Bewegungen des Wassers durch die, schon von Malpichie) entdeckten, im 5ten Bande der Biologie (S. 177.) erwähnten und umständlicher von mir im 5ten Bande der Vermischten Schrif- ten (von G. R. und L. C. Treviranus S. 141.) beschriebenen, mit einer gelatinösen Materie angefüllten Röhren, in deren Basis Zweige der Nerven des fünften Paars dringen und deren äusseres Ende offen auf der Oberfläche des Körpers liegt. Dass die Gallerte dieser Röhren der Erzitterung von jeder leisen Bewegung des Wassers fähig ist und dass ihre Oscillationen sich zu den Nerven des innern Endes der Röhre fortpflanzen können, leidet keinen Zwei- fel. Ob indess die Funktion jener Organe sich nur auf ein solches Tasten beschränkt, ist eine Frage, zu deren Beantwortung es an Erfah- rungsgründen fehlt.
Zur Erforschung der Formen der Kör- per ist der Tastsinn vorzüglich bey dem Men- schen und den Affen organisirt. In Beziehung auf diesen Punkt hatte Buffonf) Recht, wenn er behauptete, dass nicht darum die Finger- spitzen der Hauptsitz des Tastorgans sind, weil sie mehr Nervenwärzchen und ein zarteres Ge-
fühl
e) Opp. posthuma. Venet. 1698. p. 25.
f) Hist. nat. T. IV. p. 379. der Zweybrücker Ausg.
O 4
Bewegungen des Wassers durch die, schon von Malpichie) entdeckten, im 5ten Bande der Biologie (S. 177.) erwähnten und umständlicher von mir im 5ten Bande der Vermischten Schrif- ten (von G. R. und L. C. Treviranus S. 141.) beschriebenen, mit einer gelatinösen Materie angefüllten Röhren, in deren Basis Zweige der Nerven des fünften Paars dringen und deren äuſseres Ende offen auf der Oberfläche des Körpers liegt. Daſs die Gallerte dieser Röhren der Erzitterung von jeder leisen Bewegung des Wassers fähig ist und daſs ihre Oscillationen sich zu den Nerven des innern Endes der Röhre fortpflanzen können, leidet keinen Zwei- fel. Ob indeſs die Funktion jener Organe sich nur auf ein solches Tasten beschränkt, ist eine Frage, zu deren Beantwortung es an Erfah- rungsgründen fehlt.
Zur Erforschung der Formen der Kör- per ist der Tastsinn vorzüglich bey dem Men- schen und den Affen organisirt. In Beziehung auf diesen Punkt hatte Buffonf) Recht, wenn er behauptete, daſs nicht darum die Finger- spitzen der Hauptsitz des Tastorgans sind, weil sie mehr Nervenwärzchen und ein zarteres Ge-
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e) Opp. posthuma. Venet. 1698. p. 25.
f) Hist. nat. T. IV. p. 379. der Zweybrücker Ausg.
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Bewegungen des Wassers durch die, schon von
Malpichi e) entdeckten, im 5ten Bande der
Biologie (S. 177.) erwähnten und umständlicher
von mir im 5ten Bande der Vermischten Schrif-
ten (von G. R. und L. C. Treviranus S. 141.)
beschriebenen, mit einer gelatinösen Materie
angefüllten Röhren, in deren Basis Zweige der
Nerven des fünften Paars dringen und deren
äuſseres Ende offen auf der Oberfläche des
Körpers liegt. Daſs die Gallerte dieser Röhren
der Erzitterung von jeder leisen Bewegung des
Wassers fähig ist und daſs ihre Oscillationen
sich zu den Nerven des innern Endes der
Röhre fortpflanzen können, leidet keinen Zwei-
fel. Ob indeſs die Funktion jener Organe sich
nur auf ein solches Tasten beschränkt, ist eine
Frage, zu deren Beantwortung es an Erfah-
rungsgründen fehlt.
Zur Erforschung der Formen der Kör-
per ist der Tastsinn vorzüglich bey dem Men-
schen und den Affen organisirt. In Beziehung
auf diesen Punkt hatte Buffon f) Recht, wenn
er behauptete, daſs nicht darum die Finger-
spitzen der Hauptsitz des Tastorgans sind, weil
sie mehr Nervenwärzchen und ein zarteres Ge-
fühl
e) Opp. posthuma. Venet. 1698. p. 25.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/227>, abgerufen am 25.11.2024.
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