sind die letztern bey jedem Thier besonders de- terminirt, und in dieser Bestimmung hab[ - 6 Zeichen fehlen] sehr enge Schranken, aber auch eine hohe [ - 5 Zeichen fehlen] kommenheit. In Beziehung auf jene Art des en- stinkts hatte Reimaruse) nicht Unrecht, in seine Erklärung des Kunsttriebs die Seelenkräfte mit einzumischen. Aber diese Erklärung gilt nicht von dem Instinkt im Allgemeinen, den Reimarus nicht immer genug vor Augen hatte.
Dauern die erwähnten Modifikationen fort, so kann endlich das Bewusstseyn bey der Hervor- bringung derselben verloren gehen, und der In- stinkt eine andere, sogar erbliche Richtung be- kommen. Auf diese Weise sind die Kunstfertig- keiten unserer Hausthiere, besonders der verschie- denen Hunderacen, entstanden. Der Jagdhund äussert in seinem jetzigen Zustand schon gleich nach der Geburt einen andern Instinkt wie der Pudel, dieser einen andern wie der Schäfer- hund u. s. w. Aber dass die ersten Stamm- eltern dieser Thiere ganz andere, ihrem ursprüng- lichen Zustand angemessenere Naturtriebe beses- sen haben müssen, zeigt sich an den verwil- derten Hunden, die in Heerden von mehrern Hunderten leben, gemeinschaftlich auf Raub aus- gehen, vereinigt die stärksten Thiere anfallen, in Südamerika ihre Jungen in Höhlen aufzie-
hen
e) A. a. O. S. 404.
sind die letztern bey jedem Thier besonders de- terminirt, und in dieser Bestimmung hab[ – 6 Zeichen fehlen] sehr enge Schranken, aber auch eine hohe [ – 5 Zeichen fehlen] kommenheit. In Beziehung auf jene Art des en- stinkts hatte Reimaruse) nicht Unrecht, in seine Erklärung des Kunsttriebs die Seelenkräfte mit einzumischen. Aber diese Erklärung gilt nicht von dem Instinkt im Allgemeinen, den Reimarus nicht immer genug vor Augen hatte.
Dauern die erwähnten Modifikationen fort, so kann endlich das Bewuſstseyn bey der Hervor- bringung derselben verloren gehen, und der In- stinkt eine andere, sogar erbliche Richtung be- kommen. Auf diese Weise sind die Kunstfertig- keiten unserer Hausthiere, besonders der verschie- denen Hunderaçen, entstanden. Der Jagdhund äuſsert in seinem jetzigen Zustand schon gleich nach der Geburt einen andern Instinkt wie der Pudel, dieser einen andern wie der Schäfer- hund u. s. w. Aber daſs die ersten Stamm- eltern dieser Thiere ganz andere, ihrem ursprüng- lichen Zustand angemessenere Naturtriebe beses- sen haben müssen, zeigt sich an den verwil- derten Hunden, die in Heerden von mehrern Hunderten leben, gemeinschaftlich auf Raub aus- gehen, vereinigt die stärksten Thiere anfallen, in Südamerika ihre Jungen in Höhlen aufzie-
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sind die letztern bey jedem Thier besonders de-
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sehr enge Schranken, aber auch eine hohe _____
kommenheit. In Beziehung auf jene Art des en-
stinkts hatte Reimarus e) nicht Unrecht, in seine
Erklärung des Kunsttriebs die Seelenkräfte mit
einzumischen. Aber diese Erklärung gilt nicht
von dem Instinkt im Allgemeinen, den Reimarus
nicht immer genug vor Augen hatte.
Dauern die erwähnten Modifikationen fort, so
kann endlich das Bewuſstseyn bey der Hervor-
bringung derselben verloren gehen, und der In-
stinkt eine andere, sogar erbliche Richtung be-
kommen. Auf diese Weise sind die Kunstfertig-
keiten unserer Hausthiere, besonders der verschie-
denen Hunderaçen, entstanden. Der Jagdhund
äuſsert in seinem jetzigen Zustand schon gleich
nach der Geburt einen andern Instinkt wie der
Pudel, dieser einen andern wie der Schäfer-
hund u. s. w. Aber daſs die ersten Stamm-
eltern dieser Thiere ganz andere, ihrem ursprüng-
lichen Zustand angemessenere Naturtriebe beses-
sen haben müssen, zeigt sich an den verwil-
derten Hunden, die in Heerden von mehrern
Hunderten leben, gemeinschaftlich auf Raub aus-
gehen, vereinigt die stärksten Thiere anfallen,
in Südamerika ihre Jungen in Höhlen aufzie-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/448>, abgerufen am 24.11.2024.
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