nommen ist, oder wenn der thierische Magne- tismus bey reitzbaren Personen angewandt wird. Ist die Dose des Gifts nur gering, und geschieht die Anwendung desselben bey weniger reitzbaren Menschen, so beschränkt sich die Erregung auf vermehrte Thätigkeit des Herzens und erhöhete Neigung des Bluts zum Gerinnen. Durch krampf- hafte Bewegungen äussert sich auch der Anfang jeder ansteckenden Krankheit.
2. Bey fortgesetzter Wirkung eines und des- selben Reitzes nimmt die Empfänglichkeit für denselben immer mehr ab. Die Abnahme ist um so grösser, je mehr der Reitz specifisch auf das ganze Nervensystem wirkt. Man beobachtet sie daher vorzüglich bey der Anwendung des Mohn- safts und der übrigen narkotischen Mittel, doch in minderm Grade auch bey örtlichen mechani- schen Reitzungen der Nerven q). Auf diesem Gesetz beruhet das Gewöhnungsvermögen der Thiere. Die Abstumpfung gegen einen und den- selben Reitz findet indess nur in Beziehung auf den unmittelbaren, reitzenden Einfluss desselben statt. Jener kann aber Nebenwirkungen äussern, die durch keine Angewöhnung aufgehoben wer- den. Die Oxyde des Arseniks, Bleys, Queck- silbers u. s. w. können nach und nach ihren un- mittelbaren schädlichen Einfluss auf das Nerven-
system,
q)Bichat a. a. O. Th. 1. Abth. 1. S. 239.
nommen ist, oder wenn der thierische Magne- tismus bey reitzbaren Personen angewandt wird. Ist die Dose des Gifts nur gering, und geschieht die Anwendung desselben bey weniger reitzbaren Menschen, so beschränkt sich die Erregung auf vermehrte Thätigkeit des Herzens und erhöhete Neigung des Bluts zum Gerinnen. Durch krampf- hafte Bewegungen äuſsert sich auch der Anfang jeder ansteckenden Krankheit.
2. Bey fortgesetzter Wirkung eines und des- selben Reitzes nimmt die Empfänglichkeit für denselben immer mehr ab. Die Abnahme ist um so gröſser, je mehr der Reitz specifisch auf das ganze Nervensystem wirkt. Man beobachtet sie daher vorzüglich bey der Anwendung des Mohn- safts und der übrigen narkotischen Mittel, doch in minderm Grade auch bey örtlichen mechani- schen Reitzungen der Nerven q). Auf diesem Gesetz beruhet das Gewöhnungsvermögen der Thiere. Die Abstumpfung gegen einen und den- selben Reitz findet indeſs nur in Beziehung auf den unmittelbaren, reitzenden Einfluſs desselben statt. Jener kann aber Nebenwirkungen äuſsern, die durch keine Angewöhnung aufgehoben wer- den. Die Oxyde des Arseniks, Bleys, Queck- silbers u. s. w. können nach und nach ihren un- mittelbaren schädlichen Einfluſs auf das Nerven-
system,
q)Bichat a. a. O. Th. 1. Abth. 1. S. 239.
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nommen ist, oder wenn der thierische Magne-
tismus bey reitzbaren Personen angewandt wird.
Ist die Dose des Gifts nur gering, und geschieht
die Anwendung desselben bey weniger reitzbaren
Menschen, so beschränkt sich die Erregung auf
vermehrte Thätigkeit des Herzens und erhöhete
Neigung des Bluts zum Gerinnen. Durch krampf-
hafte Bewegungen äuſsert sich auch der Anfang
jeder ansteckenden Krankheit.
2. Bey fortgesetzter Wirkung eines und des-
selben Reitzes nimmt die Empfänglichkeit für
denselben immer mehr ab. Die Abnahme ist um
so gröſser, je mehr der Reitz specifisch auf das
ganze Nervensystem wirkt. Man beobachtet sie
daher vorzüglich bey der Anwendung des Mohn-
safts und der übrigen narkotischen Mittel, doch
in minderm Grade auch bey örtlichen mechani-
schen Reitzungen der Nerven q). Auf diesem
Gesetz beruhet das Gewöhnungsvermögen der
Thiere. Die Abstumpfung gegen einen und den-
selben Reitz findet indeſs nur in Beziehung auf
den unmittelbaren, reitzenden Einfluſs desselben
statt. Jener kann aber Nebenwirkungen äuſsern,
die durch keine Angewöhnung aufgehoben wer-
den. Die Oxyde des Arseniks, Bleys, Queck-
silbers u. s. w. können nach und nach ihren un-
mittelbaren schädlichen Einfluſs auf das Nerven-
system,
q) Bichat a. a. O. Th. 1. Abth. 1. S. 239.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/406>, abgerufen am 23.11.2024.
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