Schleimhaut der innern Nase, eine bey allen luftathmenden Wirbelthieren vorhandene, die Canäle e) In cranio hominis haec ossis frontis caverna semper inanis est, nec ullum humorem coercet, sed est ad- modum tersa et splondida. C. V. Schneider de osse cribriformi. p. 117. 118. f) Blumenbach a. a. O. Scarpa anatom. annotat. p. 50. 65.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/281
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/281>, abgerufen am 22.11.2024.