Vermittelst ihrer Haare und Federn sind viele Thiere sehr reitzbar gegen jede Bewegung der Luft. Betrachtet man die äusserst zarten und höchst beweglichen Haare an den Fühlhörnern mancher Insekten, besonders aus der Familie der Zweyflügler, so kann man nicht zweifeln, dass schon ein sehr leiser Luftzug auf diese Thiere wirken muss, und nimmt man hierzu noch, dass die Haare und Federn auch für hygro- metrische und elektrische Einwirkungen sehr empfänglich seyn müssen, so lässt es sich eini- germaassen erklären, wie manche Thiere auf eine blos physische Art Vorgefühle oder Empfin- dungen aus der Ferne von Eindrücken haben können, die von unsern Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden.
Mit
des Hummers, bedeckt ist. Der Nervenstamm jedes Fühlhorns theilt sich, nachdem er in dasselbe einge- treten ist, in mehrere Zweige, die parallel neben einander fortgehen, sich bey ihrem Fortgange noch weiter in gleichlaufende, dünnere Zweige spalten und auf ihrem Wege Seitenfäden an die vordern Reihen der Glieder, auf welchen die erwähnten Papillen befindlich sind, abgeben. Wahrscheinlich waren es diese Wärzchen, was Baster für Oeffnun- gen hielt, und die kleinen Haare, womit die Wärz- chen besetzt sind, was er für weisse Fäden ansahe.
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Vermittelst ihrer Haare und Federn sind viele Thiere sehr reitzbar gegen jede Bewegung der Luft. Betrachtet man die äuſserst zarten und höchst beweglichen Haare an den Fühlhörnern mancher Insekten, besonders aus der Familie der Zweyflügler, so kann man nicht zweifeln, daſs schon ein sehr leiser Luftzug auf diese Thiere wirken muſs, und nimmt man hierzu noch, daſs die Haare und Federn auch für hygro- metrische und elektrische Einwirkungen sehr empfänglich seyn müssen, so läſst es sich eini- germaaſsen erklären, wie manche Thiere auf eine blos physische Art Vorgefühle oder Empfin- dungen aus der Ferne von Eindrücken haben können, die von unsern Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden.
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des Hummers, bedeckt ist. Der Nervenstamm jedes Fühlhorns theilt sich, nachdem er in dasselbe einge- treten ist, in mehrere Zweige, die parallel neben einander fortgehen, sich bey ihrem Fortgange noch weiter in gleichlaufende, dünnere Zweige spalten und auf ihrem Wege Seitenfäden an die vordern Reihen der Glieder, auf welchen die erwähnten Papillen befindlich sind, abgeben. Wahrscheinlich waren es diese Wärzchen, was Baster für Oeffnun- gen hielt, und die kleinen Haare, womit die Wärz- chen besetzt sind, was er für weiſse Fäden ansahe.
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[207/0225]
Vermittelst ihrer Haare und Federn sind
viele Thiere sehr reitzbar gegen jede Bewegung
der Luft. Betrachtet man die äuſserst zarten und
höchst beweglichen Haare an den Fühlhörnern
mancher Insekten, besonders aus der Familie der
Zweyflügler, so kann man nicht zweifeln, daſs
schon ein sehr leiser Luftzug auf diese Thiere
wirken muſs, und nimmt man hierzu noch,
daſs die Haare und Federn auch für hygro-
metrische und elektrische Einwirkungen sehr
empfänglich seyn müssen, so läſst es sich eini-
germaaſsen erklären, wie manche Thiere auf
eine blos physische Art Vorgefühle oder Empfin-
dungen aus der Ferne von Eindrücken haben
können, die von unsern Sinnesorganen nicht
wahrgenommen werden.
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*) des Hummers, bedeckt ist. Der Nervenstamm jedes
Fühlhorns theilt sich, nachdem er in dasselbe einge-
treten ist, in mehrere Zweige, die parallel neben
einander fortgehen, sich bey ihrem Fortgange noch
weiter in gleichlaufende, dünnere Zweige spalten
und auf ihrem Wege Seitenfäden an die vordern
Reihen der Glieder, auf welchen die erwähnten
Papillen befindlich sind, abgeben. Wahrscheinlich
waren es diese Wärzchen, was Baster für Oeffnun-
gen hielt, und die kleinen Haare, womit die Wärz-
chen besetzt sind, was er für weiſse Fäden ansahe.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/225>, abgerufen am 25.11.2024.
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