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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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grossen Höhlungen des Schädels zusammenhän-
genden Trommelhöhle. Die Ausdehnung dieser
Höhlen verminderte die Natur bey den Säug-
thieren. Sie gab diesen dafür eine Schnecke
von sehr zusammengesetzter Bildung, drey Ge-
hörknöchelchen, die beweglich durch eigene
Muskeln sind, und ein äusseres, zur Auffassung
und Leitung des Schalls eingerichtetes Ohr.

Die Stufenfolge in der Ausbildung des Ge-
ruchsorgans äussert sich vorzüglich in der zu-
nehmenden Ausdehnung der Fläche, worauf sich
die Geruchsnerven verbreiten, und in dem
Grade des Vermögens, dem Medium der Ge-
rüche Zugang zu dieser Fläche zu verschaffen.
Bey den Fischen besteht jenes Organ in einer
wenig geräumigen, mit einer gefaltenen Riech-
haut bedeckten Höhle, die das Thier vermittelst
einer Klappe gegen das eindringende Wasser
verschliessen kann, worin dasselbe aber nicht
willkührlich das Wasser aufzunehmen vermag.
Vermöge dieser willkührlichen Einwirkung auf
das Medium der Gerüche, die von dem Athmen
durch Lungen und von der Verbindung des
Geruchswerkzeugs mit den Respirationsorganen
abhangt, stehen die Amphibien, Vögel und
Säugthiere auf einer höhern Stufe der Vollkom-
menheit. Ausserdem nimmt in diesen Thier-
classen auch die Fläche, die den Geruchsnerven

zur

groſsen Höhlungen des Schädels zusammenhän-
genden Trommelhöhle. Die Ausdehnung dieser
Höhlen verminderte die Natur bey den Säug-
thieren. Sie gab diesen dafür eine Schnecke
von sehr zusammengesetzter Bildung, drey Ge-
hörknöchelchen, die beweglich durch eigene
Muskeln sind, und ein äuſseres, zur Auffassung
und Leitung des Schalls eingerichtetes Ohr.

Die Stufenfolge in der Ausbildung des Ge-
ruchsorgans äuſsert sich vorzüglich in der zu-
nehmenden Ausdehnung der Fläche, worauf sich
die Geruchsnerven verbreiten, und in dem
Grade des Vermögens, dem Medium der Ge-
rüche Zugang zu dieser Fläche zu verschaffen.
Bey den Fischen besteht jenes Organ in einer
wenig geräumigen, mit einer gefaltenen Riech-
haut bedeckten Höhle, die das Thier vermittelst
einer Klappe gegen das eindringende Wasser
verschlieſsen kann, worin dasselbe aber nicht
willkührlich das Wasser aufzunehmen vermag.
Vermöge dieser willkührlichen Einwirkung auf
das Medium der Gerüche, die von dem Athmen
durch Lungen und von der Verbindung des
Geruchswerkzeugs mit den Respirationsorganen
abhangt, stehen die Amphibien, Vögel und
Säugthiere auf einer höhern Stufe der Vollkom-
menheit. Auſserdem nimmt in diesen Thier-
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[197/0215] groſsen Höhlungen des Schädels zusammenhän- genden Trommelhöhle. Die Ausdehnung dieser Höhlen verminderte die Natur bey den Säug- thieren. Sie gab diesen dafür eine Schnecke von sehr zusammengesetzter Bildung, drey Ge- hörknöchelchen, die beweglich durch eigene Muskeln sind, und ein äuſseres, zur Auffassung und Leitung des Schalls eingerichtetes Ohr. Die Stufenfolge in der Ausbildung des Ge- ruchsorgans äuſsert sich vorzüglich in der zu- nehmenden Ausdehnung der Fläche, worauf sich die Geruchsnerven verbreiten, und in dem Grade des Vermögens, dem Medium der Ge- rüche Zugang zu dieser Fläche zu verschaffen. Bey den Fischen besteht jenes Organ in einer wenig geräumigen, mit einer gefaltenen Riech- haut bedeckten Höhle, die das Thier vermittelst einer Klappe gegen das eindringende Wasser verschlieſsen kann, worin dasselbe aber nicht willkührlich das Wasser aufzunehmen vermag. Vermöge dieser willkührlichen Einwirkung auf das Medium der Gerüche, die von dem Athmen durch Lungen und von der Verbindung des Geruchswerkzeugs mit den Respirationsorganen abhangt, stehen die Amphibien, Vögel und Säugthiere auf einer höhern Stufe der Vollkom- menheit. Auſserdem nimmt in diesen Thier- classen auch die Fläche, die den Geruchsnerven zur

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/215>, abgerufen am 26.11.2024.