sehr einfach sind. Die mehrsten besitzen zwar Augen, und selbst zahlreichere als irgend eines der Wirbelthiere. Allein diese Theile sind meist im Wesentlichen blos mit einer durchsichtigen Haut bedeckte Nervenenden. Sie würden dem Aeussern nach Tastorgane seyn, wenn ihre Bedeckungen undurchsichtig wären. Sie gehen wirklich auch bey verwandten Geschlechtern in Werkzeuge über, welche zu einem Tasten ohne unmittelbare Berührung dienen. Die Weinberg- schnecke (Helix Pomatia L.) trägt an dem Ende jedes der beyden grössern Fühlfäden ein Auge, worin sich ein eigener Sehenerve auf der hin- tern Fläche einer mit einer Hornhaut bedeck- ten Crystalllinse ausbreitet. Bey der schwarzen Wegschnecke (Limax ater L.), die ebenfalls vier Fühlfäden, zwey grössere und zwey klei- nere, besitzt, fand ich in jedem der grössern einen Nerven, der seinem Ursprunge, seinem Verlauf und seiner Gestalt nach mit dem Sehe- nerven der Weinbergschnecke ganz übereinkam, sich aber nicht hinter durchsichtigen Theilen endigte, sondern in einer undurchsichtigen Haut, einem Fortsatz derselben Membran, welcher die Seitentheile der Fühlfäden überzieht. Mit diesen zum Sehen ganz unfähigen Werkzeugen kundschaftet die Wegschnecke beym Kriechen alle ihr vorkommende Gegenstände eben so ohne unmittelbare Berührung, wie die Weinberg-
schnecke
VI. Bd. N
sehr einfach sind. Die mehrsten besitzen zwar Augen, und selbst zahlreichere als irgend eines der Wirbelthiere. Allein diese Theile sind meist im Wesentlichen blos mit einer durchsichtigen Haut bedeckte Nervenenden. Sie würden dem Aeuſsern nach Tastorgane seyn, wenn ihre Bedeckungen undurchsichtig wären. Sie gehen wirklich auch bey verwandten Geschlechtern in Werkzeuge über, welche zu einem Tasten ohne unmittelbare Berührung dienen. Die Weinberg- schnecke (Helix Pomatia L.) trägt an dem Ende jedes der beyden gröſsern Fühlfäden ein Auge, worin sich ein eigener Sehenerve auf der hin- tern Fläche einer mit einer Hornhaut bedeck- ten Crystalllinse ausbreitet. Bey der schwarzen Wegschnecke (Limax ater L.), die ebenfalls vier Fühlfäden, zwey gröſsere und zwey klei- nere, besitzt, fand ich in jedem der gröſsern einen Nerven, der seinem Ursprunge, seinem Verlauf und seiner Gestalt nach mit dem Sehe- nerven der Weinbergschnecke ganz übereinkam, sich aber nicht hinter durchsichtigen Theilen endigte, sondern in einer undurchsichtigen Haut, einem Fortsatz derselben Membran, welcher die Seitentheile der Fühlfäden überzieht. Mit diesen zum Sehen ganz unfähigen Werkzeugen kundschaftet die Wegschnecke beym Kriechen alle ihr vorkommende Gegenstände eben so ohne unmittelbare Berührung, wie die Weinberg-
schnecke
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sehr einfach sind. Die mehrsten besitzen zwar
Augen, und selbst zahlreichere als irgend eines
der Wirbelthiere. Allein diese Theile sind meist
im Wesentlichen blos mit einer durchsichtigen
Haut bedeckte Nervenenden. Sie würden dem
Aeuſsern nach Tastorgane seyn, wenn ihre
Bedeckungen undurchsichtig wären. Sie gehen
wirklich auch bey verwandten Geschlechtern in
Werkzeuge über, welche zu einem Tasten ohne
unmittelbare Berührung dienen. Die Weinberg-
schnecke (Helix Pomatia L.) trägt an dem Ende
jedes der beyden gröſsern Fühlfäden ein Auge,
worin sich ein eigener Sehenerve auf der hin-
tern Fläche einer mit einer Hornhaut bedeck-
ten Crystalllinse ausbreitet. Bey der schwarzen
Wegschnecke (Limax ater L.), die ebenfalls
vier Fühlfäden, zwey gröſsere und zwey klei-
nere, besitzt, fand ich in jedem der gröſsern
einen Nerven, der seinem Ursprunge, seinem
Verlauf und seiner Gestalt nach mit dem Sehe-
nerven der Weinbergschnecke ganz übereinkam,
sich aber nicht hinter durchsichtigen Theilen
endigte, sondern in einer undurchsichtigen Haut,
einem Fortsatz derselben Membran, welcher
die Seitentheile der Fühlfäden überzieht. Mit
diesen zum Sehen ganz unfähigen Werkzeugen
kundschaftet die Wegschnecke beym Kriechen
alle ihr vorkommende Gegenstände eben so ohne
unmittelbare Berührung, wie die Weinberg-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/205>, abgerufen am 23.11.2024.
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