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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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brechung der gewöhnlichen Thätigkeit desselben
wird erleiden können, da hier die Duplicität der
meisten Organe, die gänzliche Abwesenheit aller
mechanischen Verrichtungen, ein Haupthinder-
niss der Reproduktion bey Verletzungen aller
übrigen Theile, und die durch längern und tie-
fern Schlaf erleichterte Restauration der Kräfte
die Fortsetzung dieser Thätigkeit begünstigen.
Auch in der Wandelbarkeit der nach Hirnver-
letzungen eintretenden Symptome liegt nichts,
was nicht das Gehirn mit allen übrigen Organen,
die andern als blos mechanischen Zwecken die-
nen, gemein hätte. Die Form und der Grad
der Krankheit wird in jenen wie in diesen durch
Alter, Geschlecht, Temperament, Idiosynkrasien,
vorhergegangene Krankheiten u. s. w. modifizirt,
und in jenen wie in diesen sind Veränderungen
der Mischung und der feinern Textur aus in-
nern Ursachen oft von weit schwerern Folgen,
als Verletzungen der Form durch äussere Kräfte.
Nur die letztern aber zeigen sich dem Zerglie-
derer. Was endlich die bisherigen Versuche am
Gehirn lebender Thiere betrifft, so wird Keiner,
der mit den grossen Schwierigkeiten derselben
aus eigener Erfahrung einigermassen bekannt ist,
sich über die Widersprüche in den Resultaten
derselben wundern. So viel ist also richtig, dass
es sehr schwer hält, pathologische Beobachtungen
über die Funktionen des Gehirns zu machen,

die
VI. Bd. H

brechung der gewöhnlichen Thätigkeit desselben
wird erleiden können, da hier die Duplicität der
meisten Organe, die gänzliche Abwesenheit aller
mechanischen Verrichtungen, ein Haupthinder-
niſs der Reproduktion bey Verletzungen aller
übrigen Theile, und die durch längern und tie-
fern Schlaf erleichterte Restauration der Kräfte
die Fortsetzung dieser Thätigkeit begünstigen.
Auch in der Wandelbarkeit der nach Hirnver-
letzungen eintretenden Symptome liegt nichts,
was nicht das Gehirn mit allen übrigen Organen,
die andern als blos mechanischen Zwecken die-
nen, gemein hätte. Die Form und der Grad
der Krankheit wird in jenen wie in diesen durch
Alter, Geschlecht, Temperament, Idiosynkrasien,
vorhergegangene Krankheiten u. s. w. modifizirt,
und in jenen wie in diesen sind Veränderungen
der Mischung und der feinern Textur aus in-
nern Ursachen oft von weit schwerern Folgen,
als Verletzungen der Form durch äuſsere Kräfte.
Nur die letztern aber zeigen sich dem Zerglie-
derer. Was endlich die bisherigen Versuche am
Gehirn lebender Thiere betrifft, so wird Keiner,
der mit den groſsen Schwierigkeiten derselben
aus eigener Erfahrung einigermaſsen bekannt ist,
sich über die Widersprüche in den Resultaten
derselben wundern. So viel ist also richtig, daſs
es sehr schwer hält, pathologische Beobachtungen
über die Funktionen des Gehirns zu machen,

die
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[113/0129] brechung der gewöhnlichen Thätigkeit desselben wird erleiden können, da hier die Duplicität der meisten Organe, die gänzliche Abwesenheit aller mechanischen Verrichtungen, ein Haupthinder- niſs der Reproduktion bey Verletzungen aller übrigen Theile, und die durch längern und tie- fern Schlaf erleichterte Restauration der Kräfte die Fortsetzung dieser Thätigkeit begünstigen. Auch in der Wandelbarkeit der nach Hirnver- letzungen eintretenden Symptome liegt nichts, was nicht das Gehirn mit allen übrigen Organen, die andern als blos mechanischen Zwecken die- nen, gemein hätte. Die Form und der Grad der Krankheit wird in jenen wie in diesen durch Alter, Geschlecht, Temperament, Idiosynkrasien, vorhergegangene Krankheiten u. s. w. modifizirt, und in jenen wie in diesen sind Veränderungen der Mischung und der feinern Textur aus in- nern Ursachen oft von weit schwerern Folgen, als Verletzungen der Form durch äuſsere Kräfte. Nur die letztern aber zeigen sich dem Zerglie- derer. Was endlich die bisherigen Versuche am Gehirn lebender Thiere betrifft, so wird Keiner, der mit den groſsen Schwierigkeiten derselben aus eigener Erfahrung einigermaſsen bekannt ist, sich über die Widersprüche in den Resultaten derselben wundern. So viel ist also richtig, daſs es sehr schwer hält, pathologische Beobachtungen über die Funktionen des Gehirns zu machen, die VI. Bd. H

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/129>, abgerufen am 30.11.2024.