Erfolg beobachtet, als ich blosses Wasser, das eine Temperatur von 70° R. hatte, in ein kaltes Gefäss goss, und darin ein Thermometer bald zur Oberfläche heraufzog, bald zum Boden her- absenkte. Gordon führt noch einen zweyten Ver- such an, wo ein Fahrenheitsches Thermometer, das in der Tiefe des Bluts 73° zeigte, in der Mitte des Blutkuchens auf 85° stieg. Er giebt hierbey aber nicht an, wie die Veränderungen der Temperatur an der Oberfläche vom Anfang des Versuchs an waren.
Man begreift jetzt, in wiefern der Verdau- ung, der Ernährung, der Thätigkeit der Gefässe und dem Einfluss der Nerven Antheil an der Her- vorbringung der Lebenswärme zukömmt. Sie wir- ken nach unserer Theorie insofern auf diese, als theils durch sie diejenige Mischung des Bluts, vermöge welcher dasselbe fähig ist, beym Durch- gang durch die Lungen eine Erhöhung seiner Wärmecapacität zu erleiden, unterhalten, theils die in den Lungen von dem Arterienblut gebun- dene Wärme beym Fortgang desselben wieder frey gemacht wird.
Die nächste Ursache jener Veränderungen ist die Einwirkung der Nerven auf das Blut. Nur hiervon kann die Ausdehnung und Zusammenzie- hung dieser Flüssigkeit, welche die Bindung und Entbindung von Wärme zur Folge hat, abhän-
gen.
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Erfolg beobachtet, als ich bloſses Wasser, das eine Temperatur von 70° R. hatte, in ein kaltes Gefäſs goſs, und darin ein Thermometer bald zur Oberfläche heraufzog, bald zum Boden her- absenkte. Gordon führt noch einen zweyten Ver- such an, wo ein Fahrenheitsches Thermometer, das in der Tiefe des Bluts 73° zeigte, in der Mitte des Blutkuchens auf 85° stieg. Er giebt hierbey aber nicht an, wie die Veränderungen der Temperatur an der Oberfläche vom Anfang des Versuchs an waren.
Man begreift jetzt, in wiefern der Verdau- ung, der Ernährung, der Thätigkeit der Gefäſse und dem Einfluſs der Nerven Antheil an der Her- vorbringung der Lebenswärme zukömmt. Sie wir- ken nach unserer Theorie insofern auf diese, als theils durch sie diejenige Mischung des Bluts, vermöge welcher dasselbe fähig ist, beym Durch- gang durch die Lungen eine Erhöhung seiner Wärmecapacität zu erleiden, unterhalten, theils die in den Lungen von dem Arterienblut gebun- dene Wärme beym Fortgang desselben wieder frey gemacht wird.
Die nächste Ursache jener Veränderungen ist die Einwirkung der Nerven auf das Blut. Nur hiervon kann die Ausdehnung und Zusammenzie- hung dieser Flüssigkeit, welche die Bindung und Entbindung von Wärme zur Folge hat, abhän-
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Erfolg beobachtet, als ich bloſses Wasser, das
eine Temperatur von 70° R. hatte, in ein kaltes
Gefäſs goſs, und darin ein Thermometer bald
zur Oberfläche heraufzog, bald zum Boden her-
absenkte. Gordon führt noch einen zweyten Ver-
such an, wo ein Fahrenheitsches Thermometer,
das in der Tiefe des Bluts 73° zeigte, in der
Mitte des Blutkuchens auf 85° stieg. Er giebt
hierbey aber nicht an, wie die Veränderungen
der Temperatur an der Oberfläche vom Anfang
des Versuchs an waren.
Man begreift jetzt, in wiefern der Verdau-
ung, der Ernährung, der Thätigkeit der Gefäſse
und dem Einfluſs der Nerven Antheil an der Her-
vorbringung der Lebenswärme zukömmt. Sie wir-
ken nach unserer Theorie insofern auf diese, als
theils durch sie diejenige Mischung des Bluts,
vermöge welcher dasselbe fähig ist, beym Durch-
gang durch die Lungen eine Erhöhung seiner
Wärmecapacität zu erleiden, unterhalten, theils
die in den Lungen von dem Arterienblut gebun-
dene Wärme beym Fortgang desselben wieder frey
gemacht wird.
Die nächste Ursache jener Veränderungen ist
die Einwirkung der Nerven auf das Blut. Nur
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hung dieser Flüssigkeit, welche die Bindung und
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/81>, abgerufen am 23.11.2024.
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