zu schliessen. Aus demselben Grunde werden wir die Wirkungen der Miasmen und Contagien in Betrachtung ziehen müssen.
Diese haben meist keinen so unmittelbaren Einfluss auf die Nerven, als viele Gifte und Arz- neyen. Einige, z. B. die Krätze, die Gonorrhoe u. s. w. wirken blos örtlich, und zwar nur auf die Haut, oder auf absondernde Organe, nicht aber, als etwa zufällig, auf die Nerven. An- dere, z. B. das Gift der Lustseuche, haben einen allgemeinen Einfluss, der sich aber anfänglich blos auf die Ernährungsprocesse beschränkt. In der Folge leiden zwar auch die Nerven, doch nur weil die Ernährung derselben krankhaft verändert ist. Bey vielen ansteckenden Krankheiten, z. B. den Pocken, dem Scharlachfieber, den Masern, den Nerven- und Faulfiebern, der Hundswuth u. s. w. findet allerdings ein Leiden des Nerven- systems statt, das nur von einem sehr heftigen Reitz herrühren kann. Aber auch hier ist die Ernährung immer die Funktion, von welcher das Uebel ausgeht. Die Contagien jener Krankheiten verändern nicht ganz auf dieselbe Art das Blut wie die Gifte. Ihre Wirkungen hängen nicht von ihrer Quantität ab; sie können Wochen und Mo- nate im Körper verborgen liegen, ehe sie be- merkbare Symptome hervorbringen; die Krank heiten, die sie erregen, sind immer von einerley
Art
B b 3
zu schlieſsen. Aus demselben Grunde werden wir die Wirkungen der Miasmen und Contagien in Betrachtung ziehen müssen.
Diese haben meist keinen so unmittelbaren Einfluſs auf die Nerven, als viele Gifte und Arz- neyen. Einige, z. B. die Krätze, die Gonorrhoe u. s. w. wirken blos örtlich, und zwar nur auf die Haut, oder auf absondernde Organe, nicht aber, als etwa zufällig, auf die Nerven. An- dere, z. B. das Gift der Lustseuche, haben einen allgemeinen Einfluſs, der sich aber anfänglich blos auf die Ernährungsprocesse beschränkt. In der Folge leiden zwar auch die Nerven, doch nur weil die Ernährung derselben krankhaft verändert ist. Bey vielen ansteckenden Krankheiten, z. B. den Pocken, dem Scharlachfieber, den Masern, den Nerven- und Faulfiebern, der Hundswuth u. s. w. findet allerdings ein Leiden des Nerven- systems statt, das nur von einem sehr heftigen Reitz herrühren kann. Aber auch hier ist die Ernährung immer die Funktion, von welcher das Uebel ausgeht. Die Contagien jener Krankheiten verändern nicht ganz auf dieselbe Art das Blut wie die Gifte. Ihre Wirkungen hängen nicht von ihrer Quantität ab; sie können Wochen und Mo- nate im Körper verborgen liegen, ehe sie be- merkbare Symptome hervorbringen; die Krank heiten, die sie erregen, sind immer von einerley
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zu schlieſsen. Aus demselben Grunde werden
wir die Wirkungen der Miasmen und Contagien
in Betrachtung ziehen müssen.
Diese haben meist keinen so unmittelbaren
Einfluſs auf die Nerven, als viele Gifte und Arz-
neyen. Einige, z. B. die Krätze, die Gonorrhoe
u. s. w. wirken blos örtlich, und zwar nur auf
die Haut, oder auf absondernde Organe, nicht
aber, als etwa zufällig, auf die Nerven. An-
dere, z. B. das Gift der Lustseuche, haben einen
allgemeinen Einfluſs, der sich aber anfänglich blos
auf die Ernährungsprocesse beschränkt. In der
Folge leiden zwar auch die Nerven, doch nur
weil die Ernährung derselben krankhaft verändert
ist. Bey vielen ansteckenden Krankheiten, z. B.
den Pocken, dem Scharlachfieber, den Masern,
den Nerven- und Faulfiebern, der Hundswuth
u. s. w. findet allerdings ein Leiden des Nerven-
systems statt, das nur von einem sehr heftigen
Reitz herrühren kann. Aber auch hier ist die
Ernährung immer die Funktion, von welcher das
Uebel ausgeht. Die Contagien jener Krankheiten
verändern nicht ganz auf dieselbe Art das Blut
wie die Gifte. Ihre Wirkungen hängen nicht von
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/401>, abgerufen am 22.11.2024.
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